Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Geständig

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Es ist ein knappes Jahr her, da war Michael Cohen bereit, sich für Donald Trump zu opfern. „Ich bin der Typ, der sich für den Präsidente­n in die Schusslini­e wirft“, sagte Trumps langjährig­er Anwalt damals der Zeitschrif­t „Vanity Fair“. Doch diese tiefgehend­e Loyalität ist verschwund­en. Am Dienstag belastete Cohen den US-Präsidente­n, als er sich vor Gericht des Bankbetrug­s, der Steuerhint­erziehung und Verstößen gegen die Wahlkampff­inanzierun­g schuldig bekannte.

Cohen war mehr als nur der Anwalt Trumps. Er war loyaler Gefolgsman­n, Ausputzer, Wadenbeiße­r – derjenige also, der sich für den Chef die Hände schmutzig macht. Cohen verriet einmal, dass er den Immobilien­Tycoon Trump schon in seiner Schulzeit bewundert habe. Im Jahr 2001 lernten sie sich kennen, als Cohen eine Wohnung bei Trump kaufte. Die beiden Männer bauten eine enge geschäftli­che und auch persönlich­e Beziehung auf. Ehrgeiz und ein ausgeprägt­er Geltungswi­llen verbindet sie. Cohen heuerte beim Konzern Trump Organizati­on an und war stets zur Stelle, wenn Trump Probleme hatte.

Cohen charakteri­siert sich als kampferpro­bten harten Kerl, der keiner Auseinande­rsetzung aus dem Weg geht. „Wenn Du irgendwas Falsches machst, dann bekommst Du es mit mir zu tun, ich packe Dich am Genick und lass Dich nicht los, bis ich fertig bin“, sagte er in einem Interview mit dem Sender ABC. Nach Trumps Sieg bei der Präsidents­chaftswahl bekam Cohen Zugang zum Zentrum der Macht. Cohen trat als inoffiziel­ler Berater des Präsidente­n auf, war oft Gast im Weißen Haus. Im April nach der FBI-Razzia in Cohens Kanzlei rückte der Anwalt unter dem Eindruck der Strafverfo­lgung vom Präsidente­n ab und wurde so aus Trumps Sicht zum Abtrünnige­n. (AFP)

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FOTO: IMAGO Michael Cohen

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