Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Limousinen blinken mit Teilen aus Krauchenwies
23 SZ-Leser erhalten interessante Einblicke in die Produktion und Geschichte der Firma Vema
KRAUCHENWIES - Teile für Tagfahrlichter, Lautsprechergehäuse, Deckel und Gehäuse für die Medizintechnik, optische Teile und etliches mehr: Jedes Jahr verlassen sage und schreibe rund 75 Millionen Teile den Fertigungsstandort Altlachen der Firma Vema in Göggingen, 40 Prozent werden in alle Welt exportiert. Die Geschäftsführer Werner und Christian Veser gaben am Donnerstag 23 SZ-Lesern im Zuge der Aktion „Schwäbische Türöffner“interessante Einblicke in ihre Firma, die 1982 als kleines Garagenunternehmen startete. Läuft man heute durch die großen Produktionshallen im Gewerbegebiet Altlachen, kann man sich das gar nicht mehr vorstellen.
Firma hat sich etabliert
Gegründet von Werner Veser und Josef Macho als reiner Werkzeugbau für Spritzgussformen, steht hinter Vema mittlerweile eine Produktpalette von mehr als 1100 verschiedenen Teilen. Mit Leistungen, zu denen neben der Produktentwicklung auch der Werkzeugbau, der Spritzguss und die Baugruppenmontage gehören, beliefert das Familienunternehmen aus Göggingen im 36. Jahr seines Bestehens Kunden aus den Bereichen Automobil, Medizin, Maschinenbau, Sanitär und Elektrotechnik. Damit hat sich der Betrieb, mit derzeit mehr als 60 Beschäftigten – darunter vier Auszubildende – in der Welt des Formenbaus und des Kunststoffspritzgusses etabliert – das machte Christian Veser am Donnerstag deutlich. Der jährliche Umsatz liege bei inzwischen rund 15 Millionen Euro. Außerdem machte Veser auf beeindruckende Weise klar, wie aus einer kleinen schwäbischen Werkstatt ein Unternehmen wurde, das große Automobilkonzerne ebenso auf dem Zettel hat wie kleinere Medizintechnikunternehmen.
Dass es so weit kam, ist auch dem Ideenreichtum der Firmengründer zu verdanken, die von Anfang an auf Entwicklung und Innovation setzten. „Schwabe zu sein, das allein reicht schon lange nicht mehr“, sagte Werner Veser. „Es war wichtig, dass wir ein Alleinstellungsmerkmal finden.“Ansonsten wäre das Überleben schwierig geworden, denn die Konkurrenz schläft schließich nicht. Das Alleinstellungsmerkmal fand Vema schließlich in optischen Teilen. Da gibt es zum Beispiel das durchlaufende Blinklicht eines bekannten deutschen Automobilherstellers, das jeder schon einmal gesehen hat. „Aber wie das kunststofftechnisch umsetzbar ist, wusste keiner“, sagte Christian Veser. Rund anderthalb Jahre habe die Entwicklung gedauert. Denn nicht alles lasse sich spritzgießen: Es komme vor, dass Produktdesigner sich etwas Schönes ausdenken, das sich aber nicht umsetzen lasse. „Da sind dann Abstimmungsprozesse erforderlich, und irgendwann ist man dann am Ziel.“
Mitarbeiter prüfen Qualität
Nach einer bereits sehr aufschlussreichen Einführung in die Firmengeschichte und das Leistungsspektrum von Vema wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen durch die Abteilungen Werkzeugbau und Kunststoffspritzerei geführt und stellten viele Fragen. Vema verfügt über aktuell 36 Maschinen, die präzise das produzieren, was der Kunde bestellt. Die Größe der Serien weicht dabei extrem voneinander ab: Mal werden pro Jahr 50 Teile bestellt, mal zehn Millionen. „Wir verbrauchen jährlich 300 Tonnen Rohmaterial“, sagte Christian Veser.
Viele Mitarbeiter sind in der Kunststoffspritzerei damit beschäftigt, die Qualität der Teile zu prüfen. „Es gibt Kunden, die eine 100-prozentige Kontrolle jedes einzelnen Bauteils fordern.“Doch auch ganz allgemein dürfe man sich in Deutschland keine Fehler erlauben, „sonst kommen wir gegen die Konkurrenz aus China nicht an“. Vema liefere zwar an die Zulieferer, doch die Automobilkonzerne wüssten ganz genau, wer in der Produktionskette was macht. „Wenn da auch nur einmal etwas schief laufen würde, wären wir weg vom Fenster.“Das steht allerdings überhaupt nicht zur Debatte.