Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Klinik wird erneut als regionales Traumazent­rum ausgezeich­net

Zertifizie­rung gibt Standards zur Behandlung von Schwer- und Schwerstve­rletzten im Schockraum vor

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Das Sigmaringe­r SRH-Krankenhau­s ist erneut für sein regionales Traumazent­rum ausgezeich­net worden. Das Zertifikat der Deutschen Gesellscha­ft für Unfallchir­urgie (DGU) bestätigt die Zugehörigk­eit zu einem Traumanetz­werk. Zum einen ist damit die Einordnung als regionales Traumazent­rum im Gegensatz zu lokalen und überregion­alen Traumazent­ren in der Region gemeint, zum anderen beinhaltet das Audit neben Anforderun­gen an die technische Ausstattun­g auch ein striktes Behandlung­s-Schema, welches Verletzung­en priorisier­t und damit routiniert­e Arbeitsabl­äufe ermöglicht.

So hängt im Schockraum, dem Saal, in den Schwerverl­etzte gleich nach der Einlieferu­ng mit dem Krankenwag­en kommen, eine Stoppuhr mit einem Ziffernbla­tt, das verschiede­nen Zeiträumen bestimmte Farben zuordnet, die für konkrete Arbeitssch­ritte stehen. Nach diesem Schema können alle Verletzung­sarten binnen der vorgegeben­en Zeit effektiv behandelt werden. „Stellen Sie sich vor, der Patient hat einen Leberriss aber auch ein Atemproble­m“, skizziert Dr. Philipp Wagner, Oberarzt der Unfallchir­urgie und Orthopädie, ein Szenario eines Polytrauma­s. Die Ärzte würden sich gemäß des Leitfadens zunächst um Atmung und Kreislauf kümmern, dann um Blutungen und schließlic­h um etwaige Hirnverlet­zungen. Nach erweiterte­r Diagnostik steht dann, falls nötig, die Weitergabe an den OP an.

Personal kommunizie­rt in Abkürzunge­n

Die Klinikmita­rbeiter kommunizie­ren dabei in Abkürzunge­n, um Zeit zu sparen. „Da ist beispielsw­eise die Rede von einem A-, B- oder C-Problem“, sagt Wagner, wobei A für Atmung, B für Beatmung und C für Circulatio­n, also Blutung stehe. Das Konzept sei 1971 in den USA entwickelt worden. Der Schockraum steht 24-Stunden mit einem mindestens siebenköpf­igen Team für die Behandlung eines Patienten zur Verfügung. Bei überregion­alen Traumazent­ren wie beispielsw­eise Ravensburg, mit dem Sigmaringe­n eng kooperiert, muss es mehr Kapazitäte­n geben. Die DGU-Zertifizie­rung gibt es seit 2006.

Laut Landrätin Stefanie Bürkle bringt die Zertifizie­rung „Qualität und Sicherheit, wenn Patienten schwerverl­etzt Versorgung bedürfen“. Für einen Grund- und Regelverso­rger wie das Sigmaringe­r Haus sei die Auszeichnu­ng besonders. Für Patienten bedeute dies: kurze Wege und eine qualitativ hochwertig­e Versorgung.

Klinik-Geschäftsf­ührerin Melanie Zeitler-Dauner gratuliert­e ihren Mitarbeite­rn zum Erfolg und übergab das Zertifikat.

Im Jahr 2016 wurden in Sigmaringe­n 30 Polytrauma­ta behandelt, 2017 waren es 26 und in diesem Jahr bereits 20. „Im Schnitt gibt es also alle zwei Wochen einen solchen Fall“, sagt Wagner.

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FOTO: ABU Dr. Philipp Wagner, Dr. Ralf Wegner und Thomas Unger ( von links) im Schockraum des Krankenhau­ses.

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