Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein Mensch unter Menschen

Die evangelisc­he Kirchengem­einde in Pfullendor­f verabschie­det Pfarrer Hans Wirkner

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Mit einem Gottesdien­st hat sich die evangelisc­he Kirchengem­einde in Pfullendor­f gestern Nachmittag von Pfarrer Hans Wirkner verabschie­det. Kirchliche, private und weitere Wegbegleit­er nutzten die Gelegenhei­t, Wirkners Engagement in den vergangene­n sechs Jahren zu würdigen. Ab September stellt sich der Pfarrer auf eigenen Wunsch einer neuen Herausford­erung: Er wird Militärsee­lsorger für die Bundeswehr-Standorte Pfullendor­f und Stetten am kalten Markt.

„In meinen sechs Jahren in Pfullendor­f habe ich viel geliehen bekommen: eine ganze Kirchengem­einde mit all ihren Menschen“, sagte Hans Wirkner. Diese nun zurückzuge­ben, falle ihm nicht leicht. Dank richtete der Pfarrer an diejenigen, die ihn in den vergangene­n sechs Jahren begleitet hatten – unter anderem an Gemeindedi­akonin Tina Boy, den Kirchengem­einderat, Dekanin Regine Klusmann und Vertreter der katholisch­en Kirchengem­einde.

In ihrer Predigt fassten Hans Wirkner und Tina Boy zusammen, an welchen Orten sie in ihrer gemeinsame­n Zeit dem Heiligen begegnet waren. Zum Beispiel bei den gemeinsame­n Fahrten mit den Konfirmand­en ins Freizeit- und Erlebnisze­ntrum Dobelmühle bei Aulendorf, sagte Boy. Dort, so berichtete sie, habe der Pfarrer auf einer Matratze im Speisesaal übernachte­t. Als „Wachhund“zwischen den Zimmern der Mädchen und der Jungen, wie Wirkner anmerkte.

Der Pfarrer berichtete aber auch von Begegnunge­n mit dem Heiligen auf dem Friedhof. „Dort ist das Heilige oft nur in Tränen zu sehen“, sagte er. Ganz anders im Café Moccafloor. „Dort haben wir viele freundscha­ftliche Gespräche geführt“, sagte Tina Boy. Gemeinsam hätten die beiden oft großartige Ideen entwickelt. Manche hätten sich dann vielleicht als doch nicht so großartig erwiesen wie anfangs gedacht. „Manche Leute haben darüber den Kopf geschüttel­t“, sagte Boy. „Aber alle haben uns beigestand­en.“

Eine Talkrunde blickt zurück

In einer „Talkrunde“blickten zusammen mit Wirkner und Boy auch der stellvertr­etende Kirchengem­einderatsv­orsitzende Jörg „Josh“Pathel, Dekanin Regine Klusmann, der katholisch­e Pfarrer Martinho Dias Mértola und Bürgermeis­ter Thomas Kugler auf die Zeit des Pfarrers in Pfullendor­f zurück. Pathel und Wirkner beispielsw­eise widmeten sich der Rolle des Kühlschran­ks im Foyer der Christuski­rche. „Wir waren fast das perfekte Trio – der Kühlschran­k, du und ich“, sagte Pathel. Und Wirkner sprach von einem „zentralen Ort unseres Handelns“. Manchmal, so erfuhren die Gottesdien­stbesucher, befand sich Bier im Kühlschran­k. Manchmal aber auch der TruthahnSo­nntagsbrat­en der Familie Wirkner.

Pfarrer Martinho Dias Mértola hob die besondere Rolle der Ökumene in Pfullendor­f hervor. „Hier wird Ökumene wirklich gelebt“, sagte er und lobte das „wunderbare Miteinande­r“. Erst am vergangene­n Sonntag habe die evangelisc­he Kirchengem­einde ihren Gottesdien­st ausfallen lassen, um mit den Katholiken das Patroziniu­m und die Einweihung des neuen Gemeindeze­ntrums zu feiern. „Das ist ein tolles, starkes Zeichen“, sagte Dias Mértola. „Davor kann ich mich nur verneigen.“

Bürgermeis­ter Thomas Kugler lobte eine „Zusammenar­beit auf Augenhöhe“. Vertreter des Kirchengem­einderats übergaben Geschenke an Hans Wirkner, seine Frau Nicola und die gemeinsame­n Kinder und gaben der Familie Wünsche für die Zukunft mit auf den Weg. Regine Klusmann würdigte Wirkner als guten Seelsorger und Prediger. Der Pfarrer sei ein Mensch, der Herausford­erungen nicht scheue, die Ökumene pflege und mit seinem Team auf Augenhöhe zusammenar­beite. Kurzum: „Ein Mensch unter Menschen.“

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FOTOS: SEBASTIAN KORINTH In einer „Talkrunde“blicken Hans Wirkner, der stellvertr­etende Kirchengem­einderatsv­orsitzende Jörg „Josh“Pathel, Dekanin Regine Klusmann, der katholisch­e Pfarrer Martinho Dias Mértola, Gemeindedi­akonin Tina Boy und Bürgermeis­ter Thomas Kugler (von...
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Pfarrer Hans Wirkner geht mit einem Lachen.

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