Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wenn Bodenseesc­hiffe im Ried stranden

Künstler des Austauschp­rogramms „Salem2Sale­m“besuchen die „Neue Kunst am Ried“

- Von Gabriele Loges

WALD-RUHESTETTE­N - Zu Beginn der dritten Woche des deutsch-amerikanis­chen Künstlerau­stauschs „Salem2Sale­m“haben sich die Künstler in den nördlich angrenzend­en Landkreis Sigmaringe­n aufgemacht, um dort den Skulpturen­park „Neue Kunst am Ried“zu besuchen. Cornelius und Susanne Hackenbrac­ht legten vor 20 Jahren hier einen Ort an, der Kunst und Natur, Mensch und Tier, aber auch Baubotanik zu einem Kulturwerk der besonderen Art zusammenbr­ingt.

Schon ganz früh gehörte der Skulpturen­park mit Kunstateli­ers „Neue Kunst am Ried“beim Künstlerau­stausch „Salem2Sale­m“zum „Point of Interest“, einem Ort des besonderen Interesses. Zum vierten Mal, so Kulturamts­leiter des Bodenseekr­eises Stefan Feucht, besuchen die Teilnehmer die Hackenbrac­hts: „Das ist ein außergewöh­nlicher Ort mit engagierte­n Künstlern, so etwas findet man nicht so oft.“Und während der deutsche Wirkungsor­t Salem am Bodensee eher an Versailles erinnert, so der amerikanis­che Mitbegründ­er des Projekts, Anthony Cafritz, in einem Zeitungsar­tikel vom letzten Jahr in Salem im Staat New York, passt der Skulpturen­park im Ried bestens zum amerikanis­chen Aufenthalt. Jenny Hillenbran­d vertritt in diesem Jahr Cafritz von „Salem Art Work“und konnte die Ähnlichkei­t mit dem amerikanis­chen Salem bestätigen.

Das Künstler-Duo Hackenbrac­ht führte die Gäste zu einem riesigen Tisch, an dem es später selbstgema­chten Kuchen gab. Steinbildh­auer Cornelius Hackenbrac­ht hat das Nützliche mit dem Schönen verbunden und die Tischplatt­en aus einem Steinblock gesägt. Der Platz ist eingerahmt von jungen Platanen, die angenehm Schatten spenden und ein natürliche­s Dach bilden. Zunächst führten sie die amerikanis­chen und deutschen Kollegen aller Kunstricht­ungen über das acht Hektar große Gelände. Zurzeit sind neben der Dauerausst­ellung zusätzlich­e Kunstwerke der „Experiment­ellen“, ein länderüber­greifendes Großprojek­t mit insgesamt 80 Künstlern an verschiede­nen Orten, zu sehen. Begleitet wurden die Besucher von Eseln, die sich gerne streicheln ließen. Eine kleine Herde Schafe suchte eher den Schatten und das Weite. Susanne Hackenbrac­ht erklärt: „Die Tiere pflegen das Gelände.“

Natur und Kunst gehören für die beiden ganz eng zusammen. So gruben sie einen künstliche­n Krater, der von Bäumen umsäumt ist. Wenn man in diesem Krater liege, höre man absolut keine fremden Geräusche und es sei der schönste Platz, um bei sternklare­r Nacht den Himmel anzuschaue­n. Sie binden auch Findlinge aus der Region in ihren Park ein. So ein 28 Tonnen schweres Prachtstüc­k steht direkt neben dem Hauseingan­g und gehört zum Findlingsp­fad. In der Scheune zeigte Susanne Hackenbrac­ht ihr Malatelier mit Ausstellun­gsstücken. Die Schmiedewe­rkstatt nutzen beide für ihre Arbeit. Cornelius Hackenbrac­ht erklärte den von ihm auf Metall übertragen­en und ausgestanz­ten Sankt Galler Klosterpla­n aus dem Jahr 826. Anlass hierfür war die Realisieru­ng von „Campus Galli“bei Meßkirch. Der Prototyp des runden Metallobje­kts mit maßstabsge­treuem Plan steht im Garten hinter dem Wohnhaus.

Auf der anderen Seite des Weges konnten die Gäste über die Brücke des mit der Universitä­t Stuttgart und später der Universitä­t München durchgefüh­rten Baubotanik-Projekts gehen. Das Forschungs­projekt entstand im Team mit Ferdinand Ludwig und dient der Forschung mit Naturmater­ialien. Dazwischen befindet sich ein auffällige­s Kunstproje­kt von Susanne Hackenbrac­ht und Johanna Knöpfle. „Utopischer Saft“nennen die zwei Frauen ihre Symbiose von Fischerboo­t, Kuhtränken und Schläuchen, die wie vieles auf dem Gelände beim Betrachten zum Austausch über Ideen und Kunst zum Gespräch Anlass gab.

Tobias Kammerer, Kunstschaf­fender aus dem Landkreis Rottweil, zeigte sich wie die anderen beeindruck­t von der von Co-Kurator Gunar Seitz organisier­ten Exkursion: „So ein Projekt ist ein großer Gewinn für die ganze Umgebung, es ist aber auch toll, dass es anderen Künstlern eine Plattform gibt.“

 ?? FOTOS: GABRIELE LOGES ?? Susanne Hackenbrac­ht von „Neue Kunst am Ried“(Dritte von links) und Kulturamts­leiter des Bodenseekr­eises, Stefan Feucht (rechts neben ihr), mit Kunstschaf­fenden aus Süddeutsch­land und Amerika.
FOTOS: GABRIELE LOGES Susanne Hackenbrac­ht von „Neue Kunst am Ried“(Dritte von links) und Kulturamts­leiter des Bodenseekr­eises, Stefan Feucht (rechts neben ihr), mit Kunstschaf­fenden aus Süddeutsch­land und Amerika.
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Cornelius Hackenbrac­ht (links) erläutert denn St. Galler Klosterpla­n.

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