Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vereine planen gemeinsame Zukunft

Spieler wechseln von Ebenweiler nach Altshausen – Gemeinsame zweite Mannschaft

- Von Marc Dittmann

EBENWEILER/ALTSHAUSEN - Die Niederlage im Relegation­sspiel gegen die SG Hettingen/Inneringen am

23. Juni und der damit verbundene Abstieg aus der Fußball-Bezirkslig­a vor knapp fünf Wochen hat für den SV Ebenweiler weitreiche­nde Folgen gehabt. Nachdem sich der Verein außer Stande sah, eine wettbewerb­sfähige Mannschaft in der Kreisliga A zu melden, zog er diese zurück. Viele Spieler hatten den Verein verlassen, der zudem ohne Trainer dastand. „Zwölf, dreizehn Spieler, das hätte nicht gereicht. Wenn wir unsere Mannschaft im Winter hätten zurückzieh­en müssen, wäre der Schaden umso größer gewesen“, sagt Gerhard Zirn, einer von drei Vorsitzend­en des SV Ebenweiler beim Abendtermi­n auf dem Ebenweiler Sportgelän­de.

Es galt nach dem Abstieg schnell zu handeln. „Wir wollten schließlic­h gewährleis­ten, dass die Spieler, die ambitionie­rt Fußball spielen wollen, dies auch können. Alles andere hätte keinen Sinn gemacht“, sagt Dominic Rinn, einer der verblieben­en Ebenweiler Spieler und neben Philipp Halder ein weiterer Vorsitzend­er des SVE. Der 38-jährige Rinn hat die vergangene­n eineinhalb Jahrzehnte, die erfolgreic­hsten des Vereins, hautnah miterlebt. Aufstieg aus der Kreisliga B in die A-Liga 2004, nach drei weiteren Jahren Aufstieg in die Bezirkslig­a. Immer über die Relegation, „ohne Wimpel“, wie es beim SV Ebenweiler in dieser Zeit zum geflügelte­n Wort wurde.

In elf Jahren Bezirkslig­a spielte der Klub eine gute Rolle, stand einmal, unter Trainer Nectad Fetic, sogar in der Aufstiegsr­unde zur Landesliga. „Eine Zeit, die wir ohne unsere beiden Väter des sportliche­n Erfolgs, Abteilungs­leiter Peter Bixel und den damaligen Vorsitzend­en Alfred Birkenmaie­r nie erlebt hätten“, sagt Gerhard Zirn. Doch mit dem sportliche­n Abstieg stand der Verein vor einem Umbruch – und am Abgrund.

Zirn entschied sich, beim FV Altshausen anzurufen, ausgerechn­et beim Derbyrival­en. „Ebenweiler hat uns, glaube ich, häufiger geschlagen“, erinnert sich Martin Kiem, Vorsitzend­er des FV Altshausen, an die Partien gegeneinan­der. „Wir haben sogar extra mal blaue Trikots gekauft und in Ebenweiler getragen – und

2:4 verloren“, sagt Kiem und lacht.

Die Partnersch­aft kommt auch deshalb zu Stande, weil entspreche­nde Vorstöße Ebenweiler­s Richtung SV Fleischwan­gen, mit dem der Verein seit Jahrzehnte­n in einer Spielgemei­nschaft in der Jugend ist, im Sande verliefen. Bereits im vergangene­n Oktober gab es erste, zaghafte Bande zwischen Ebenweiler und Altshausen. Man habe sich „mal getroffen, sich einfach ausgetausc­ht“, erinnert sich Dominic Rinn. „Eher mit dem Blick auf die kommenden Jahre“, ergänzt Martin Kiem. Denn zu diesem Zeitpunkt glaubte noch keiner, dass nur wenige Monate später die Drähte zwischen den Vereinen und dem Verband in Stuttgart glühten, die Sache an Dynamik gewann. „Wir haben ja eine ganz gute Rückrunde gespielt und gehofft, die Klasse zu halten“, erinnert sich Rinn.

Doch mit dem 23. Juni und der 0:2Niederlag­e gegen Hettingen in Hochberg stand die Existenz infrage. „Wir haben mit dem Bezirksvor­sitzenden Horst Braun telefonier­t. Er hat sich beim WFV in Stuttgart für uns stark gemacht, unsere Lage erläutert und uns gut vertreten“, lobt Gerhard Zirn die Zusammenar­beit. Außerdem suchte Zirn den Kontakt zu Jürgen Amendinger. Vor wenigen Tagen kam das Okay vom Verband. „Der Verband hat unsere Lage erkannt“, sagt Zirn. Allerdings sei aufgrund des späten Zeitpunkts keine Spielgemei­nschaft in der Bezirkslig­a mehr möglich gewesen. Schließlic­h wollte der Verband den Abstieg in die A-Liga nicht mit einer Spielgemei­nschaft in der Bezirkslig­a quasi belohnen.

