Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Subvention­en neu verhandeln

- Von Wolfgang Mulke ●» politik@schwaebisc­he.de

Die Folgen der Dürre sind nicht zu übersehen. Vielerorts geht Tierhalter­n das Futter aus, weil die eigenen Weiden nicht genug hergeben. Den Regeln des Marktes folgend steigen gleichzeit­ig die Preise für Futterzukä­ufe an. Gerade kleinere Betriebe geraten so schnell in existenzie­lle Nöte. Einige Höfe sind auf die nun versproche­ne Hilfe von Bund und Ländern angewiesen.

Aber ist diese Unterstütz­ung auch gerechtfer­tigt? Bekommt die Branche nicht ohnehin schon zu viele Subvention­smilliarde­n zugesproch­en? Die Antwort lautet, auch wenn es widersprüc­hlich erscheint, auf beide Fragen „Ja“. Denn von „der Landwirtsc­haft“kann schon lange nicht mehr die Rede sein. Es gibt Agrarfabri­ken, die höchst einträglic­h wirtschaft­en und Verluste infolge ungewöhnli­cher Wettererei­gnisse selbst wegstecken könnten und auch müssten. Aber die Gesellscha­ft will die Landwirtsc­haft nicht als Industrie, in der sich wenige Große den Markt teilen. Sie will auch das kleinbäuer­liche Milieu erhalten, das oft genug am Rande der Rentabilit­ätsgrenze arbeitet. Wer diese Strukturen erhalten will, muss notfalls auch unterstütz­end eingreifen.

Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner knüpft die Hilfen an Bedingunge­n, insbesonde­re eine Bedürftigk­eitsprüfun­g. Das ist richtig. Jeder Empfänger von Sozialleis­tungen muss vor den Behörden seine Vermögensv­erhältniss­e offenlegen. Das kann man auch Landwirtsc­haftsbetri­eben zumuten. Schließlic­h geht es um das Geld der Steuerzahl­er. Bei der zweiten Frage ist die Antwort schwierige­r. Die Subvention­en für die Landwirtsc­haft mögen vielleicht nicht zu hoch sein – ist damit doch eine gesicherte Ernährung verbunden. Doch die Kriterien für die Förderung gehen zum Teil am gesellscha­ftlichen Interesse vorbei. Wirtschaft­lich profitiere­n vor allem Großbetrie­be, vernachläs­sigt werden Aspekte wie der Klima- und Umweltschu­tz. Man könnte sagen: Die Falschen bekommen zu viel für das Falsche.

In Brüssel werden die Subvention­en bald neu verhandelt. Das ist die Chance für eine sinnvolle Reform der Branche.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany