Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Beim Geschäft mit dem Müll zählt der Preis
Unternehmensbesuch bei Firma Alba – Keine Verbrennungsanlage am Standort in der Mackstraße
BAD SAULGAU - Bad Saulgaus Bürgermeisterin Doris Schröter und Wirtschaftsförderin Ilona Boos haben am Donnerstagmorgen die Reihe ihrer Unternehmensbesuche in den Sommerferien fortgesetzt. Ziel war die Mackstraße im Gewerbegebiet Hochberger Straße, wo die Entsorgungsfirma Alba verschiedene Rohstoffe recycelt. Am Standort in Bad Saulgau werden tonnenweise Rohstoffe behandelt, sortiert, gewaschen, zu Ballen gepresst und anschließend wieder vom Firmenareal gefahren.
Doris Schröter, Ilona Boos sowie die Stadträte Martin Härle, Alfred Härle und Marcus Haile stehen auf dem knapp 35 000 Quadratmeter großen Firmengelände vor einem großen Müllberg, der nach gärendem Hausmüll riecht. Der Hausmüll ist das einzige Material, das am Standort in Bad Saulgau nicht bearbeitet wird. Aber auch nicht verbrannt. Das geschieht in einer Verbrennungsanlage in Ulm. Alle anderen Rohstoffe wie Gewerbe- und Produktionsabfälle, Pappe, Papier und Kartonagen, Folien und Mischkunststoffe werden zuerst sortiert, wenn nötig gewaschen, zu Ballen gepresst und dann in die Fahrzeuge verladen. Die Sortierungsanlage wurde jedoch vor ein paar Jahren geschlossen – wirtschaftlich schlicht zu unrentabel.
Dabei ist das Geschäft mit dem Müll aufgrund der Wettbewerbssituation eine hart umkämpfte, sich ständig verändernde Branche, in der sich die Alba Group als Rohstoffversorger mit Hauptsitz in Berlin und insgesamt 9000 Mitarbeitern – davon etwa 100 in Bad Saulgau – seit Jahrzehnten am Markt behauptet. „Bei der Vergabe für die Müllentsorgung entscheidet schon lange nicht mehr die Qualität, sondern einzig nur noch der Preis“, sagt Hannes Oesterle, Geschäftsführer der AlbaSüd GmbH, einer Tochter der Alba Group mit mehreren Standorte in Baden-Württemberg. Das europäische Vergaberecht belaste die Qualität, ergänzt Oesterle, was zur Folge hat, dass der billigste Anbieter den Zuschlag erhält. Alba-Süd ist für die Müllentsorgung im gesamten Landkreis Sigmaringen zuständig. „Wir machen 70 Prozent unseres Umsatzes mit Produktionsabfällen aus Gewerbe, Industrie und Handel“, sagt Geschäftsführer Hannes Oesterle. Die restlichen 30 Prozent stammen aus den Erlösen des dualen Systems – also Glas und gelbe Säcke.
Und gerade über das Thema gelbe Säcke reden die Bürger gerne mit – vor allem dann, wenn sie zu Hause ausgehen. So wie es vor Jahren schon einmal zu Engpässen bei den gelben Säcken kam, weil die Säcke aus China nicht geliefert werden konnten. „Wir haben aber ein Pufferlager hier in Bad Saulgau“, sagt Oesterle. Alfred Härle will wissen, ob es richtig sei, dass die gelben Säcke oft so schnell reißen würden. „Sie werden so hergestellt, dass sie reißen, wenn Hausmüll darin landet, der dort nichts verloren hat“, sagt Oesterle. Bürger entsorgen ihren Hausmüll in den gelben Säcken, weil bei der Leerung der Mülltonnen das Gewicht über den Preis bestimmt.
Gar keine Probleme bereitet Alba indes die Entsorgung von Material aus Industrie und Gewerbe. Bei seiner Firmenpräsentation zählt Hannes Oesterle Kunden wie Mahle, Hansgrohe, die Deutsche Post oder EnBW auf. Aus Bad Saulgau nimmt unter anderem das Maschinenbauunternehmen Knoll die Dienstleistungen von Alba in Anspruch. Alba entsorgt Sondermüll, macht Produkt-Recycling und vernichtet wenn gewünscht auch Produkte. „Und alles muss ganz sauber ablaufen“, so Oesterle, den nur in einer Hinsicht der Schuh drückt. „Wir haben zu wenig Fahrer, obwohl sie von uns gut bezahlt werden.“Und die Alba Group kann gespannt sein auf weitere Veränderungen in der Branche – Verschmelzungen nicht ausgeschlossen. „Die Veränderungen werden aber keine Auswirkungen auf unsere Struktur haben“, so Oesterle. Der Standort Bad Saulgau wird erhalten bleiben.