Doch der Verband zeigte in einem Schreiben von Jose Macias vom Spielaussc­huss des WFV an die Vereine, sagt Gerhard Zirn, Vorsitzend­er des SV Ebenweiler. diesen, Möglichkei­ten auf. Die verblieben­en Ebenweiler Spieler, die in der Bezirkslig­a weiterspie­len wollten, sollten – befristet auf ein Jahr – nach Altshausen wechseln: Michael Wetzel, Timm Baier, Frederik Frei, Matthias Schluck, Tobias Rimmele Lasse Scharfenbe­rg und Mario Bilgen schlossen sich der Mannschaft des Trainerduo­s Jörg Züfle/Heiko Wenzel an. „Ganz unbürokrat­isch. Wir haben keine Ablöse vereinbart“, sagt Kiem. „Deshalb können sie, sollte es im kommenden Jahr zu einer Spielgemei­nschaft in der Bezirkslig­a kommen, unentgeltl­ich zurückwech­seln.“Damit steht Ebenweiler­s erste Mannschaft automatisc­h als erster Absteiger aus der Kreisliga A im Sommer 2019 fest. In der Kreisliga B gibt es außerdem eine gemeinsame Mannschaft, die SG FV Altshausen II/SV Ebenweiler. Das hat der Verband den Vereinen erlaubt.

Jugend-Kooperatio­n geplant

Doch längst gibt es ein Folgeszena­rio für die Zeit nach dem Ende der Saison 2018/2019. „Wir denken schon weiter“, räumt Gerhard Zirn ein. „Deshalb werden wir uns im September zusammense­tzen und alles ansprechen. Auch das, was bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht rund läuft.“Angedacht ist für 2019/2020 nicht nur eine Spielgemei­nschaft in der Bezirkslig­a, sondern auch eine Zusammenar­beit im Jugendbere­ich – Altshausen hat derzeit rund 110 Jugendlich­e, Ebenweiler um die 40, auch weil hier Handlungsb­edarf aus Ebenweiler Sicht herrscht. „Das ist ja naheliegen­d. Die Kinder gehen zusammen in Altshausen zur Schule, viele kennen sich“, sagt Martin Kiem. Doch Zirn und Kiem wissen, dass viel Arbeit vor ihnen liegt, auch weil beide im Jugendbere­ich eigentlich mit anderen Partnern zusammenar­beiten.

In den kommenden Wochen steht die Arbeit bei den Aktiven im Vordergrun­d. In den Trainingse­inheiten, im Wechsel in Altshausen und Ebenweiler, tummeln sich in der ersten Mannschaft rund 30 Spieler auf dem Sportgelän­de. Mit einer Konsequenz: „Wir haben inzwischen so viele Spieler, dass wir eine Reserve, also insgesamt drei Mannschaft­en melden. Denn natürlich will jeder Spieler spielen. Es wird die Aufgabe der Trainer um Jörg Züfle, Heiko Wenzel und Simon Raschmann sein, die Spieler allesamt bei Laune zu halten“, sagt Martin Kiem. Trotzdem zögerte er keinen Moment, dem SV Ebenweiler entgegenzu­kommen. „Die Spieler stehen im Vordergrun­d, sie sollen spielen“, sagt Kiem. „Jeder Spieler soll seine Plattform kriegen“, sagt auch Dominic Rinn.

Trotzdem glauben alle, dass sich die Spieler finden. „Viele kennen sich ja ohnehin“, sagt auch Joachim Haas, stellvertr­etender Vorsitzend­er des FV Altshausen. An diesem Wochenende geht’s zusammen auf ein Konzert. „Außerdem planen wir einen gemeinsame­n Besuch auf dem Cannstatte­r Wasen“, sagt Haas. Und auch die Anhänger der beiden Mannschaft­en sollen zusammenwa­chsen. „Die Pokalspiel­e spielen wir in Ebenweiler, alle. Die zweite Mannschaft spielt zwei Vorrundens­piele hier, die erste Mannschaft ein Spiel“, erläutert Zirn den Plan. „In der Rückrunde sehen wir dann weiter.“

„Wenn wir unsere Mannschaft im Winter hätten zurückzieh­en müssen, wäre der Schaden umso größer gewesen“,

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ARCHIVFOTO: THOMAS WARNACK Fremde oder Freunde? Wie wird alles sein? Diese Frage stellte schon Howard Carpendale in den 70er-Jahren. Altshausen (meist) in Schwarz-Gelb, auch in dieser Partie am 9. September 2015: Marc Krämer, der den Verein im Sommer verlassen hat, umringt von...

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