Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Flugplatz soll für Veranstaltungen geöffnet werden
20 Leser der Schwäbischen Zeitung erhalten einen Einblick in den Regio-Airport Mengen
MENGEN - Mehr als 25 000 Flugzeuge sind im vergangenen Jahr am Regio-Airport Mengen gestartet oder gelandet, Tendenz steigend. „Das sind gute Zahlen, aber wir wollen mehr“, sagt Airport-Geschäftsführer Jörg Menge am Mittwoch zu 20 Lesern der Schwäbischen Zeitung, die über die Aktion „Schwäbische Türöffner“eine Karte für die Flughafenführung in Mengen ergattert haben.
Den Überblick über alle Flugbewegungen am Flughafen hat Konstantin Hadrossek. Seit fünf Jahren ist er einer von zwei hauptamtlichen Flugleitern in Mengen. Sein Arbeitsplatz ist der Tower. Von dort oben hat er die beste Sicht auf die anderthalb Kilometer lange Landebahn und nicht nur im Blick, wer in Mengen landet und wer startet, sondern auch, wer vorbeifliegt.
„Man kann sich den Luftraum über dem Flughafen wie einen Schuhkarton vorstellen“, erklärt Hadrossek den SZLesern. Der reiche im Osten bis Riedlingen und Bad Saulgau und im Westen bis Sigmaringen und Krauchenwies. „Alle Flugzeuge, die in bis zu 300 Metern Höhe durch diesen Bereich fliegen, müssen sich per Funk bei mir melden.“Noch während er erklärt, bittet ein Hubschrauberpilot per Funk um Überflugerlaubnis. Hadrossek antwortet routiniert und erteilt die Erlaubnis. Sekunden später taucht der Hubschrauber über Hohentengen auf.
Die Besucher sind beeindruckt von der Arbeit des Lotsen und stellen neugierige Fragen. Zu den gesundheitlichen Anforderungen etwa, oder auch, was der Lotse mache, wenn er mal zur Toilette müsse. „Einfach so mal den Tower verlassen, das geht natürlich nicht“, erklärt Hadrossek. Aber er habe festgeschriebene Pausen, in denen er vertreten werde. „Die reichen aus“, sagt er augenzwinkernd.
Im Anschluss wird die Lesergruppe von Flughafenleiter Menge ans andere Ende des 64 Hektar großen Geländes geführt. Die Firma Comco Ikarus stellt dort Leichtflugzeuge her. Diplomingenieur Horst Lieb leitet das Unternehmen in zweiter Generation. „Wir bauen 70 bis 80 Flugzeuge im Jahr“, sagt Lieb. Den Bestseller, ein Zweisitzer mit dem Namen Ikarus C42, habe das Unternehmen schon rund 1500mal verkauft. „Das fliegt auf der ganzen Welt als Reise-, Schlepp-, Schul-, Wasser-, Überwachungs- oder Sprühflugzeug“, erklärt Lieb. „In Brasilien ist unser Flugzeug zum Beispiel im Kampf gegen die Drogen im Einsatz.“Derzeit arbeitet das Unternehmen außerdem an der Entwicklung eines Elektromodells. „Wir sind noch nicht ganz am Ende der Entwicklung, aber Flugplatzrunden haben wir damit schon gedreht“, sagt Lieb zu den SZ-Lesern.
Jörg Menge, der den Flughafen seit Anfang Oktober des vergangenen Jahres leitet, hat sich zum Ziel gesetzt, die Entwicklungschancen des Flughafens zu nutzen. Besonders erfreulich sei deshalb auch, dass immer mehr größere Flugzeuge den Flughafen anfliegen, sagt Menge. „Das spielt für uns auch finanziell eine Rolle.“Denn je schwerer ein Flugzeug ist, desto höher sind die Gebühren, die der Pilot für die Landung bezahlt. Und der Flughafen braucht die Einnahmen, um die Verluste für die Gesellschafter der Betreiber-GmbH zu minimieren.
Maschinen mit einem Gewicht von bis zu 14 Tonnen können in Mengen starten und landen. Flugzeuge wie die Legacy 500 oder die TransAll der Bundeswehr sind sogar noch größer. Auch sie landen in Mengen – allerdings mit Sondergenehmigung. „Hier bei uns läuft vieles schneller und unkomplizierter als an größeren Flughäfen. In Friedrichshafen kann es gut anderthalb Stunden dauern, bis ein Pilot starten darf. Das passiert ihm hier nicht.“
Um wirtschaftlicher zu arbeiten will Geschäftsführer Menge den Flugplatz außerdem für eine breitere Nutzung öffnen. „Zum Beispiel für kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen oder Konzerte.“Damit soll der Flugplatz auch wieder positiver ins Bewusstsein der Menschen der Region gerückt werden. „Da liegt eine große Aufgabe vor Ihnen“, kommentiert das einer der Besucher und fragt, wie lange Menge denn gedenke, Geschäftsführer des Flugplatzes zu bleiben. Jörg Menge kontert gelassen: „Von meiner Seite spricht nichts dagegen, den Job hier längerfristig zu machen.“