Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Ungebremstes Wachstum unterstützt“
BERLIN - Robert Habeck, Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, hält es für problematisch, wie die Staatshilfen verteilt werden sollen. Das sagte er im Gespräch mit Tobias Schmidt.
Staatshilfe in Höhe von
340 Millionen Euro.
Eine richtige Entscheidung, um den Bauern zu helfen?
Die Summe dürfte ausreichen. Ich halte aber die Art, wie das Geld verteilt werden soll, für problematisch. Landwirte sollen jetzt nämlich Liquiditätsprobleme nachweisen. Das könnte dazu führen, dass zum Beispiel ein Bauer, der einen großen Stall gebaut hat und sowieso schon stark verschuldet ist, eher Unterstützung bekommt als ein Bauer, der weniger Kühe oder Schweine hält, also das Spiel „Wachse oder weiche“nicht mitgespielt hat. Insofern unterstützt die Hilfe mindestens implizit das Prinzip des ungebremsten Wachstums, das uns ja gerade die großen Probleme bringt.
Brüssel berät über die künftige Finanzplanung. Müsste die Bundesregierung auf ein Umsteuern pochen?
Muss sie, tut sie aber nicht. Doch mit dieser Politik lässt das Landwirtschaftsministerium die Landwirte alleine. Das merken die Bauern, sie spüren täglich, dass sie schutzlos und machtlos sind. Ihnen fehlt die gesellschaftliche Anerkennung. Gleichzeitig leisten wir uns eine schamlose Lebensmittelverschwendung. Wir hätten die Chance, eine neue Allianz zu bilden aus Verbrauchern, Landwirten und Umweltschützern. Das zu tun, ist die wahre politische Aufgabe.