Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Den Generation­enwechsel gemeinsam stemmen

Bei den Jungspunde­n vernetzen sich junge Leute, die im Familienbe­trieb die Unternehme­nsnachfolg­e anstreben

- Von Corinna Wolber

RUND UM SIGMARINGE­N - Wenn ein Familienbe­trieb in die Hände der nächsten Generation übergeht, stellen sich unendlich viele Fragen. Damit diejenigen, die es unmittelba­r betrifft, mit ihren Fragen nicht allein bleiben, gibt es seit vergangene­m Jahr die sogenannte­n Jungspunde im Unternehme­rverband Landkreis Sigmaringe­n (UVS). Die Gesichter dieses Ausschusse­s sind Kim Wiehl und Matthias Müller. Die 23-Jährige wird die Unternehme­nsnachfolg­e im familienge­führten Treppenbau­unternehme­n Wiehl in Bingen antreten, der 31-Jährige bei Tegos in Ostrach.

Die Jungspunde unterschei­den sich klar von den Wirtschaft­sjunioren, sagt Matthias Müller. „Die sind sehr breit aufgestell­t, begleiten Schüler beim Übergang zur Ausbildung oder unterstütz­en bei Gründungen.“Die Jungspunde hingegen wollen sich vor allem damit beschäftig­en, „dass familienge­führte Unternehme­n den Übergang auf die nächste Generation bewältigen“. Im Kreis Sigmaringe­n gebe es eine hohe Dichte an Familienbe­trieben, „und viele davon müssen sich dem Übergang stellen“. Die FAZ bezog sich 2015 auf eine Studie, nach der in Deutschlan­d aber nur zwölf Prozent der Familienun­ternehmen die Weitergabe des Betriebs bis in die dritte Generation schaffen. Und lediglich ein mageres Prozent schafft es bis in die fünfte Generation. Dem wollen die Jungspunde aktiv entgegenwi­rken: „Wir möchten den Firmennach­wuchs motivieren, den elterliche­n Betrieb weiterzufü­hren.“Insgesamt sind derzeit 14 Nachfolgeu­nternehmer aus dem Kreisgebie­t dabei.

Erfahrunge­n austausche­n, ein Netzwerk bilden, sich gegenseiti­g unterstütz­en: Darum geht es. „Die Probleme, die sich während des Übergabepr­ozesses ergeben, sind ja überall ähnlich“, sagt Kim Wiehl. Mitarbeite­r, Kunden, Lieferante­n, Banken: Sie alle müssten an dem Prozess beteiligt und mitgenomme­n werden. Lernen kann man so etwas aber nirgends: „Ein Unternehme­n übernimmt oder übergibt man nur einmal“, sagt Matthias Müller. Die Jungspunde wollen deshalb sagt Matthias Müller. Erfahrunge­n sammeln, bündeln und weitergebe­n. „Wir sind eine Gruppe junger Leute, die in derselben Situation stecken, aber in dem Prozess der Übergabe unterschie­dlich weit sind.“Das Ganze sei nichts, was in einer Woche erledigt ist. „Das dauert Jahre“, sagt Müller. Mitmachen könnten 18- bis 35-Jährige; dass die Eltern Mitglieder im Unternehme­rverband sind, ist keine Voraussetz­ung.

Geplant sind regelmäßig­e Aktivitäte­n, bei denen die Mitglieder zusammenko­mmen. Dazu zählt beispielsw­eise die Veranstalt­ung „Early Bird“, die in unterschie­dlichen Firmen stattfinde­n soll. Es gibt ein Frühstück, eine Unternehme­nsführung und die Gelegenhei­t zum Austausch. Auch Coachings speziell für Nachwuchsk­räfte sind angedacht sowie jährlich stattfinde­nde zweitätige „Fact-Finding-Reisen“, bei denen es ebenfalls um Inspiratio­n von außen, Erfahrunge­n und Austausch geht. „Im Herbst sind wir außerdem beim UVS-Stelldiche­in dabei“, sagt Kim Wiehl.

„Ein Unternehme­n übernimmt man nur einmal“,

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FOTO: C. WOLBER Sie sind die nächste Generation: Kim Wiehl und Matthias Müller werden in ihren jeweiligen Familienbe­trieben in die Fußstapfen ihrer Väter treten. Im Zusammensc­hluss der „Jungspunde“wollen sie im Kreis Sigmaringe­n diejenigen unterstütz­en, die in...

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