Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Klinik wird erneut als regionales Traumazentrum ausgezeichnet
Zertifizierung gibt Standards zur Behandlung von Schwer- und Schwerstverletzten im Schockraum vor
SIGMARINGEN - Das Sigmaringer SRH-Krankenhaus ist erneut für sein regionales Traumazentrum ausgezeichnet worden. Das Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) bestätigt die Zugehörigkeit zu einem Traumanetzwerk. Zum einen ist damit die Einordnung als regionales Traumazentrum im Gegensatz zu lokalen und überregionalen Traumazentren in der Region gemeint, zum anderen beinhaltet das Audit neben Anforderungen an die technische Ausstattung auch ein striktes Behandlungs-Schema, welches Verletzungen priorisiert und damit routinierte Arbeitsabläufe ermöglicht.
So hängt im Schockraum, dem Saal, in den Schwerverletzte gleich nach der Einlieferung mit dem Krankenwagen kommen, eine Stoppuhr mit einem Ziffernblatt, das verschiedenen Zeiträumen bestimmte Farben zuordnet, die für konkrete Arbeitsschritte stehen. Nach diesem Schema können alle Verletzungsarten binnen der vorgegebenen Zeit effektiv behandelt werden. „Stellen Sie sich vor, der Patient hat einen Leberriss aber auch ein Atemproblem“, skizziert Dr. Philipp Wagner, Oberarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie, ein Szenario eines Polytraumas. Die Ärzte würden sich gemäß des Leitfadens zunächst um Atmung und Kreislauf kümmern, dann um Blutungen und schließlich um etwaige Hirnverletzungen. Nach erweiterter Diagnostik steht dann, falls nötig, die Weitergabe an den OP an.
Personal kommuniziert in Abkürzungen
Die Klinikmitarbeiter kommunizieren dabei in Abkürzungen, um Zeit zu sparen. „Da ist beispielsweise die Rede von einem A-, B- oder C-Problem“, sagt Wagner, wobei A für Atmung, B für Beatmung und C für Circulation, also Blutung stehe. Das Konzept sei 1971 in den USA entwickelt worden. Der Schockraum steht 24-Stunden mit einem mindestens siebenköpfigen Team für die Behandlung eines Patienten zur Verfügung. Bei überregionalen Traumazentren wie beispielsweise Ravensburg, mit dem Sigmaringen eng kooperiert, muss es mehr Kapazitäten geben. Die DGU-Zertifizierung gibt es seit 2006.
Laut Landrätin Stefanie Bürkle bringt die Zertifizierung „Qualität und Sicherheit, wenn Patienten schwerverletzt Versorgung bedürfen“. Für einen Grund- und Regelversorger wie das Sigmaringer Haus sei die Auszeichnung besonders. Für Patienten bedeute dies: kurze Wege und eine qualitativ hochwertige Versorgung.
Klinik-Geschäftsführerin Melanie Zeitler-Dauner gratulierte ihren Mitarbeitern zum Erfolg und übergab das Zertifikat.
Im Jahr 2016 wurden in Sigmaringen 30 Polytraumata behandelt, 2017 waren es 26 und in diesem Jahr bereits 20. „Im Schnitt gibt es also alle zwei Wochen einen solchen Fall“, sagt Wagner.