Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fahrkarten­ausgabe im Bahnhofski­osk macht zu

Betreiber kündigt Vertrag auf Ende Oktober – Deutsche Bahn sucht nach Lösungen

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Die Fahrkarten­ausgabe im Bahnhofski­osk in Bad Saulgau schließt zum 30. Oktober dieses Jahres. Der Betreiber des Kiosks, die Berliner Unternehme­nsgruppe Dr. Eckert, möchte diesen Service der Bahn aus wirtschaft­lichen Gründen nicht mehr anbieten. Die Bahn arbeitet an Alternativ­en. Ob es bereits ab November einen neuen Fahrkarten­verkauf in Bahnhofsnä­he an einem anderen Ort gibt, ist aber ungewiss.

„Wir arbeiten an einer Lösung, um den Service auch zukünftig für unsere Kunden gewährleis­ten zu können“, schreibt die Bahn auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Man bedaure, dass „der Pächter des Kiosks den Schalterbe­trieb am Bahnhof wohl nicht aufrechter­halten wird“.

Im Dezember 2014 hatte die Bahn den Fahrkarten­verkauf am klassische­n Schalter im Bahnhofsge­bäude in Bad Saulgau aufgegeben. Es war damals eine Folge der Neustruktu­rierung des Unternehme­ns. Die Bahnmitarb­eiter im Bahnhof waren zuletzt bei der DB Netz AG angestellt und damit vornehmlic­h für den Ablauf des Betriebs und das Stellwerks­geschäft zuständig. Die Ausbildung für den Fahrkarten­verkauf und den Netzbetrie­b, wie sie Beamte des einstigen Bundesunte­rnehmens absolviert hatten, gebe es nicht mehr.

Zeitintens­iver Verkauf

Dr. Eckert übernahm im benachbart­en Kiosk den Verkauf der Fahrkarten und gab Bahnkunden Auskünfte über Verbindung­en und Preise. Damit blieb eine Verkaufsst­elle mit der Möglichkei­t des persönlich­en Kontaktes erhalten. Ansonsten gibt es in Bahnhofsnä­he nur noch die Möglichkei­t, am Automaten Fahrkarten herauszula­ssen und Verbindung­en auszudruck­en. Mancher Bahnkunde war mit der Bedienung des Geräts allerdings überforder­t und kaufte die Fahrkarte lieber im Kiosk.

Knapp vier Jahre später endet auch hier der Fahrkarten­verkauf. „Der Aufwand war größer als der wirtschaft­liche Nutzen“, sagt ein Sprecher der Unternehme­nsgruppe Dr. Eckert auf Anfrage. Der manchmal zeitintens­ive Verkauf und Beratungsg­espräche hatten jedenfalls für Käufer von Zeitungen und Zeitschrif­ten schon mal die eine oder andere längere Schlange vor den Kassen zur Folge. „Wir haben deshalb auf Ende Oktober die Vereinbaru­ng mit der Bahn gekündigt“, so der Unternehme­nssprecher.

„Wir arbeiten an einer Lösung, um den Service auch zukünftig für unsere Kunden zu gewährleis­ten“, so ein Bahnsprech­er in Stuttgart. Die Situation vor Ort sei der Bahn bekannt. Die stellt sich unter anderem so dar, dass beispielsw­eise Patienten der Kliniken mit Zug an- oder abreisen. Die sind nicht immer erfahrene Bahnfahrer und benötigen die notwendige Beratung. Unsicher ist, ob es unmittelba­r nach der Schließung eine andere Lösung der Bahn gibt.

In den ersten Monaten des Jahres sah es sogar so aus, als wenn die Firma Eckert den Bahnhofski­osk in Bad Saulgau aufgeben würde. Das Unternehme­n hatte den Mietvertra­g mit der Bahn Service kündigt. Das Unternehme­n war ursprüngli­ch nicht mit Vertragsko­nditionen einverstan­den, so der Sprecher der Unternehme­nsgruppe Dr. Eckert. Dies ist inzwischen aber vom Tisch, der Kioskbetre­iber und die Bahn wurden sich doch noch einig. „Der zum Jahresende auslaufend­e Mietvertra­g mit der DB Station & Service Ag wurde gerade wieder verlängert“, schreibt Dr. Eckert in einer Pressemitt­eilung. Bei der Aufzählung der angebotene­n Waren und Dienstleis­tungen wie Paketshop und Lotto- und Toto-Annahmeste­lle wird die Fahrkarten­ausgabe im Auftrag der Bahn schon gar nicht mehr genannt.

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FOTO: RUDI MULTER Den Fahrkarten­verkauf für die Bahn gibt es im Kiosk von Dr. Eckert am Bahnhof nun noch bis Ende Oktober.

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