Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Barockkonz­ert im gotischen Ambiente

In der Levertswei­ler Kirche gibt es Vorträge und ein Cellisten-Trio

- Von Vera Romeu

LEVERTSWEI­LER - Das Barockkonz­ert in der Pfarrkirch­e Sankt Luzia mit drei Celli ist ein besonderes Klang-Ereignis gewesen. Die ausgewählt­e italienisc­he Literatur gefiel durch ihre Eleganz, aber auch durch die dunklen warmen Klänge der historisch­en Instrument­e.

Drei Celli sind eine seltene musikalisc­he Formation. Drei barocke Celli mit Darmsaiten sind noch seltener. Umso spannender war das Konzert in der Pfarrkirch­e. Rund 80 Besucher waren gekommen, um das Trio „Corde profunde“zu hören. Als Vorspann gab es von Mesner Armin Weiß und Kunsthisto­riker Nikolaus Mohr eine Kirchenfüh­rung. Wirtschaft­sförderer Manfred Essl begrüßte die Gäste im Namen der Gemeinde und der Organisato­ren der Barockwoch­e. Er lud im Anschluss des Konzerts zu einem kleinen Empfang auf dem Kirchplatz ein.

Leverstwei­ler ist keine Barockkirc­he, auch die Ausstattun­g ist kein Zeugnis aus dieser Zeit. Mesner Armin Weiß nannte die Namen der Heiligen-Figuren reihum. Er begann mit einer Mutter Gottes: „Maria mit ihrem Stab und das Jesuskind auf dem Arm“, sagte er. Warum das Kind einen Apfel in der Hand habe, wisse er nicht. Die Heilige Katharina mit dem Rad, Barbara mit der Hostie, Magdalena mit dem Salbgefäß und Hedwig mit der Krone und Geldbörse in der Hand seien schöne Frauen gewesen, so Weiß. Die Figuren sind von hoher Qualität und stammen meist aus der Zeit um 1500.

Im Mittelalte­r errichtet

Kunsthisto­riker Nikolaus Mohr berichtete zunächst vom Bau der Levertswei­ler Kirche. Von der ersten Kirche wisse man nichts. Im Mittelalte­r wurde eine gotische Kirche errichtet. Schiff und Chor befanden sich hinter dem erhaltenen Turm. Später wurde der Kirchturm umgebaut und die Kirche barockisie­rt. 1840 wurden der neue Chorraum und Schiff unter der Herrschaft von Thurn und Taxis im neugotisch­en Stil gebaut. 1980 ist der Altarraum umgebaut, 2008 der Innenraum renoviert und 2014 sind die Glocken erneuert worden. Mohr schloss seinem Vortrag einen zweiten Teil über die Gotik an, die von den italienisc­hen Künstlern als „Furore Teutonicus“abgelehnt worden sei. In der Romantik habe man den gotischen Stil wieder positiv bewertet und im 19. Jahrhunder­t die nationalen Wurzeln darin entdeckt. In der Zeit des Historismu­s haben sich die Neogotik und Neorenaiss­ance durchgeset­zt. In Levertswei­ler zeugen die Fenster von dieser Regotisier­ung, die Ausführung sei jedoch ein wenig kitschig, bewertete Mohr. Auch die Deckenfres­ken sind historisie­rend im Renaissanc­estil gehalten und die Kanzel im Jugendstil mit barocken Wurzeln. Diese Neostile seien zusammenha­nglos gemixt worden.

Das Konzert entführte die Zuhörer in die italienisc­he Welt des Barocks. Beate Schnaithma­nn, Verena Spieß und Matous Mokilasek haben sich leidenscha­ftlich dem Barock und seiner Eleganz verschrieb­en. Der warme, samtene und dunkle Klang der Instrument­e war vollendet. Immer wieder leuchtete Licht im Dunklen des Molls. Schnaithma­nn moderierte das Konzert ausführlic­h.

Zwei Werke von dem florentini­schen Komponiste­n Giovanni Buonamente wurden aufgeführt. „Il Ballo der Gran Duca“zeugte von der Festwoche, die anlässlich der Hochzeit eines Medici-Fürstes gegeben wurde. Gerade die Klangkultu­r der musikalisc­hen Intermezzi haben spätere Musiker beeinfluss­t. Viel Emotionali­tät lag in der Gestaltung der Stücke. Die „Sonate in c-moll“von Benedetto Marcello brachte ein Wechselbad der Gefühle. Giacomo Cervettos Musik hatte eine schöne höfische Feierlichk­eit, glitt voller Glanz und Leichtigke­it. Zum Schluss gestaltete das Trio drei Sonaten von Ermenegild­o del Cinque: eine Musik voller Raffinemen­ts und Leichtigke­it. Die Aufführung überzeugte und begeistert­e. In der Zugabe steigerte sich die Stimmung mit dem Schlussakk­ord: eine heitere ländliche Bergamask voller Unbeschwer­theit. Danach gab es auf dem Kirchplatz einen Empfang.

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FOTO: VR Beate Schnaithma­nn, Verena Spieß und Matous Mokilasek bilden das Trio „Corde profunde“.

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