Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
In Stettens Kindergärten wird es eng
Hohe Geburtenraten und Zugänge durch die Bundeswehr verlangen neue Planung
STETTEN AM KALTEN MARKT Trotz Investitionen in die Kindergärten der Heuberggemeinde durch Aus- und Erweiterungsbauten hat sich ein weiterer Raumbedarf abgezeichnet. Das ist in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats deutlich geworden.
Insbesondere im Kindergarten des Ortsteils Frohnstetten wird es eng, wie Ina Brehm von der Verrechnungsstelle für katholische Pfarrgemeinden aufzeigte. Bis zum nächsten Jahr gebe es so viele Kinder in Stettens größtem Ortsteil, dass dort nur noch die über Dreijährigen aufgenommen werden können, so Brehm. Auch die anderen beiden Einrichtungen im Kernort, der katholische Kindergarten Arche Noah und die evangelische Kindertagesstätte „Regenbogen“würden sich an der Kapazitätsgrenze bewegen.
Die Geburtenzahlen seien weiterhin auf einem hohen Niveau, sagte Bürgermeister Maik Lehn. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, insbesondere vor den stetig steigenden Qualitätsanforderungen wie beispielsweise kleinere Gruppengrößen, „muss der Fokus der Gemeinderatsarbeit weiterhin auf diesem Themenfeld liegen“, so der Rathauschef.
Auch im Bereich der Bundeswehr sei dieses Thema so präsent, dass diese bei der Gemeinde nachgefragt habe, ob Stetten für eine Kinderbetreuungseinrichtung bei der Bundeswehr die Trägerschaft übernehmen könne. Da dies von der Gemeinde jedoch nicht leistbar sei, sei die Bundeswehr an Träger aus der näheren Umgebung verwiesen worden. „Allerdings steht die Verwaltung diesem Projekt offen und positiv gegenüber“, sagte Lehn.
Deshalb ist der Fachbereich Jugend des Landratsamts Sigmaringen kontaktiert worden mit der Fragestellung, ob die bei der Bundeswehr geplanten 18 Betreuungsplätze in den Bedarfsplan der Gemeinde mit aufgenommen werden können, damit ein potenzieller Betreiber in den Genuss von Landeszuschüssen, die als Mitfinanzierung des Projekts dienen, kommen kann.
Da derzeit über 3000 Soldaten und Zivilbeschäftigte am Standort Dienst tun, geht Lehn davon aus, dass eine große Nachfrage von Eltern aus umliegenden Gemeinden an einer Betreuung innerhalb der Kaserne gegeben ist, „was sicherlich langfristig anhält“. Schon jetzt gebe es bei den Kindergärten der Gemeinde immer wieder Nachfragen von Bundeswehrbeschäftigten mit auswärtigem Wohnsitz nach Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Das habe man bisher mangels Platzangebot immer ablehnen müssen, „denn wir müssen zuerst einmal unseren eigenen Bedarf abdecken“.
Gemeinde will Bundeswehr bei Kinderbetreuung unterstützen
Jedenfalls will die Gemeinde der Bundeswehr klare Signale senden, diese bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Der Rat folgte dem Beschlussvorschlag, die anvisierten Kinderbetreuungsplätze der Bundeswehr in die örtliche Bedarfsplanung der Gemeinde aufzunehmen und beauftragte die Verwaltung, die Bundeswehr, das Landratsamt Sigmaringen sowie einen potenziellen Träger bei der Übernahme der Trägerschaft zu unterstützen.
Auf Nachfrage von Walter Sambil (FW) sagte der Bürgermeister, dass gegenwärtig nur für die ab Dreijährigen ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz bestehe. Um aber die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern, werden jedoch auch jüngere Kinder aufgenommen. Aufgrund ihres jungen Alters und des daraus resultierenden höheren Betreuungsaufwands beanspruchen diese aber zwei Regelkindergartenplätze. Je nach Anmeldeverhalten der Eltern variiert also das Platzangebot in den Einrichtungen, was die Kindergartenbedarfsplanung deutlich erschwert.
Hinzu kommen nicht vorhersehbare Zu- und Wegzüge von Familien sowie Anforderungen von Eltern. „So ist der Bedarf im stetigen Wandel“, sagte Kindergartengeschäftsführerin Ina Brehm den angesichts steigender Kinderzahlen und voll belegten Kindergärten ratlos wirkenden Räten.
„Wie sollen wir darauf reagieren“fragte Daniel Sauter (FW), „hätten wir wissen müssen, dass es dazu kommt?“Für Laien sei es schwierig, solche Entwicklungen zu erkennen, deshalb bat er die Fachfrau darum, bei sich abzeichnenden Veränderungen zeitiger informiert zu werden. „Es ist ärgerlich für uns, wenn wir dreimal neu planen müssen und dann reicht es erst nicht!“„Es war nicht abzusehen, dass wir bis zu 20 Kinder mehr haben werden als im vergangenen Jahr“, konterte Brehm und fügte unter dem Gelächter der Anwesenden hinzu: „Wir können schließlich keine Umfrage zur Geburtenplanung machen“.
„Wir können schließlich keine Umfrage zur Geburtenplanung machen“, sagt Stettens Kindergartengeschäftsführerin Ina Brehm.