Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kinderbetreuung wird drei Prozent teurer
Gammertingen erhöht Elternbeiträge – Gemeinderat entscheidet sich für die Beibehaltung des badischen Modells
GAMMERTINGEN - Der Gammertinger Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Dienstagabend eine Erhöhung der Kindergartengebühren beschlossen. Demnach steigen die meisten Elternbeiträge zum Kindergartenjahr 2018/19 um rund drei Prozent. Deutlicher fällt die Erhöhung bei der Ganztagsbetreuung von Kleinkindern aus, die acht Prozent teurer wird. Von der Höhe der Elternbeiträge abgesehen sprach sich der Rat außerdem dafür aus, bei der Berechnung das badische Modell beizubehalten. Das ist für die Stadt unterm Strich zwar teurer, soll aber ein Zeichen für Familienfreundlichkeit setzen.
Auf Wunsch der CDU-Fraktion hatten sich Hauptamtsleiter Martin Fiedler und seine Kollegen ausführlich mit dem Unterschied zwischen dem badischen und dem württembergischen Modell beschäftigt. Beim badischen Modell, das die Stadt zur Gebührenberechnung heranzieht, richtet sich die Höhe der Elternbeiträge nach der Anzahl der Kinder aus der Familie, die einen Kindergarten besuchen. Beim württembergischen Modell ist entscheidend, wie viele Kinder in einer Familie leben.
Unterschiede bei Kleinkindern
Wie Martin Fiedler berichtete, leben in den meisten Gammertinger Familien höchstens zwei Kinder. In neun Prozent der Familien sind es drei Kinder, nur in wenigen sind es mehr. Auf dieser Grundlage hatte der Hauptamtsleiter die Gebühren bei den verschiedenen Modellen berechnet. Das Ergebnis: Bei der Regelbetreuung unterscheiden sich die Elternbeiträge nur minimal. Größere Unterschiede gibt es bei der Betreuung von Kleinkindern. Dort wäre das württembergische Modell für die Eltern insgesamt teurer, für die Stadt aber deutlich günstiger.
So müssen zum Beispiel Eltern, die im städtischen Kindergarten ihr einjähriges Kind betreuen lassen, nach den neuen Gebühren dafür 202 Euro pro Monat bezahlen. Nach dem württembergischen Modell wären es 335 Euro. Die 49 Prozent der Gammertinger Familien, in denen nur ein Kind lebt, würden damit deutlich stärker belastet.
Weniger Verwaltungsaufwand
„Bei einer Umstellung des Modells würde die Stadt 36 000 Euro pro Jahr einsparen“, sagte Martin Fiedler. Dennoch plädiere die Stadt dafür, das badische Modell beizubehalten – aus Gründen der Kinderfreundlichkeit und wegen des geringeren Verwaltungsaufwands. Bei den Gemeinderäten stieß Fiedler damit auf offene Ohren. Franz Hanner (CDU) äußerte sich ebenso zustimmend wie Wolfgang Lieb (Gleiches Recht für alle). „Das Angebot ist wesentlich wichtiger als der Preis“, sagte Lieb. „Gute Bedingungen und mehr Flexibilität sind wichtiger als fünf Euro mehr oder weniger pro Monat.“
Zuletzt waren die Gebühren zum Start des laufenden Kindergartenjahres erhöht worden. Zurzeit decken die Eltern mit ihren Beiträgen 17,6 Prozent der tatsächlichen Kosten. Der Städte- und Gemeindetag sowie die Kirchen empfehlen gemeinsam einen Deckungsgrad von 20 Prozent. Wie hoch der Deckungsgrad nach der Beitragserhöhung ausfällt, lässt sich zurzeit noch nicht berechnen.
Iris Vojta (Gleiches Recht für alle) regte an, bei den Gebühren für die Kleinkindbetreuung die Unterscheidung nach dem Alter aufzuheben. Die Betreuung von einjährigen Mädchen und Jungen kostet zurzeit mehr als die von zwei- und dreijährigen. Das, so Bürgermeister Holger Jerg, liege am intensiveren Betreuungsbedarf bei kleineren Kindern. Dennoch könne Vojtas Anregung bei der nächsten Gebührenanpassung diskutiert werden.
Die Erhöhung zum Kindergartenjahr 2018/19 verabschiedete der Gemeinderat einstimmig.