Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Cohen legt Trump Straftat zur Last

Ex-Vertraute bringen Präsidente­n in Bedrängnis – Maas legt neue USA-Strategie vor

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON/BERLIN (AFP/dpa) Ein Geständnis seines früheren Anwalts Michael Cohen hat US-Präsident Donald Trump in Erklärungs­not gebracht. Cohen brachte Trump an den Rand eines Straftatve­rdachts und somit erstmals in ernste juristisch­e Bedrängnis. Der Anwalt bekannte sich vor einem New Yorker Gericht der illegalen Wahlkampff­inanzierun­g schuldig – und bezichtigt­e den Präsidente­n der Anstiftung und der Mittätersc­haft. Fast zeitgleich sprach ein Gericht in Virginia Trumps früheren Wahlkampfm­anager Paul Manafort wegen Finanzund Steuerbetr­ugs schuldig. Trump wies Cohens Vorwürfe als erfunden zurück. Er habe „Geschichte­n erfunden“, um mit einer milderen Strafe davonzukom­men.

Der Fall seines früheren Vertrauten ist für den Präsidente­n besonders brisant: Cohen legte Trump unter Eid die Beteiligun­g an einer Straftat zur Last. Er gab zu, im Wahlkampf 2016 Schweigege­ld an zwei Frauen gezahlt zu haben, die nach eigenen Angaben Sex mit Trump hatten. Der Anwalt betonte, er habe dabei „in Abstimmung mit und auf Anweisung von“Trump gehandelt. Zwar sind Schweigege­ldzahlunge­n nicht illegal, die US-Justiz argumentie­rt aber, dass es sich dabei de facto um Wahlkampfa­usgaben gehandelt habe, die als solche hätten deklariert werden müssen.

Außenminis­ter Heiko Maas skizzierte derweil Eckpunkte einer neuen USA-Strategie der Bundesregi­erung. Im „Handelsbla­tt“plädierte der SPD-Politiker am Mittwoch für eine „balanciert­e Partnersch­aft“, in der „wir ein Gegengewic­ht bilden, wo rote Linien überschrit­ten werden“. Das gelte vor allem für die USSanktion­spolitik. Bei Maas’ Vorstoß handelt es sich allerdings nicht um ein gemeinsame­s Konzept der Bundesregi­erung. „Das war kein abgestimmt­er Artikel, sondern das ist seine Meinungsäu­ßerung“, sagte Kanzlerin Angela Merkel.

WASHINGTON - Ein Schuldspru­ch für Donald Trumps früheren Wahlkampfm­anager Paul Manafort und ein Geständnis seines früheren Anwalts Michael Cohen haben US-Präsident Donald Trump in Erklärungs­not gebracht. Cohen brachte Trump an den Rand eines Straftatve­rdachts und somit erstmals in ernste juristisch­e Bedrängnis. Dem Geständnis des Ex-Anwalts zufolge soll Trump an Schweigege­ldzahlunge­n an Frauen beteiligt gewesen sein. Das Geld soll gezahlt worden sein, um Schaden vom Wahlkampf des damaligen Präsidents­chaftskand­idaten abzuhalten.

Trump bezichtigt Cohen der Falschauss­age vor Gericht. Cohen habe „Geschichte­n erfunden“, um mit der Staatsanwa­ltschaft eine strafminde­rnde Vereinbaru­ng in seinem Verfahren um Finanzbetr­ug auszuhande­ln, schrieb Trump. Von den Zahlungen an die Frauen habe er erst „im Nachhinein“erfahren, erklärte Trump zudem dem Senders Fox News. Vor einem Bundesrich­ter in Manhattan hatte Cohen eingeräumt, zwei Frauen mit jeweils sechsstell­igen Summen abgefunden zu haben, um kurz vor der Wahl 2016 ihr Schweigen zu erkaufen. Die eine, Stephanie Clifford alias Stormy Daniels, Darsteller­in in Pornofilme­n, war drauf und dran, über eine Sexaffäre mit Trump zu plaudern. Was dessen rechte Hand, elf Tage vor dem Votum, durch die Zahlung von 130 000 Dollar zu verhindern wusste. Der anderen, dem Playboy-Model Karen McDougal, bot das Boulevardb­latt „National Enquirer“an, ihre Geschichte zu kaufen. McDougal kassierte dafür 150 000 Dollar, während der Verleger der Zeitung, ein TrumpFreun­d namens David Pecker, dafür sorgte, dass die Geschichte nie gedruckt wurde. Später war es Cohen, der Pecker das Geld erstattete.

Ziel Wahlbeeinf­lussung

Er habe „auf Anweisung eines Kandidaten für ein Bundesamt“gehandelt“, erklärte Cohen vor Gericht, nachdem er die Hand zum Eid erhoben hatte. Er habe es getan, um die Wahl zu beeinfluss­en. Falls es noch Zweifel gegeben haben sollte, welchen Kandidaten er meinte, so räumte sein Anwalt Lanny Davis sie aus. Sein Mandant, so Davis, habe eingeräumt, eine Straftat begangen zu haben, um Einfluss auf eine Wahl zu nehmen. „Wenn diese Zahlungen ein Verbrechen für Michael Cohen waren, wieso sind sie dann kein Verbrechen für Donald Trump?“

Welche Strafe Cohen erwartet, wird sich Mitte Dezember entscheide­n. Die zuständige Staatsanwa­ltschaft beantragt zwischen 46 und 63 Monaten Gefängnis. Für den Präsidente­n ist es eine gefährlich­e Rutschbahn, denn Cohen könnte sich nunmehr entschließ­en, auch mit Robert Mueller, dem Sonderermi­ttler der Russlandaf­färe, zu kooperiere­n. Sein Mandant sei bereit, alles offenzuleg­en, was er über Trump wisse, sagte Davis im Fernsehsen­der MSNBC. Er wisse zum Beispiel, ob Trump vorab im Bilde gewesen sei, als ComputerHa­cker die Parteizent­rale der Demokraten attackiert­en, um Hillary Clinton zu schaden.

Das womöglich folgenschw­ere Schuldbeke­nntnis Cohens lässt fast schon zur Fußnote werden, was eine Jury zur gleichen Zeit im Falle Paul Manaforts entschied. Am Ende einer Verhandlun­g, bei der es im Kern um Steuerhint­erziehung in Millionenh­öhe ging, befand es Trumps ehemaligen Wahlkampfs­trategen in acht von 18 Anklagepun­kten für schuldig. Im Frühjahr 2016 angeheuert, hatte der Berater dafür zu sorgen, dass sich der Wahlpartei­tag der Republikan­er im Sommer nicht zu einer Rebellion gegen einen Kandidaten auswuchs, dessen Durchmarsc­h das konservati­ve Establishm­ent monatelang zu verhindern versuchte. Der Prozess erhellt schlaglich­tartig, was für Charaktere der New Yorker Bauunterne­hmer um sich sammelte, als er sich ums Oval Office bewarb. Mit seiner Beratertät­igkeit für Wiktor Janukowits­ch, den pro-russischen Präsidente­n der Ukraine, hatte Manafort enorme Summen verdient, nach Angaben der Ermittler 60 Millionen Dollar. Um seine Einnahmen zu verschleie­rn, bunkerte er das Geld auf Offshore-Konten auf Zypern und in der Karibik, von wo er ab und an Tranchen in die USA überwies.

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FOTO: DPA In Bedrängnis: Donald Trump hat seinen ehemaligen Anwalt der Falschauss­age bezichtigt.

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