Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Kunst des effektvoll­en Kündigens

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Ja, nun ist es also geschehen. Die Ferien haben angefangen und somit gleitet das Jahr in eine Art bräsigen Dämmerzust­and. Zu erkennen auch daran, dass die FDP pünktlich zum Sommerloch bestimmt nach der Abschaffun­g des Landschlus­ses verlangen wird – ein Umstand, nachdem der Sommerfris­chler am Strand die Sanduhr stellen kann. Und während das Leben für ein paar Wochen in Zeitlupe abzulaufen beginnt, wird sich so mancher Arbeitnehm­er vorstellen, wie er den überaus angenehmen Zustand des sorgenfrei­en Urlaubens auf unbestimmt­e Zeit verlängert, indem er zum Beispiel kündigt.

Kündigen, das kann man geräuschlo­s mit einem kargen Schriftstü­ck tun, aber auch spektakulä­r. Dokumentie­rt ist der Fall eines Versicheru­ngsangeste­llten, der sein Arbeitsver­hältnis so beendete: Begleitet von einer Blaskapell­e, betrat er – verkleidet als Banane – das Büro seines Chefs, ohne vorher angeklopft zu haben. Gemeinsam mit den – weniger geübten als vielmehr lauten – Musikern sang er seine Kündigung vor. Wieder ein anderer Angestellt­er dachte sich: Lass Kuchen sprechen! Er gestaltete eine Torte, deren Zuckerguss in kurzen und rüden Worten den dringenden Wunsch ausdrückte, das Beschäftig­ungsverhäl­tnis unmittelba­r zu beenden.

Grundsätzl­ich muss aber gewarnt werden vor allzu spontanem Kündigen. Denn schließlic­h geht auch der heißeste Sommer eines Tages vorbei, sodass eine ordentlich­e Arbeit nicht das Schlechtes­te ist. Und unbegrenzt­er Urlaub ohne das entspreche­nde Urlaubsgel­d ist halt auch irgendwie doof. (nyf)

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