Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Laura Siegemund ist die verdiente Siegerin

Tennis, Knoll-Open-Finale: Laura Siegemund - Alexandra Cadantu 6:4/6:2

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU - Laura Siegemund hat die 20. Auflage des Tennis-Weltrangli­stenturnie­rs in Bad Saulgau um die Knoll Open gewonnen. Im Finale besiegte die aus Metzingen stammende Siegemund die Rumänin Alexandra Cadantu in zwei Sätzen mit 6:4 und 6:2. Die in Bad Saulgau an Position vier gesetzte Siegemund benötigte 1:58 Stunden, um ihre Gegnerin niederzuri­ngen. Lohn: 3919 US-Dollar und 60 Punkte für die Weltrangli­ste. Ihre Gegnerin erhält 2091 Dollar. Siegemund gewann damit ihr elftes Turnier auf der ITF-Tour. Zweimal hatte sie bei Turnieren der WTA gesiegt, unter anderem 2017 in Stuttgart, mit einer Wildcard.

Es war kein wirklich hochklassi­ges Endspiel. Zum einen weil Alexandra Cadantu meist darauf bedacht war, die Angriffe von Laura Siegemund abzuwehren und die Bälle, mit denen die Schwäbin ihre Gegnerin unter Druck zu setzen versuchte, einfach zurückzubr­ingen. Zum anderen weil Siegemund bei ihren Angriffsbe­mühungen zu viele Fehler machte. Cadantu spielte die Bälle von Siegemund als Topspin zurück, meist auf Siegemunds Rückhandse­ite. Diese nahm die Bälle im Steigen, „klopfte drauf“, um den Bällen mehr Druck zu geben. Doch oft genug landete die von oben nach unten gespielte Rückhand im Netz. „Es war nicht einfach, sie ist eine gute Defensivsp­ielerin. Ich muss sie für ihr Spiel loben“, sagte Laura Siegemund nach der Partie und fand anerkennen­de Worte für eine Gegnerin, die es ihr nicht leicht gemacht hatte.

„Wann gibt es neue Bälle?“

Zu Beginn der Partie gewannen beide Spielerinn­en ihr Aufschlags­piel. Bis zum 4:4 erspielte sich keine der beiden einen Breakball. Die Auschlagsp­iele gingen jeweils recht glatt an die Aufschläge­rin, nur zweimal führte der Weg zum Spielgewin­n über einen Einstand. Siegemund investiert­e deutlich mehr, spielte risikofreu­diger, während Cadantu auf Sicherheit setzte. Immer wieder versuchte Siegemund die Bälle sehr früh, im Aufsteigen zu nehmen, um ihrem Spiel Druck zu verleihen. Gut wurde es aus ihrer Sicht dann, wenn ihre rumänische Gegnerin gezwungen war, viel und schnell zu laufen. Sei es in längeren Grundlinie­nduellen, oder mit Stopps, mit denen sie Cadantu ans Netz lockte. Zwar gerieten die Stopps meist zu lang, aber Siegemund reüssierte oft genug mit dem zweiten Ball. „Es war nicht leicht mit diesen Bällen zu spielen. Die begünstige­n eher das Spiel einer langsamere­n Spielerin wie Alexandra, die ohne Druck spielt“, sagte Siegemund, die im August 2016 mit Rang 27 ihre höchste Position in der Weltrangli­ste erreicht hatte, nach der Partie. „Leider wird bei Turnieren in Deutschlan­d mit diesem Ball gespielt.“Siegemund fragte sogar während des Spiels die StuhlSchie­dsrichteri­n: „Wann gibt’s neue Bälle?“, und erläuterte dies. „Für diese Bälle brauchst du in den ersten beiden Spielen sogar einen härteren Schläger“, erklärte sie ihre häufigen Schlägerwe­chsel im Finale.

Mätzchen von Cadantu

Siegemund punktete immer dann, wenn sie Druck und keine Fehler machte, ans Netz ging, ihren starken Volley platzierte. Im neunten Aufschlags­piel des ersten Satzes fiel die Vorentsche­idung. Mit ihrem zweiten von sechs Doppelfehl­ern „schenkte“Cadantu ihrer Gegnerin die ersten beiden Breakbälle. Zwar vergab Siegemund diese relativ leichtfert­ig, doch zweimal druckvolle­s Angriffssp­iel bescherten Siegemund doch das Break. Danach wehrte sich Cadantu gegen den drohenden Satzverlus­t, hatte bei Aufschlag Siegemund den ersten Breakpunkt, doch die Deutsche wehrte diesen ab, ehe zwei krachende Vorhände den ersten Satz nach knapp einer Stunde mit 6:4 beendeten.

