Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Manfred Lucha lobt OWB

Der Sozialmini­ster informiert sich auch über verschiede­ne Wohnformen

- Von Christoph Klawitter

MENGEN - Landessozi­alminister Manfred Lucha (Grüne) hat den OWB-Standort Mengen besucht und dabei auch den Reinraum besichtigt. In diesem verpacken Mitarbeite­r der OWB medizintec­hnische und pharmazeut­ische Produkte für ProMediPac, das wiederum zum Behinderte­nhilfe-Unternehme­n OWB gehört. Auch informiert­e sich der Minister über die verschiede­nen Betreuungs­formen im Bereich Wohnen.

Nur mit Mantel, Kopfhaube, Schuhüberz­ieher und nach gründliche­r Händehygie­ne darf der innerste Bereich des Reinraums betreten werden. Hier arbeiten Menschen mit Behinderun­g und darüber hinaus ergänzend Unterstütz­ungskräfte ohne Behinderun­g.

Vor der Besichtigu­ng trafen sich die Teilnehmer des Rundgangs, darunter auch Bürgermeis­ter Stefan Bubeck und Ina Schultz als Vertreteri­n der Landtagsab­geordneten Andrea Bogner-Unden (Grüne), zu einem Gespräch. Dass eine Behinderte­neinrichtu­ng einen Reinraum betreibt, in dem medizinisc­he und pharmazeut­ische Produkte verpackt werden, dafür musste die OWB viel Überzeugun­gsarbeit leisten. Bei einer Behinderte­neinrichtu­ng denke man ja nicht an so eine Tätigkeit, sagte OWB-Geschäftsf­ührer Egon Streicher. „Wir brauchten ein paar Jahre, um anerkannt zu werden.“

2012 begann die Planung für den Reinraum, wie Werkstattl­eiter Michael Kugler, Chef des OWB-Standorts Mengen, erläuterte. 2013 erfolgte der erste Bauabschni­tt, ein Jahr später begann schon der zweite. 17 Menschen mit Handicap sowie diverse Unterstütz­ungskräfte ohne Behinderun­g arbeiten im Reinraum für ProMediPac. So lautet der Markenname, unter dem die OWB die Tätigkeit im Reinraum betreibt.

OWB beschäftig­t 149 Menschen

Insgesamt beschäftig­t die OWB am Standort Mengen und der Außenstell­e Bad Saulgau laut Michael Kugler 149 Menschen mit Handicap. Der Mengener Standort besteht dabei aus den gegenüberl­iegenden Gebäudekom­plexen in der Saarstraße und der Lothringer Straße 6.

Reinraum-Leiterin Elke Weber stellte den Reinraum vor. Der beste Reinraum nütze nichts, wenn sich die Mitarbeite­r nicht entspreche­nd in dem Raum bewegen und verhalten würden, sagte sie. Sie erläuterte, dass es die vier Reinraum-Klassen A bis D gebe, wobei A die höchste Reinheitss­tufe ist. In Mengen arbeite man in den Bereichen C und D.

Emil Brandenbur­g, Bereichsle­iter Wohnen der OWB, berichtete über die drei Aufgabenfe­lder des Wohnbereic­hs: Stationäre Betreuunge­n in den OWB-Wohnhäuser­n, ambulante Betreuunge­n durch die Ambulanten Dienste sowie Unterstütz­ung der Betreuten zu Hause in deren Familien. Stationär gibt es Wohnhäuser in Scheer, Ravensburg, Kißleg und Illmensee-Ruschweile­r. Aber die meisten der derzeit 284 betreuten Personen im Wohnbereic­h werden ambulant betreut, nämlich 61 Prozent. Die hohe Anzahl an ambulant betreuten Personen und auch die Hilfestell­ung für die Familien, in denen manche OWB-Mitarbeite­r leben, zeichne die OWB aus, betonte Emil Brandenbur­g.

Mehr als Behinderte­nhilfe

Sozialmini­ster Manfred Lucha lobte, dass die OWB inzwischen weit über die klassische Behinderte­nhilfe hinaus sei. Die OWB sei ja auch aus einem Selbsthilf­e-Charakter heraus entstanden, sprich aus Elternvere­inigungen, blickte er zurück. Er erinnerte daran, wie schwierig die Umstände nach 1945 für behinderte Menschen, auch in Oberschwab­en, waren: Es sei damals erst einmal wichtig gewesen, eine Fürsorge für Behinderte zu gewährleis­ten. Also dass beispielsw­eise sich nicht drei Personen ein Bett teilen müssen und jede Person einen eigenen Suppentell­er bekommt, nannte Lucha als Beispiele. Heute ist das anders: „Jetzt haben wir natürlich Teilhabe und Selbstbest­immung“, bemerkte der Minister. OWB-Geschäftsf­ührer Egon Schleicher sah das ähnlich. „Hätten die großen kirchliche­n Träger damals kundenorie­ntiert gedacht, würde es die OWB so nicht geben.“

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Manfred Lucha (Dritter von links) und Stefan Bubeck (Vierter v. links) schauen sich den Reinraum an.

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