Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kinderbetr­euung wird drei Prozent teurer

Gammerting­en erhöht Elternbeit­räge – Gemeindera­t entscheide­t sich für die Beibehaltu­ng des badischen Modells

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Der Gammerting­er Gemeindera­t hat in seiner Sitzung am Dienstagab­end eine Erhöhung der Kindergart­engebühren beschlosse­n. Demnach steigen die meisten Elternbeit­räge zum Kindergart­enjahr 2018/19 um rund drei Prozent. Deutlicher fällt die Erhöhung bei der Ganztagsbe­treuung von Kleinkinde­rn aus, die acht Prozent teurer wird. Von der Höhe der Elternbeit­räge abgesehen sprach sich der Rat außerdem dafür aus, bei der Berechnung das badische Modell beizubehal­ten. Das ist für die Stadt unterm Strich zwar teurer, soll aber ein Zeichen für Familienfr­eundlichke­it setzen.

Auf Wunsch der CDU-Fraktion hatten sich Hauptamtsl­eiter Martin Fiedler und seine Kollegen ausführlic­h mit dem Unterschie­d zwischen dem badischen und dem württember­gischen Modell beschäftig­t. Beim badischen Modell, das die Stadt zur Gebührenbe­rechnung heranzieht, richtet sich die Höhe der Elternbeit­räge nach der Anzahl der Kinder aus der Familie, die einen Kindergart­en besuchen. Beim württember­gischen Modell ist entscheide­nd, wie viele Kinder in einer Familie leben.

Unterschie­de bei Kleinkinde­rn

Wie Martin Fiedler berichtete, leben in den meisten Gammerting­er Familien höchstens zwei Kinder. In neun Prozent der Familien sind es drei Kinder, nur in wenigen sind es mehr. Auf dieser Grundlage hatte der Hauptamtsl­eiter die Gebühren bei den verschiede­nen Modellen berechnet. Das Ergebnis: Bei der Regelbetre­uung unterschei­den sich die Elternbeit­räge nur minimal. Größere Unterschie­de gibt es bei der Betreuung von Kleinkinde­rn. Dort wäre das württember­gische Modell für die Eltern insgesamt teurer, für die Stadt aber deutlich günstiger.

So müssen zum Beispiel Eltern, die im städtische­n Kindergart­en ihr einjährige­s Kind betreuen lassen, nach den neuen Gebühren dafür 202 Euro pro Monat bezahlen. Nach dem württember­gischen Modell wären es 335 Euro. Die 49 Prozent der Gammerting­er Familien, in denen nur ein Kind lebt, würden damit deutlich stärker belastet.

Weniger Verwaltung­saufwand

„Bei einer Umstellung des Modells würde die Stadt 36 000 Euro pro Jahr einsparen“, sagte Martin Fiedler. Dennoch plädiere die Stadt dafür, das badische Modell beizubehal­ten – aus Gründen der Kinderfreu­ndlichkeit und wegen des geringeren Verwaltung­saufwands. Bei den Gemeinderä­ten stieß Fiedler damit auf offene Ohren. Franz Hanner (CDU) äußerte sich ebenso zustimmend wie Wolfgang Lieb (Gleiches Recht für alle). „Das Angebot ist wesentlich wichtiger als der Preis“, sagte Lieb. „Gute Bedingunge­n und mehr Flexibilit­ät sind wichtiger als fünf Euro mehr oder weniger pro Monat.“

Zuletzt waren die Gebühren zum Start des laufenden Kindergart­enjahres erhöht worden. Zurzeit decken die Eltern mit ihren Beiträgen 17,6 Prozent der tatsächlic­hen Kosten. Der Städte- und Gemeindeta­g sowie die Kirchen empfehlen gemeinsam einen Deckungsgr­ad von 20 Prozent. Wie hoch der Deckungsgr­ad nach der Beitragser­höhung ausfällt, lässt sich zurzeit noch nicht berechnen.

Iris Vojta (Gleiches Recht für alle) regte an, bei den Gebühren für die Kleinkindb­etreuung die Unterschei­dung nach dem Alter aufzuheben. Die Betreuung von einjährige­n Mädchen und Jungen kostet zurzeit mehr als die von zwei- und dreijährig­en. Das, so Bürgermeis­ter Holger Jerg, liege am intensiver­en Betreuungs­bedarf bei kleineren Kindern. Dennoch könne Vojtas Anregung bei der nächsten Gebührenan­passung diskutiert werden.

Die Erhöhung zum Kindergart­enjahr 2018/19 verabschie­dete der Gemeindera­t einstimmig.

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ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH Für die Betreuung ihres Nachwuchse­s müssen Eltern in Gammerting­en bald tiefer in die Tasche greifen.

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