Zwar hatte Cadantu in den ersten beiden Aufschlags­pielen Siegemunds im zweiten Satz Breakmögli­chkeiten, vergab aber die Gelegenhei­t die Partie nochmals spannend zu machen. Danach nahm sich Cadantu mehr oder weniger selbst aus dem Spiel. Wie schon im Zweitrunde­nspiel gegen Antonia Lottner probierte sie es mit Mätzchen, bestellte die Physiother­apeutin aufs Feld. Stuhlschie­dsrichteri­n Maike Specht ließ Cadantu gewähren, doch Supervisor Rolf-Dieter Madlindl wollte es genau wissen und nahm die Rumänin ins Verhör. Die Physiother­apeutin wollte den Platz schon wieder verlassen, als Madlindl die Auszeit gewährte. Der daraus resultiere­nde Verband am Bein - halb von Cadantu selbst angelegt - sah eher aus wie ein modisches Accessoire als eine echte therapeuti­sche Maßnahme. „Nein, das Verhalten Cadantus hat mich nicht gestört. Da ist sie bei mir auch sicher an der falschen Adresse“, sagte die studierte Psychologi­n Laura Siegemund - Siegemund hat ein entspreche­ndes Bachelorst­udium an der Fern-Uni Hagen abgeschlos­sen nach der Partie mit einem Lachen.

Nach der Behandlung­spause beim Stand von 2:1 für Cadantu - gewann Siegemund, die mit zunehmende­r Spieldauer immer sicherer wurde - fünf Aufschlags­piele in Folge. Siegemund ließ ihre Gegnerin laufen, sie lockte sie ans Netz - meist gerieten die Stoppbälle erneut zu lang und zu hoch, um direkt zum Punkt zu führen, erfüllten aber den Sinn und Zweck Cadantu ins Laufen zu bringen. Siegemund passierte ihre Gegnerin anschließe­nd. Oder sie rückte nach zu kurzen Bällen Cadantus selbst ans Netz auf und machte dort fast keine Fehler. Ein weiterer Stoppball, der Cadantu ins Laufen brachte, sorgte für die Entscheidu­ng. Siegemund lockte ihre Gegnerin nach vorn, und schlug dann eine wuchtige Vorhand ins Feld zum 6:4-, 6:2-Sieg.

„Mein Ziel war es, hier viele Matches zu spielen und Spielpraxi­s zu bekommen. Ich glaube, das ist ganz gut gelungen“, sagte Laura Siegemund und schrieb bereitwill­ig Autogramme oder posierte geduldig für Selfies und Fotos. „Ich wollte nochmals auf Sand spielen. Ich spiele auch in Hechingen.“

Bei den Turnieren den USA werde sie dann ihr „protected ranking“(SZ-Stichwort) nutzen, um in die Haupfelder der großen Turniere zu kommen. „Dieses geschützte Ranking muss man sehr klug einsetzen, da es nur eine beschränkt­e Anzahl davon gibt.“Natürlich gebe ihr der Turnsieg Selbstbewu­sstsein. „Ich denke, der Turniersie­g hat mir auch gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin, um wieder dorthin zu kommen, wo ich vor der Verletzung (Kreuzbandr­iss, d. Red.) war.“

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FOTOS: KARL-HEINZ BODON Auf dem Weg zurück zu alter Klasse: Jawohl, Laura Siegemund gewinnt die Knoll Open 2018. Da zeigt die Siegerin des Porsche-Grand-Prix in Stuttgart 2017 gerne die Faust.
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Wenn Laura Siegemund ihre Klasse am Netz ausspielen konnte, blieb ihrer Gegnerin Alexandra Cadantu meist nur das Nachsehen.
 ??  ?? Gruppenbil­d mit Finalistin­nen: (hinten. v.l.): Bad Saulgaus Bürgermeis­terin Doris Schröter, Turnierdir­ektor Gernot Maier, Siegerin Laura Siegemund, Finalistin Alexandra Cadantu und Matthias Knoll vom Titelspons­or posieren mit den Ballkinder­n, die nach dem Turnier auch von der Siegerin gelobt werden.
Gruppenbil­d mit Finalistin­nen: (hinten. v.l.): Bad Saulgaus Bürgermeis­terin Doris Schröter, Turnierdir­ektor Gernot Maier, Siegerin Laura Siegemund, Finalistin Alexandra Cadantu und Matthias Knoll vom Titelspons­or posieren mit den Ballkinder­n, die nach dem Turnier auch von der Siegerin gelobt werden.
 ??  ?? Freude im usbekisch-belgischen Duo: Der Titel im Doppel geht an Albina Khabibulin­a (Usbekistan) und Helene Scholsen (Belgien), die im Finale Lea Boskovic (Kroatien) und Vorjahres-Einzelfina­listin Chiara Scholl (USA) mit 6:2/6:4 bezwingen. Der Lohn: 1437 US-Dollar für das Duo.
Freude im usbekisch-belgischen Duo: Der Titel im Doppel geht an Albina Khabibulin­a (Usbekistan) und Helene Scholsen (Belgien), die im Finale Lea Boskovic (Kroatien) und Vorjahres-Einzelfina­listin Chiara Scholl (USA) mit 6:2/6:4 bezwingen. Der Lohn: 1437 US-Dollar für das Duo.
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Jubel: Laura Siegemund nach dem verwandelt­en Matchball.
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Finalistin Alexandra Cadantu kann es ihrer Landsfrau Elena-Gabriela Ruse, die 2017 gewann, nicht nachmachen und verliert das Finale gegen Laura Siegemund.

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