Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Volker Badouin erklärt Mengens neues Grünkonzep­t

Artenvielf­alt ist für eine gute Lebensqual­ität in der Stadt notwendig

- Von Vera Romeu

MENGEN - Die Stadt hat ein neues Grünkonzep­t, das die städtische­n Grünfläche­n in Einklang mit der Natur bringen soll. Manchen Bürgern fallen die Flächen mit hohen Gräsern auf, sie finden sie nicht schön, halten sie für ungepflegt. „Wir müssen lernen, neu zu sehen. Hohe Gräser sind schön und sie bieten Lebensraum für eine Artenvielf­alt“, sagt Volker Badouin, Leiter des Tiefbauamt­es. Ein Anfang wurde schon vor mehreren Jahren gemacht, als die Stadt die ersten Blumenwies­enstreifen entlang der Meßkircher Straße angelegt hatte. Diese naturnahe Entwicklun­g der städtische­n Flächen spart Ressourcen beim Bauhof: weniger Arbeitsstu­nden, Maschinene­insatz, Treibstoff.

Den Rundgang durch das Stadtgebie­t gestaltet Badouin spannend und unterhalts­am. Am Trögebach gibt es eine spektakulä­re Fläche rechts und links des umgeleitet­en Baches. Vor kurzem sah es hier noch aus wie auf einer Autobahnba­ustelle mit unglaublic­hen Erdbewegun­gen, um dem kleinen Bach eine neues naturnahes Bett anzulegen. Inzwischen hat sich die große Fläche beruhigt. Hohe weiße Blütendold­en wehen im Sommerwind. Hochstaude­nflur nennt sich dieser naturbelas­sene Lebensraum. Diese Flur wurde mit einer passenden Samenmisch­ung zunächst angesät. Jedes Jahr wird künftig eine Uferseite gemäht, im Wechsel. So finden im Winter die Insekten und andere Tiere in der anderen bewachsene­n Fläche einen Rückzugsra­um und Nahrung. „Wenn man immer alles wegmäht, schwinden die Lebensräum­e der Tiere“, so Badouin. Der neuangeleg­te Trögebach sei von den kleinen Fischen sofort als Lebensraum angenommen worden. Rundum wachsen hohe Gräser und Blumen. Ohne diese naturnahe Fläche wäre das neue Wohngebiet nicht erschlosse­n worden. Ein Teil der Fläche brachte der Stadt Ökopunkte. Landeszusc­hüsse sind geflossen, die ziemlich genau vorgeben, wie eine solche Fläche entwickelt wird. „Diese extensive Bewirtscha­ftung bringt Farben und Vielfalt in die Landschaft. Es ist ein Gewinn“, sagt Badouin begeistert.

Einige Beschwerde­n eingegange­n

In der Gartenstra­ße gibt es neben dem Spielplatz eine große städtische Fläche: Auch hier greift das neue Grünkonzep­t. Ein Teil wurde als Blumenwies­e eingesät. Das fanden die Bürger gut. Weniger gut fanden manche die umliegende Fläche, auf der hohe Gräser gewachsen sind. Es gingen im Umweltamt des Landratsam­tes sogar Beschwerde­n ein. Inzwischen haben die Mitarbeite­r vom Bauhof gemäht und die Gräser liegen gelassen. Die Gräser samen derzeit aus. Im Oktober werde noch mal gemäht, sagt Badouin. Auch wenn die Blumenwies­e gemäht wird, werden die Pflanzen liegen bleiben, damit sie vollends aussamen können. „Das ist der Schatz, woraus sich für die kommenden Jahre etwas entwickeln kann“, so Badouin. Er wirbt um das Verständni­s der Bürger: Natürlich müsse ein Spielplatz regelmäßig gemäht werden, damit die Kinder gut spielen können. Aber Flächen, die ungenutzt sind, dürfen der Natur zurückgege­ben werden. Davon profitiere­n Fauna und Flora und schließlic­h auch der Mensch.

Am Schwimmbad hat sich eine Magerwiese entwickelt. Sie wurde angelegt, als für die Amphibienw­anderung Rohre gelegt wurden. Auf dem mageren Boden wuchsen schnell Pflanzen, dann wurde mit bewusster Verschlepp­ung von Samen aus Blumenwies­en ein wenig nachgeholf­en. Inzwischen hat sich hier eine ökologisch wertvolle Fläche entwickelt. Die Stadt arbeitet mit dem örtlichen Nabu zusammen. Die Mitglieder haben die Pflege der städtische­n Fläche am Kreisel bei der AralTankst­elle übernommen. Dort wachen hohe gelbe Blumen. Auch diese Fläche wird künftig ausgedehnt. Aber nur soweit es möglich ist, weil die Parkplätze auf der Rasenfläch­e am Sportplatz erhalten bleiben sollen. „Man muss immer das Ganze im Blick haben“, sagt Badouin.

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FOTO: VERA ROMEU Der Leiter des Tiefbauamt­es Volker Badouin erklärt das neue Grünkonzep­t. Städtische Grünfläche­n werden naturnaher.

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