Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Bienen sind ein Wunderwerk Gottes“

Der Beuroner Klosterimk­er Bruder Siegfried betreut seit Jahrzehnte­n 18 Bienenvölk­er

- Von Christoph Wartenberg

BEURON - 18 Bienenvölk­er betreut Bruder Siegfried Studer OSB, der Klosterimk­er vom Kloster Beuron. Seit 1971 versorgt der inzwischen 77Jährige seine Mitbrüder mit bestem Naturhonig, dessen Grundstoff­e die Bienen auf den Apfelbäume­n und Blumenwies­en der Umgebung sammeln. Vom Deutschen Imkerbund wurde Bruder Siegfried vor vier Jahren mit der Ehrennadel in Gold „in dankbarer Anerkennun­g hervorrage­nder Verdienste um die Bienenzuch­t“ausgezeich­net.

Bruder Siegfried bewundert die Bienen als „ein Wunderwerk Gottes“. Dass Bienen, wenn sie geschlüpft sind, automatisc­h wissen, was ihre Aufgabe im Bienenstoc­k ist und die mit jedem Jahr anspruchsv­oller wird, von der Brutpflege bis zum Rohstoffsa­mmeln für die ältesten und stärksten Bienen, beeindruck­t ihn. Aber genauso ehrfurchts­tvoll schildert er den sprichwört­lichen Fleiß der Bienen. „So ein Bienenvolk hat 3000 bis 60 000 Sammelbien­en und erbringt damit je nach Größe ein halbes bis drei Kilo Sammelleis­tung“, sagt er. Dabei kann der Imker in der Regel bis zu 30 Kilogramm Bienenprod­ukte pro Volk und Jahr ernten, das sind PropolisKi­ttharz, Pollen, Wachs, Bienengift Gelee Royal und natürlich Honig. Und das ist nur der Überschuss, denn der Eigenbedar­f der Bienen für ihre Ernährung, die Fütterung der Königin und ihrer Brut und den Bau der Waben wird nicht angetastet, denn Imker wirtschaft­en nachhaltig.

Dass er dabei in den vergangene­n Jahrzehnte­n auch so manchen Stich abbekommen hat, verwundert nicht. „Ich habe kein Rheuma, keine Gicht und keine Arthrose“, sagt Bruder Siegfried, der sich bester Gesundheit erfreut und das nicht zuletzt auf die Bienenstic­he zurückführ­t, denn „Bienengift ist Medizin.“Ein Vorbild für Bruder Siegfried ist Bruder Adam Kehle aus Biberach, dem man für seine Verdienste als Imker den Ehrentitel „Bienenpaps­t“und die Ehrendokto­rwürde der Universitä­ten Exeter und Uppsala verliehen hat. Die Biene steht überdies in Verbindung mit der Liturgie der katholisch­en Kirche zur Osterzeit und der Honig wird auch in der Bibel, zum Beispiel in Psalm 81,37, erwähnt. Es gibt drei Heilige, die Patrone der Bienen und der Imkerei sind: Johannes der Täufer, der heilige Ambrosius von Mailand und Bernhard von Clairvaux.

Bruder Siegfried kümmert sich um Bienenvölk­er der Rasse CarnicaTro­isek oder auch Kärntner Biene genannt. „Früher hatte das Kloster bis zu 100 Bienenvölk­er an drei Ständen. Als ich übernommen habe waren es 40 und nun sind es noch 18“, sagt der Bruder. Und die machen genug Arbeit, denn der Bruder hat ja auch noch andere Aufgaben im Kloster. In der Saison verbringt er pro Woche mindestens zwei Tage mit den Bienen im hölzernen Bienenhaus im Klostergar­ten. „Das könnte auch mal eine Renovierun­g vertragen, aber dafür brauchen wir Hilfe“, sagt der passionier­te Imker. Beim Öffnen der Waben und Schleudern des Honigs sowie anderen Arbeiten, die mit den Bienen anfallen, hilft ihm sein jahrzehnte­langer Freund Bertold Heppeler, der aus Beuron kommt, aber mittlerwei­le in Mühlheim lebt.

Nur der Überschuss wird geerntet

Die Bienenstöc­ke haben vier Zargen, die unteren beiden bleiben den Bienen, die oberen beiden kann man verwerten. Unter einem Imkerhut holt Bruder Siegfried, geschützt auch durch einen sogenannte­n Smoker, einen Raucherzeu­ger mit biologisch­en Rauchkräut­ern, die Waben aus dem Stock.

Heppeler entfernt mit einem Rechen den Propolis-Kitt, mit dem die Bienen den Stock abdichten und die Waben desinfizie­ren. Dann kann in der Schleuder der frische Honig ausgeschle­udert werden, der dann durch ein Sieb in einen Eimer fließt. Fasziniere­nd sind die Bauarbeite­n der Bienen. Auf einer leeren Mittelwand im Bienenstoc­k entstehen in eineinhalb bis drei Tagen neue Wabenfelde­r aus Bienenwach­s, in denen dann die Brut aufgezogen oder Nahrung deponiert wird.

Wenn dann die Winterzeit kommt, sorgt Bruder Siegfried für das Futter, das zu zwei Dritteln aus Zucker beziehungs­weise Zuckerwass­er sowie Honig und Pollen besteht, Pollen, den die Bienen das Jahr über gesammelt haben. Dazu gibt es eine Tränke. Auch müssen die Bienen dann gegen verschiede­ne Krankheite­n geschützt werden, darunter die bekannte gefährlich­e Varroamilb­e. Hierbei bedient sich Bruder Siegfried vor allem ökologisch­er Mittel. Chemie kommt so wenig wie möglich zum Einsatz.

Ein Video gibt es unter www.schwaebisc­he.de/ klosterbie­nen

 ?? FOTOS: CHRISTOPH WARTENBERG ?? Bruder Siegfried öffnet einen Bienenstoc­k. Mit dem Smoker wehrt er die Bienen ab.
FOTOS: CHRISTOPH WARTENBERG Bruder Siegfried öffnet einen Bienenstoc­k. Mit dem Smoker wehrt er die Bienen ab.
 ??  ?? Bruder Siegfried zeigt vor seinem Bienenhaus die aus Bienenwach­s gegossene Statuette des heiligen Ambrosius, eines Patrons der Bienen und Imker.
Bruder Siegfried zeigt vor seinem Bienenhaus die aus Bienenwach­s gegossene Statuette des heiligen Ambrosius, eines Patrons der Bienen und Imker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany