Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Stadt und Nabu werben für Blumenwiesen in Sigmaringen
Seit zwei Jahren gibt es wilde Blumenwiesen am Bootshaus und in der Vorstadt – Nicht alle Bürger haben Verständnis für den „Wildwuchs“
SIGMARINGEN - Immer wieder melden sich Bürger bei der Stadt, weil sie finden, dass die Blühstreifen am Bootshaus und in der Vorstadt ungepflegt und unordentlich aussehen. Dabei ist die Wildnis genau so geplant, erklärt Alfred Bauernfeind vom Naturschutzbund Sigmaringen. „Die Blumenwiese bietet Insekten und Vögeln Nahrung, die sie sonst nirgendwo finden.“
Um 75 Prozent, schätzt er, sind die Insektenzahlen in den vergangenen 20 Jahren zurückgegangen. Grund dafür sei vor allem die intensive Landwirtschaft. „Heute wird vier Mal im Jahr gemäht und gedüngt. Da leidet die Vielfalt“, erklärt Bauernfeind.
„Man muss sich nur mal zurückerinnern: Vor 30 Jahren waren die Windschutzscheiben am Auto immer voller Insekten. Heute ist das nicht mehr so. Das liegt einfach daran, dass es heute viel weniger Insekten gibt.“Alfred Bauernfeind und Elisabeth Mayer, die als Gärtnerin bei der Stadt angestellt ist, wollen deshalb aufklären, wozu die Blühstreifen gut sind. „Hier finden Vögel und Insekten Nahrung und zwar das ganze Jahr über.“Man habe deshalb darauf geachtet, dass immer etwas blüht. „Was hier zum Beispiel zur Zeit so gelb leuchtet, das ist der Rainfarn, eine heimische Staude“, erklärt er.
Vor zwei Jahren hat sich die Stadt Sigmaringen dazu entschlossen, gemeinsam mit dem Naturschutzbund Blumenwiesen anzulegen. „Damals wurden bewusst Bereiche ausgewählt, an denen viele Menschen vorbeikommen“, sagt Bauernfeind. Denn man wolle mit der Aktion nicht nur den Insekten und Vögeln Nahrung bieten, sondern auch bei den Sigmaringern Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse der Natur schaffen. „Auf einem Rasen wachsen nunmal höchstens Gänseblümchen. Da ist für die Insekten kaum was zu holen.“Die Stadt will deshalb mit gutem Beispiel vorangehen. „Blühflächen wie diese hier kann jeder in seinem eigenen Garten nachmachen“, sagt Elisabeth Mayer. „Die Pflanzen spenden sich gegenseitig Schatten, man muss nicht gießen und hat auch sonst kaum Arbeit damit.“Dass die wilden Blumenwiesen dabei rein optisch nicht jedermanns Geschmack entsprechen, ist auch Bauernfeind und Mayer klar. „Aber eine Wiese wäre bei der Trockenheit längst braun. Hier blüht und summt es immerhin.“