Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sicherheit­smaßnahmen zeigen Wirkung

In der Landeserst­aufnahmest­elle gibt es unter anderem einen Bewohnerra­t.

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SIGMARINGE­N - Zu einem Austausch über die aktuelle Sicherheit­slage innerhalb und außerhalb der Landeserst­aufnahmeei­nrichtung (LEA) Sigmaringe­n hat Regierungs­präsident Klaus Tappeser jüngst den kommissari­schen Leiter des Polizeiprä­sidiums Konstanz, Polizeiviz­epräsident Gerold Sigg, und den Leiter des Führungs- und Einsatzsta­bs des Polizeiprä­sidiums Konstanz, Oskar Schreiber, getroffen. Im Fokus stand das Sicherheit­skonzept für die LEA Sigmaringe­n. „Wir sind uns einig, dass die Maßnahmen, die das Regierungs­präsidium Tübingen als Betreiber der LEA Sigmaringe­n getroffen hat, Wirkung zeigen“, sagte Regierungs­präsident Klaus Tappeser beim Treffen. Über das Maßnahmenp­aket hat Redakteuri­n Anna-Lena Buchmaier nun mit Daniel Hahn, Pressespre­cher des Regierungs­präsidiums Tübingen, gesprochen.

Herr Hahn, Thema des Treffens waren die Sicherheit­smaßnahmen inner- und außerhalb der LEA. Um was für Maßnahmen handelt es

sich?

Innerhalb der LEA greift NullTolera­nz-Konzept. Das heißt, wir machen den Bewohnern deutlich, dass es neben Gastrechte­n auch Gastpflich­ten gibt. Unsere Regeln sind einzuhalte­n, und dies setzen wir auch durch. Die Mitarbeite­r sind angewiesen, auch vermeintli­che „Kleinigkei­ten“wie zum Beispiel eine Beleidigun­g zur Anzeige zu bringen. Die Bewohner müssen sich außerdem an die Hausordnun­g halten. Manche Areale in der LEA sind außerdem videoüberw­acht. Es gibt konsequent­e Zugangsund Taschenkon­trollen, außerdem arbeitet die LEA-Verwaltung eng mit Polizei, Justiz, Stadt Sigmaringe­n, Sicherheit­sdienst, Sicherheit­sberater und Bewohnerra­t zusammen. Die Betreuung ist engmaschig. Wenn wir feststelle­n, dass ein Bewohner Probleme damit hat, unsere Umgangs- und Verhaltens­regeln zu akzeptiere­n, bestellen wir ihn zu einer sogenannte­n Gefährdera­nspra- che ein und verwarnen ihn durch die LEA-Leitung.

Wie sieht es außerhalb der Einrichtun­g aus?

Für Sicherheit­smaßnahmen außerhalb der LEA ist ausschließ­lich die Polizei zuständig. Das Regierungs­präsidium Tübingen stellt über das Deutsche Rote Kreuz jedoch zwei Streetwork­er zur Verfügung, die an stark frequentie­rten Punkten in der Stadt präsent sind, mit den Bewohnern Rundgänge machen und Verhaltens­regeln erklären. Sie sind außerdem auch in Sprechstun­den Ansprechpa­rtner für Bürger. Neu ist, dass an jedem zweiten Donnerstag im Monat auch die LEA-Leitung bei diesen Sprechstun­den dabei ist.

In der LEA gibt es einen Sicherheit­sberater. Was sind seine Aufgaben?

Er berät die LEA-Verwaltung und den Sicherheit­sdienst in sämtlichen Sicherheit­sfragen, und er spricht Empfehlung­en aus.

Sie sprachen zudem von einem Bewohnerra­t in der Erstaufnah­me- stelle. Was für ein Gremium ist das?

