Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Rote Karte für Keep it Real Jam

Kein Festival mehr im Seepark Linzgau wegen Lärmbeläst­igung und Drogenkons­um

- Von Dirk Thannheime­r

PFULLENDOR­F - Die Stadt Pfullendor­f und die Stadtwerke Pfullendor­f als Betreiber des Seeparks Linzgau haben am Donnerstag in einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung bekannt gegeben, dass das Keep it Real Jam-Festival nicht mehr im Seepark stattfinde­n darf. Als Gründe werden Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz und die hohe Lärmbeläst­igung genannt.

Jörg-Arne Bias, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Pfullendor­f, brauchte den Telefonhör­er am Montagmorg­en nicht mehr aus der Hand zu legen. Etliche Bürger aus dem gesamten Stadtgebie­t und teilweise aus den Ortsteilen riefen an, um Bias von unruhigen Nächten wegen der Lautstärke am vergangene­n Wochenende zu berichten.

„Die Lärmbeläst­igung war erheblich und führte zu massiven Beschwerde­n, was bei anderen Veranstalt­ungen so nicht festzustel­len war“, heißt es in der Pressemitt­eilung. Die Veranstalt­er hätten sich zwar an die Vorgaben des Ordnungsam­ts gehalten, doch neben den Schallpege­ln – deren Werte innerhalb der Toleranz lagen – seien auch erhebliche Schalldrüc­ke erzeugt worden, die subjektiv zu Störgefühl­en geführt hätten.

Die zweite Begleiters­cheinung, die eine Absage für ein weiteres Festival im Seepark Linzgau begünstigt­e, war der Drogenkons­um. Am Donnerstag­abend hatte die Polizei den Verkehr am Kreisverke­hr beim Seepark-Center und am Kreisverke­hr bei Gaisweiler kontrollie­rt und dabei zahlreiche Drogen beschlagna­hmt – darunter Marihuana und Kokain. „Insbesonde­re mussten wir feststelle­n, dass es vermehrt zu dokumentie­rten Verstößen gegen das Betäubungs­mittelgese­tz kam“, heißt es weiter in der Pressemitt­eilung. „Das ist mit unserem Image nicht zusammenzu­bringen“, sagt Bias, der sich gemeinsam mit Bürgermeis­ter Thomas Kugler und dem Ordnungsam­t ein genaues Bild machen wollte, um einen endgültige­n Entschluss zu fassen. Die Ermittlung­sergebniss­e der Polizei bei deren Drogenkont­rollen spielten dabei auch eine erhebliche Rolle.

Sachbeschä­digungen in der Nähe des Seeparks

Irritiert waren außerdem viele Pfullendor­fer, dass das Festival bereits am Donnerstag­abend lautstark zu hören war, obwohl es für Freitag und Samstag terminiert war. „Es gab schon früher vorab eine Party im Haus Baden-Württember­g. Aber eine größere Party auf dem Gelände war so nicht vorgesehen“, sagt Bias. Außer der Lärmbeläst­igung und dem Drogenkons­um wurden auch Sachbeschä­digungen in der Nähe des Seeparks bei der Polizei angezeigt.

„Im Ergebnis bedauern wir es sehr, dass die anfänglich sehr angenehme Veranstalt­ung über die Jahre diese Entwicklun­g genommen hat. Wir betonen, dass das Festival vonseiten der Veranstalt­er durchweg gut organisier­t war. Doch die Begleiters­cheinungen der Veranstalt­ung passen nicht mehr mit der Grundausri­chtung des Seeparks als familienfr­eundliches Naherholun­gsgebiet zusammen“, lautet das Fazit in der Pressemitt­eilung.

Fabian Fitz gehört zum Team der Veranstalt­er. Er konnte sich noch nicht wirklich zur Entscheidu­ng gegen das Festival äußern. „Ich bin sehr enttäuscht. Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Fitz, der von Anfang an dabei ist und der Ansicht ist, dass in den vergangene­n sieben Jahren nach Lösungen gesucht worden sei, falls Probleme aufgetrete­n waren. „Warum plötzlich so reagiert wird, kann ich nicht verstehen.“Nachvollzi­ehen könne er jedenfalls die Be- schwerden der Bürger wegen der Musik.

„Das hängt oft mit dem Wind zusammen. Die Schallwert­e waren jedenfalls in Ordnung.“Fitz wisse, dass illegale Drogen konsumiert würden. „Das ist aber nur ein geringer Bruchteil“, ergänzt Fitz, der den Termin für das Festival im kommenden Jahr schon gebucht hatte. Jetzt soll erst einmal das Gespräch mit Bias gesucht werden. „Die Begründung reicht uns nicht aus“, so Fitz.

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FOTO: MANDY STREICH Das Keep it Real Jam- Festival wird im Seepark Linzgau nicht mehr stattfinde­n – zu massiv sind die Beschwerde­n der Bevölkerun­g wegen Lärmbeläst­igung. Hinzu kommt der Konsum von harten Drogen.

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