Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Täuschungen auf der Spur
Das CVUA schützt Verbraucher vor falschen Deklarationen und gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen
SIGMARINGEN - 8120 Proben hat das Chemische- und Veterinäruntersuchungsamt Sigmaringen (CVUA) im Jahr 2017 untersucht. Bei 19 Prozent der Proben wurden Rechtsverstöße festgestellt, aber nur 0,16 Prozent (13 Proben) erwiesen sich als gesundheitsschädlich. Das hat die neue Chefin der Einrichtung, Mirjam Zeiher, am Donnerstag in ihrem Jahresbericht verkündet. Die meisten Beanstandungen bezogen sich auf die falsche Deklaration der Produkte, etwa, weil Lebensmittel, die in Deutschland verkauft wurden, nicht mit einem deutschsprachigen Etikett ausgezeichnet gewesen waren. Auch täuschenden Angaben ist die Behörde auf der Spur, beispielsweise, wenn Eis mit synthetischem Vanillearoma den Namen „Vanilleeis“trägt, obwohl es eigentlich „Eis mit Vanillegeschmack“heißen müsste. Von 22 im Jahr 2017 untersuchten Eisproben waren zwölf falsch bezeichnet worden, weil die Herkunft der Vanille nicht klar deklariert war. Natürliches Vanillearoma muss zu 95 Prozent aus Vanille bestehen – die restlichen fünf Prozent müssen ebenfalls aus einem Aroma natürlichen Ursprungs bestehen.
Das CVUA mit seinen 119 Mitarbeitern verschiedenster Berufsgruppen arbeitet eng mit der Unteren Lebensmittelbehörde des Landratsamtes zusammen. Die Lebensmittelkontrolleure des Landratsamtes reichen zu untersuchende Proben an das CVUA weiter, welche dann in den Laboren ausgewertet werden. Das CVUA verfasst dann ein Gutachten mit dem Ergebnis, auf Grundlage dessen die Untere Lebensmittelbehörde gegebenenfalls weitere Schritte einleiten kann.
Im Fokus der Einrichtung steht auch nach wie vor die Behebung des Personaldefizits – im Haushalt 2018/ 2019 wurden zwei Sachverständigerstellen ausgewiesen, was laut Zeiher ihrem Vorgänger Bernfried Glück zu verdanken sei. „Wir hoffen, dass wir auch in den nächsten Verhandlungen erfolgreich sind“, sagte sie. Auch auf Fortbildungen für Mitarbeiter, der Öffentlichkeitsarbeit und der Ausbildung von Nachwuchskräften, liege ein Schwerpunkt der Einrichtung.
Proben aus aller Welt werden untersucht
Proben aus aller Welt landen bei dem Sigmaringer CVUA. So untersucht die Behörde beispielsweise Konfitüren, die gesetzlich vorgeschrieben einen Gesamtzuckeranteil von mindestens 60 Prozent vorweisen müssen, da sie sonst als Fruchtaufstrich gelten. Stichprobenartig werden Produkte auf ihre Deklaration und Inhaltsstoffe untersucht – oder auf Bakterien wie Bacillus Cereus oder Listerien, aber auch Schwermetalle (im Trinkwasser) oder Schadstoffe, etwa in Tabak.
Laborleiter Dr. Gregor Vollmer ist Mykotoxinen, also Schimmelpilzgiften, beispielsweise in Nüssen, auf der Spur. So werden etwa 50 Prozent der aus der Türkei eingeführten Pistazien aus der Türkei stichprobenartig kontrolliert. 2017 untersuchte Vollmer 40 Proben, bei dreien waren Grenzwerte überschritten und die Einfuhr verweigert worden.
Mit dem Arsengehalt in Reis und Reiserzeugnissen beschäftigt sich Abteilungsleiter Paul-Hermann Reiser. In 70 Proben konnte er jedoch keine Grenzwertüberschreitung feststellen. Weil Arsen in Reiserzeugnissen enthalten ist, auch wenn der Grenzwert nicht überschritten wird, sollte man Kleinkindern keine Reiswaffeln geben, riet er.
Schlecht abgeschnitten hingegen hatten kontrollierte Aprikosenkerne, die zwischen drei- und 135-mal so viel Blausäure enthielten, wie zugelassen. „Die Folge können Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod sein“, erklärte Jens Kleefeldt.
Einen kuriosen Fall in Form von Insektenbefall von Mineralwasserflaschen wusste Hermann Brezger zu berichten: In einem Flaschenhals hatte ein Verbraucher kleine Tierchen entdeckt. Wie die Behörde herausfand, hatten sich sogenannte Gewittertierchen aufgrund von elektrostatischer Ladung vor einem Gewitter auf den Flaschen abgesetzt und waren in den Deckel gekrochen.