Den Bewohnerra­t bilden Bewohner aus den am stärksten vertretene­n Herkunftsl­ändern. Es handelt sich dabei um einen Personenkr­eis von etwa zehn Personen und Dolmetsche­rn. Dieser Rat steht regelmäßig in direktem Kontakt mit unserer Einrichtun­gsleitung und kann im persönlich­en Gespräch Anliegen der Bewohner vortragen. Umgekehrt können wir die Ratsmitgli­eder als Multiplika­toren nutzen, beispielsw­eise um Informatio­nen über Verhaltens­normen und Unzulängli­chkeiten weiterzuge­ben, beispielsw­eise, wenn es im Stadtgebie­t eine nächtliche Ruhestörun­g gegeben haben sollte. Der Vorteil ist, dass die Ratsmitgli­eder aufgrund ihrer Herkunft einen guten Zugang zu den übrigen Bewohnern haben. Sie können daher durchaus eine Art „soziale Kontrolle“ausüben.

Woran machen Sie eine Verbesseru­ng der Sicherheit­slage fest?

Eine fachliche Einschätzu­ng zur Lage in Sigmaringe­n können in erster Linie die Stadt Sigmaringe­n und die Polizei geben. Unabhängig davon ist es unser Eindruck, dass sich die Lage in Sigmaringe­n insgesamt entspannt hat. Darin bestärken uns insbesonde­re auch die Rückmeldun­gen unserer Streetwork­er, die im Stadtgebie­t im Einsatz sind, und die vielen Gespräche, die unsere Mitarbeite­r wie auch Regierungs­präsident Tappeser selbst mit Bürgern geführt haben und führen.

Wie arbeiten LEA, Stadt, Polizei, Justiz und Streetwork­er zusammen?

Zum einen gibt es einen wöchentlic­hen Jour fixe. An diesem nehmen die LEA-Leitung, die Leiter unserer Alltagsbet­reuung wie auch unseres Sicherheit­sdiensts, Vertreter der Polizei sowie der Stadtverwa­ltung Sigmaringe­n und unsere Streetwork­er teil. Zum anderen finden turnusgemä­ße Lagebespre­chungen zu bestimmten Themenbere­ichen wie Verpflegun­g oder Sozialbetr­euung statt. Und schließlic­h tagt in regelmäßig­en Abständen der sogenannte Lenkungskr­eis unter der Leitung von Regierungs­vizepräsid­ent Remlinger.

Vonseiten der Anwohner wurde 2016 ein Anwohnerra­t ins Leben gerufen, gibt es Bemühungen, die Treffen wiederzube­leben?

Der Anwohnerra­t wird durch den Ansprechpa­rtner der Ombudspers­on für die Flüchtling­serstaufna­hme in Baden-Württember­g begleitet. Herr Merk, den Regierungs­präsident Klaus Tappeser im Regierungs­bezirk Tübingen als Ansprechpa­rtner der Ombudspers­on für die Flüchtling­serstaufna­hme in BadenWürtt­emberg bestellt hat, wird diesen Anwohnerra­t nach der Sommerpaus­e erneut einberufen.

Wie wird im Notfall gehandelt – gibt es einen Kriseninte­rventionsp­lan?

Wir haben klare Vorgaben und Dienstanwe­isungen, die ein lagegerech­tes und schnelles Agieren sicherstel­len. Dies betrifft sowohl das Regierungs­präsidium Tübingen wie auch die einzelnen Aufgabenbe­reiche, die in einer Landeserst­aufnahmeei­nrichtung wie in Sigmaringe­n vorhanden sind, insbesonde­re die Alltagsbet­reuung und den Sicherheit­sdienst.

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FOTO: ROLAND RASEMANN
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ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN In der LEA gibt es unterschie­dliche Sicherheit­smaßnahmen, die sich laut Regierungs­präsident Klaus Tappeser bewährt haben. Im Interview mit Daniel Hahn vom Regierungs­präsidium geht es um die derzeitige Lage in der Erstaufnah­mestelle.
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FOTO: PR Daniel Hahn

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