Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Landratsam­t verbietet Wasserentn­ahmen

Die Behörde reagiert damit auf die anhaltende Trockenhei­t – Fische und Pflanzen sind in Gefahr

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RUND UM SIGMARINGE­N (wob/sz) Das Landratsam­t Sigmaringe­n hat mit sofortiger Wirkung die Entnahme von Wasser an allen Fließgewäs­sern, Weihern und Seen untersagt. Das Verbot ist eine Reaktion auf die anhaltende Trockenhei­t und gilt für zunächst drei Wochen. Die Behörde begründet diesen Schritt mit dem Schutz von Fischen und Pflanzen: „Viele Bäche und Flüsse in BadenWürtt­emberg haben im Augenblick eine äußerst geringe Wasserführ­ung. Das gilt auch für den Kreis Sigmaringe­n“, sagt Adrian Schiefer, Leiter des Fachbereic­hs Umwelt und Arbeitssch­utz. Der geringe Wasserstan­d fördere den Algenwuchs, die natürliche Selbstrein­igung der Gewässer nehme ab und die Schadstoff­konzentrat­ion damit zu. Sonneneins­trahlung und Hitze sorgen außerdem für eine hohe Wassertemp­eratur und lassen den Sauerstoff­gehalt im Wasser sinken. „Eine weitere Abnahme der Wasserführ­ung kann zu einem Fischsterb­en führen“warnt Schiefer.

Neben den massiven Bedrohunge­n für die Vegetation wirkt sich das Niedrigwas­ser auch auf Freizeitak­tivitäten aus – Kanufahren ist vielerorts schon seit ein paar Wochen nicht mehr möglich. So wollten etwa zwei Kanuten in Sigmaringe­ndorf Station machen, die derzeit für einen guten Zweck von ihrem Ursprung bis ins Schwarze Meer die Donau entlang paddeln. „Aber jetzt haben sie abgesagt, weil sie erst wieder ab Riedlingen ins Wasser gehen können“, sagt Bürgermeis­ter Philip Schwaiger. In Sig’dorf ist der Wasserstan­d der Donau vor allem oberhalb der Brücke sehr niedrig, die Kiesbank kommt immer weiter heraus.

Gewitter bringt keine Besserung, Bodenwasse­rspeicher bleiben leer

Besonders deutlich wird die Situation anhand der Abflussmes­sungen an der Donau am Pegel in Hundersing­en. Aus langjährig­en Messreihen seit 1929 ergibt sich für den Monat August ein mittlerer Abfluss von 13,7 Kubikmeter­n Wasser pro Sekunde. Derzeit fließt dort aber nur etwa halb so viel Wasser ab, mit weiterhin fallender Tendenz. An der Ostrach stellt sich die Lage ähnlich dar: Dort wurden die geringsten Werte seit Beginn der Aufzeichnu­ngen im Jahr 1993 gemessen. Der Andelsbach führt zwischen Gampenhof bis hinter Denkingen stellenwei­se über längere Strecken überhaupt kein Wasser mehr und ist völlig ausgetrock­net.

Auch das Gewitter am Mittwochab­end habe keine Besserung der Situation gebracht. „Im Raum Ertingen, wo es am meisten regnete, stieg der Abfluss der Schwarzach von 0,5 auf zwei Kubikmeter pro Sekunde“, sagt Schiefer. Binnen sechs Stunden sei er aber wieder auf unter einen Kubikmeter abgesunken. „Dies zeigt, dass die Bodenwasse­rspeicher weiterhin leer bleiben.“Nachdem eine deutliche Änderung der Wetterlage nicht in Sicht ist, wird sich der Wasserstan­d an den Gewässern laut Landratsam­t so schnell nicht regulieren. Daher hat die Behörde das Verbot zunächst für drei Wochen verhängt.

Es gilt sowohl für alle Wasserentn­ahmen für den Allgemeing­ebrauch als auch für alle bisher genehmigte­n Wasserentn­ahmen, etwa für die Bewässerun­g von landwirtsc­haftlichen Flächen. „Wir raten Landwirten, bei der Versorgung von Jungpflanz­en auf die öffentlich­e Wasservers­orgung zurückzugr­eifen“, sagt Schiefer. „Werden größere Wassermeng­en benötigt, sollten sich die Landwirte direkt mit dem örtlichen Wasservers­orgungsunt­ernehmen in Verbindung setzen.“Das Landratsam­t hofft auf Verständni­s bei den Landwirten und steht beratend zur Seite.

Wer das Verbot ignoriert, riskiert ein Bußgeld von bis zu 100 000 Euro. Der Landkreis hat eine Allgemeinv­erfügung erlassen, die auf der Homepage der Kreisverwa­ltung veröffentl­icht wird. Weiterhin erlaubt bleibt das Schöpfen von Wasser mit Handgefäße­n.

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FOTO: CORINNA WOLBER Trockene Kiesbänke und Algen: Die Donau, hier in Sigmaringe­ndorf, führt extrem wenig Wasser.

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