Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mehr Lehrer, mehr Teamwork

- Von Kara Ballarin ●» k.ballarin@schwaebisc­he.de

Jede zehnte Unterricht­sstunde an Baden-Württember­gs Schulen findet nicht wie geplant statt. Zu dieser Erkenntnis kommt die aktuellste Erhebung des Kultusmini­steriums. Dieser Wert ist glaubwürdi­g, denn zum ersten Mal überhaupt sind im Juni eine Woche lang alle 4500 Schulen im Land zum Unterricht­sausfall befragt worden. Dass sich Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann nicht mehr nur auf eine einzige Stichprobe im Jahr verlassen möchte, sondern mehrfache Vollerhebu­ngen plant, ist lobenswert. Denn nur wer sich der Wirklichke­it an den Schulen nähert, kann gegenwirke­n.

Dass dies nötig ist, ist spätestens seit den Bildungsst­udien der vergangene­n Jahre klar. Baden-Württember­gs Schüler werden von ihren Altersgeno­ssen in anderen Bundesländ­ern abgehängt. Eisenmann hat sich die Qualitätss­teigerung an den Schulen zu Recht zum Leitmotiv gemacht. Bevor es aber um Unterricht­sinhalte geht, stehen zwei Faktoren im Fokus: Zum einen muss Unterricht überhaupt stattfinde­n. Um den Ausfall von 4,1 Prozent zu reduzieren, braucht es schlicht mehr Personal. Es sind zu wenige Lehrer an den Südwest-Schulen beschäftig­t. Das liegt zum Teil am akuten Lehrermang­el in manchen Bereichen, der nicht so leicht zu beheben ist. Ein weiterer Grund ist aber, dass den Schulen zu wenige Lehrerstel­len zugeteilt werden. Wenigstens der planbare Ausfall von Lehrern – etwa wegen Elternzeit oder Mutterschu­tz – kann frühzeitig eingerechn­et werden.

Zum anderen muss sichergest­ellt sein, dass Schüler im Vertretung­sunterrich­t lernen und nicht nur die Zeit absitzen. Hierfür müssen sich die Lehrer bewegen. Schon heute gibt es Schulen, die mit guten Konzepten arbeiten, etwa ihre Unterricht­seinheiten und Arbeitsblä­tter im Team erarbeiten und so genau wissen, auf welchem Stand die Klassen der Kollegen sind. Eine qualitativ hochwertig­e Vertretung wird so möglich.

Die Zeiten, in denen Lehrer Einzelkämp­fer waren und Zusammenar­beit mit Kollegen als Zumutung verstanden, sind vorbei. Viele Pädagogen haben das längst entdeckt und genießen das Teamwork. Wer das noch nicht verstanden hat, sollte das schleunigs­t tun.

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