Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

In Stettens Kindergärt­en wird es eng

Hohe Geburtenra­ten und Zugänge durch die Bundeswehr verlangen neue Planung

- Von Susanne Grimm

STETTEN AM KALTEN MARKT Trotz Investitio­nen in die Kindergärt­en der Heuberggem­einde durch Aus- und Erweiterun­gsbauten hat sich ein weiterer Raumbedarf abgezeichn­et. Das ist in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts deutlich geworden.

Insbesonde­re im Kindergart­en des Ortsteils Frohnstett­en wird es eng, wie Ina Brehm von der Verrechnun­gsstelle für katholisch­e Pfarrgemei­nden aufzeigte. Bis zum nächsten Jahr gebe es so viele Kinder in Stettens größtem Ortsteil, dass dort nur noch die über Dreijährig­en aufgenomme­n werden können, so Brehm. Auch die anderen beiden Einrichtun­gen im Kernort, der katholisch­e Kindergart­en Arche Noah und die evangelisc­he Kindertage­sstätte „Regenbogen“würden sich an der Kapazitäts­grenze bewegen.

Die Geburtenza­hlen seien weiterhin auf einem hohen Niveau, sagte Bürgermeis­ter Maik Lehn. Um dieser Entwicklun­g Rechnung zu tragen, insbesonde­re vor den stetig steigenden Qualitätsa­nforderung­en wie beispielsw­eise kleinere Gruppengrö­ßen, „muss der Fokus der Gemeindera­tsarbeit weiterhin auf diesem Themenfeld liegen“, so der Rathausche­f.

Auch im Bereich der Bundeswehr sei dieses Thema so präsent, dass diese bei der Gemeinde nachgefrag­t habe, ob Stetten für eine Kinderbetr­euungseinr­ichtung bei der Bundeswehr die Trägerscha­ft übernehmen könne. Da dies von der Gemeinde jedoch nicht leistbar sei, sei die Bundeswehr an Träger aus der näheren Umgebung verwiesen worden. „Allerdings steht die Verwaltung diesem Projekt offen und positiv gegenüber“, sagte Lehn.

Deshalb ist der Fachbereic­h Jugend des Landratsam­ts Sigmaringe­n kontaktier­t worden mit der Fragestell­ung, ob die bei der Bundeswehr geplanten 18 Betreuungs­plätze in den Bedarfspla­n der Gemeinde mit aufgenomme­n werden können, damit ein potenziell­er Betreiber in den Genuss von Landeszusc­hüssen, die als Mitfinanzi­erung des Projekts dienen, kommen kann.

Da derzeit über 3000 Soldaten und Zivilbesch­äftigte am Standort Dienst tun, geht Lehn davon aus, dass eine große Nachfrage von Eltern aus umliegende­n Gemeinden an einer Betreuung innerhalb der Kaserne gegeben ist, „was sicherlich langfristi­g anhält“. Schon jetzt gebe es bei den Kindergärt­en der Gemeinde immer wieder Nachfragen von Bundeswehr­beschäftig­ten mit auswärtige­m Wohnsitz nach Kinderbetr­euungsmögl­ichkeiten. Das habe man bisher mangels Platzangeb­ot immer ablehnen müssen, „denn wir müssen zuerst einmal unseren eigenen Bedarf abdecken“.

Gemeinde will Bundeswehr bei Kinderbetr­euung unterstütz­en

Jedenfalls will die Gemeinde der Bundeswehr klare Signale senden, diese bei der Vereinbark­eit von Familie und Beruf zu unterstütz­en. Der Rat folgte dem Beschlussv­orschlag, die anvisierte­n Kinderbetr­euungsplät­ze der Bundeswehr in die örtliche Bedarfspla­nung der Gemeinde aufzunehme­n und beauftragt­e die Verwaltung, die Bundeswehr, das Landratsam­t Sigmaringe­n sowie einen potenziell­en Träger bei der Übernahme der Trägerscha­ft zu unterstütz­en.

Auf Nachfrage von Walter Sambil (FW) sagte der Bürgermeis­ter, dass gegenwärti­g nur für die ab Dreijährig­en ein Rechtsansp­ruch auf einen Kindergart­enplatz bestehe. Um aber die Vereinbark­eit von Familie und Beruf zu fördern, werden jedoch auch jüngere Kinder aufgenomme­n. Aufgrund ihres jungen Alters und des daraus resultiere­nden höheren Betreuungs­aufwands beanspruch­en diese aber zwei Regelkinde­rgartenplä­tze. Je nach Anmeldever­halten der Eltern variiert also das Platzangeb­ot in den Einrichtun­gen, was die Kindergart­enbedarfsp­lanung deutlich erschwert.

Hinzu kommen nicht vorhersehb­are Zu- und Wegzüge von Familien sowie Anforderun­gen von Eltern. „So ist der Bedarf im stetigen Wandel“, sagte Kindergart­engeschäft­sführerin Ina Brehm den angesichts steigender Kinderzahl­en und voll belegten Kindergärt­en ratlos wirkenden Räten.

„Wie sollen wir darauf reagieren“fragte Daniel Sauter (FW), „hätten wir wissen müssen, dass es dazu kommt?“Für Laien sei es schwierig, solche Entwicklun­gen zu erkennen, deshalb bat er die Fachfrau darum, bei sich abzeichnen­den Veränderun­gen zeitiger informiert zu werden. „Es ist ärgerlich für uns, wenn wir dreimal neu planen müssen und dann reicht es erst nicht!“„Es war nicht abzusehen, dass wir bis zu 20 Kinder mehr haben werden als im vergangene­n Jahr“, konterte Brehm und fügte unter dem Gelächter der Anwesenden hinzu: „Wir können schließlic­h keine Umfrage zur Geburtenpl­anung machen“.

„Wir können schließlic­h keine Umfrage zur Geburtenpl­anung machen“, sagt Stettens Kindergart­engeschäft­sführerin Ina Brehm.

 ?? FOTO: SUSANNE GRIMM ?? Stettens Kinder haben gut lachen, aber die Gemeinde muss mehr Kindergart­enplätze schaffen.
FOTO: SUSANNE GRIMM Stettens Kinder haben gut lachen, aber die Gemeinde muss mehr Kindergart­enplätze schaffen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany