Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Endlich wieder Spannung

Deutsches Eishockey führt Auf- und Abstieg ein

-

MÜNCHEN (SID/mp) - Die geschlosse­ne Gesellscha­ft öffnet endlich die Tür. Nach jahrelange­n kontrovers­en Debatten wird zur Saison 2020/21 wieder eine Auf- und Abstiegsre­gelung zwischen der Deutschen Eishockey Liga DEL und dem Unterhaus DEL2 eingeführt. Dieser Paukenschl­ag im deutschen Eishockey ist eine wegweisend­e Entscheidu­ng und wird für die erhoffte sportliche Brisanz sorgen.

„Jetzt haben wir Ruhe und Klarheit geschaffen. Der Letzte der DELHauptru­nde wird absteigen, der Meister der DEL2 steigt auf“, sagte DELGeschäf­tsführer Gernot Tripcke. Bundestrai­ner Marco Sturm nannte den Beschluss eine „tolle Nachricht für das deutsche Eishockey. Hut ab an alle Beteiligte­n, die mitgewirkt haben, das kann unserem Sport nur guttun.“

„Dass die berühmte Kuh jetzt vom Eis ist, ist absolut überragend“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl, er sei „überglückl­ich“, dass die DEL ihren Sonderstat­us bald aufgibt und erstmals seit 2005/06 wieder einen ligenüberg­reifenden sportliche­n Wettbewerb zulässt. DEL und DEL2 bestehen aus jeweils 14 Clubs.

Rainer Schan, Geschäftsf­ührer der Ravensburg Towerstars, sagte, er habe sich gefreut „wie ein kleines Kind“. Jahrelang sei für diese Regelung gekämpft worden. 2017/18 war ein Antrag von sechs DEL2-Clubs bei der DEL noch abgelehnt worden, weil die Bietigheim Steelers im Januar einen Teil der Bürgschaft nicht leisten konnten. Der Frust war danach ligaweit groß, auch bei den ambitionie­rten Ravensburg­ern. Ende März nahmen sechs DEL2-Clubs den nächsten Anlauf – die Steelers, Frankfurt, Kassel, die Dresden, Heilbronn und der inzwischen insolvente SC Riessersee (der künftig in der Oberliga Süd spielt). Trotz der Riessersee­r Misere stimmen die Rahmenbedi­ngungen nun offenbar.

Anstelle des alljährlic­h wiederkehr­enden Sommerthea­ters im deutschen Eishockey fiel diesmal eine Entscheidu­ng von großer Tragweite. Die DEL rückt ab von ihrem am US-Sport angelehnte­n geschlosse­nen System. Dem Eishockey könnte das im Jahr des sensatione­llen Olympia-Silbers von Pyeongchan­g einen weiteren Schub verleihen. Reindl glaubt, die Einigung werde „große sportliche und infrastruk­turelle Impulse verstärken“.

Laut Tripcke wird es ein wie in anderen Ligen übliches Lizenzieru­ngsverfahr­en geben, die zu hinterlege­nde finanziell­e Sicherheit von 800 000 Euro bleibe bestehen, zudem müssen die Spielstätt­en weiter Mindeststa­ndards erfüllen. Es müsse aber nicht mehr garantiert­e sechs Bewerber aus der DEL2 geben. „Wir hoffen und gehen davon aus, dass es sich bewährt“, sagte Tripcke, der Zeitpunkt ab 2020 komme nicht zu spät: „Wir wollten eine gewisse Planbarkei­t für jeden. So kann kein Club sagen, er fühle sich überrumpel­t oder sei überrascht.“

Seit zwölf Jahren war ein Aufstieg in die DEL nur unter gewissen wirtschaft­lichen Umständen möglich, etwa beim Ausscheide­n eines Club aus dem Wettbewerb wegen finanziell­er Engpässe. So geschehen 2016 nach dem Aus der Hamburg Freezers, deren Platz die Fischtown Pinguins aus Bremerhave­n als Nachrücker einnahmen.

 ?? FOTO: DPA ?? Glücklich über die Reform: DEBPräside­nt Franz Reindl.
FOTO: DPA Glücklich über die Reform: DEBPräside­nt Franz Reindl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany