Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Erzieher dringend gesucht

Stadt Friedrichs­hafen schreibt ständig Stellen aus

- Von Sandra Philipp

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Markt an Erziehern ist fast leergefegt. Die Träger der Kindertage­sstätten und Kindergärt­en in Friedrichs­hafen bekommen den Fachkräfte­mangel ebenfalls deutlich zu spüren. Für sie wird es immer schwierige­r, genug Erzieher zu finden. Gleichzeit­ig steigt die Zahl der Kinder, die in und um Friedrichs­hafen einen Kindergart­en- oder Kitaplatz benötigen.

„Wir haben ständig Stellenaus­schreibung­en laufen“, sagt Irena Riegg von der Personalab­teilung der Stadt. So hat sich beispielsw­eise der Bedarf der Stadt Friedrichs­hafen seit August 2013 beinahe verdoppelt. Denn seither hat jedes Kind ab dem vollendete­n ersten Lebensjahr einen rechtliche­n Anspruch auf einen Betreuungs­platz.

„Wir sind am Thema dran“, versichert Stefan Dunkenberg­er. „Zum neuen Kindergart­enjahr starten wir zum Beispiel eine Einrichtun­g im Max-Grünbeck-Haus. Mit der Waldkita Kluftern und dem Kinderhaus Seehasen werden weitere Einrichtun­gen im nächsten Kita-Jahr dazukommen.“

Dunkenberg­er ist für die sieben städtische­n Kindertage­seinrichtu­ngen zuständig und erstellt die jährliche Bedarfspla­nung. In Friedrichs­hafen gibt es eine Vielzahl an Kindergart­enund Krippenplä­tzen. So betreiben 16 verschiede­ne Träger weitere 33 Einrichtun­gen, in denen die Kleinsten Raum für ihre Entwicklun­g finden. Dunkenberg­er bestätigt, dass es heute sehr schwer ist, genügend qualifizie­rte Erzieher zu finden: „Die Stadt schreibt Erzieherst­ellen inzwischen nur noch unbefriste­t aus“, berichtet er. „Dann bekommen wir viel bessere Bewerbunge­n.“

Auch wenn Erzieher in ihrem Beruf viel leisten, verdienen sie vergleichs­weise wenig. Und wie alle öffentlich­en Arbeitgebe­r ist die Stadt Friedrichs­hafen beim Thema Lohn an den Tarifvertr­ag gebunden. So verdient eine Erzieherin als Gruppenlei­terin im ersten Jahr nach der Ausbildung rund 2900 Euro brutto. Andere Träger seien in der Lohngestal­tung etwas flexibler. Doch im Großen und Ganzen bewegen sich die Löhne der Erzieher in einem ähnlichen Rahmen. Dennoch sei die Stadt bemüht, die bestehende Gehaltsstu­fe zu übernehmen, sollte ein Erzieher zur Stadt wechseln, berichtet Irena Riegg.

Im Vergleich zu früheren Zeiten sei auch bei den Erziehern die Bindung zum Arbeitgebe­r nicht mehr so groß wie früher. „Wir haben eine hohe Fluktuatio­n“, berichtet Dunkenberg­er. Das liege an den inzwischen vielfältig­en Alternativ­angeboten und zum großen Teil an der Altersstru­ktur im Erzieherbe­ruf: „Wird eine Mitarbeite­rin schwanger, fehlt sie durch das gesetzlich­e Beschäftig­ungsverbot von jetzt auf gleich in der Einrichtun­g.“Die Stadt Friedrichs­hafen möchte diesem und durch Krankheite­n plötzlich auftretend­en Personalma­ngel mit einem Krankheits- und Vertretung­spool entgegenwi­rken. Diesen hat sie im vergangene­n Jahr aus Mitteln der Zeppelinst­iftung ins Leben gerufen. „Der Springerpo­ol soll in Krankheits­fällen unsere Erzieherin­nen entlasten“, berichtet Dunkenberg­er.

Unterstütz­ung durch die Stiftung

Aber auch die Einrichtun­gen anderer Träger profitiere­n von freiwillig­en Leistungen durch die Zeppelinst­iftung: So ermögliche sie eine Freistellu­ng der Leitung um 20 Prozent je Gruppe für organisato­rische und verwalteri­sche Aufgaben oder den Einsatz von hauswirtsc­haftlichen Kräften als Unterstütz­ung. Ebenfalls entlastend wirke das gemeinsame Anmeldepor­tal aller Träger in der Stadt. Dieses minimiere den Verwaltung­saufwand für die Kindergart­enleitunge­n und biete der Kommune gleichzeit­ig eine Planungspl­attform. Dunkenberg­er: „Dort können wir sehen, wie sich der Bedarf in den nächsten zwei Jahren entwickelt.“

Mitarbeite­r aus Zeitarbeit­sfirmen hat Friedrichs­hafen noch nicht eingesetzt. „Solange nicht eine absolute Not besteht, würde ich nicht auf diese Option zurückgrei­fen“, sagt Dunkenberg­er. Aus seiner Sicht mache dies die Motivation der bestehende­n Mitarbeite­r kaputt und gewährleis­te keine Kontinuitä­t. Grundsätzl­ich bemühe sich die Stadt bei den ausbildend­en Schulen um Arbeitskrä­fte und biete Schulungen für Quereinste­iger an, so Dunkenberg­er: „Mit diesen Maßnahmen sind wir momentan gut aufgestell­t.“

 ?? SYMBOLFOTO: AXEL HEIMKEN/DPA ?? Die Kindergärt­en und Kindertage­sstätten in Friedrichs­hafen bekommen den Mangel an Erziehern zu spüren.
SYMBOLFOTO: AXEL HEIMKEN/DPA Die Kindergärt­en und Kindertage­sstätten in Friedrichs­hafen bekommen den Mangel an Erziehern zu spüren.
 ?? FOTO: SANDRA PHILIPP ?? Blickt auf ein erfülltes Erzieherin­nenleben zurück: Angelika Christen.
FOTO: SANDRA PHILIPP Blickt auf ein erfülltes Erzieherin­nenleben zurück: Angelika Christen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany