Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das Museum des Künstlerpa­ars Henselmann öffnet wieder

Josef Henselmann wurde vor 120 Jahren in Laiz geboren – Heute ist die erste Führung

- Von Gabriele Loges

LAIZ - Das Kunstmuseu­m Henselmann in Laiz soll wieder mehr ins Bewusstsei­n gerückt werden. Der überregion­al bekannte Künstler und Ehrenbürge­r Josef Henselmann wurde am 16. August 1898 in Laiz geboren und starb 1987 in München. Das Museum zeigt ein breites Spektrum seines Schaffens und beherbergt zudem Bilder seiner Frau Marianne.

Der frühere Leiter des Kunstmuseu­ms, Hans Joachim Dopfer, führte das kleine, aber bestens ausgestatt­ete Museum hinter der Donaubrück­e in Laiz mit Begeisteru­ng. Seit seinem Tod vor gut zwei Jahren ist das Museum weitgehend verwaist. Während eines Gesprächs mit dem Enkel von Josef Henselmann, Josef Alexander Henselmann, fragte er Mechthilde Schnitzer, ob sie sich vorstellen könnte, Führungen im Museum mit einer Werkschau der Großeltern zu übernehmen. Ein museales Kleinod, da waren sich beide darüber im Klaren, das es verdient, wieder Besucher zu empfangen. Schnitzer überlegte, ob sie nach dem Narrenmuse­um in Hettingen erneut die Leitung eines Museums übernehmen sollte und sagte schon bald zu: „Fasziniere­nd finde ich auch seine Vita, er kam aus sehr einfachen Verhältnis­sen und schaffte diesen beschwerli­chen Weg von sich aus.“

Siechenhau­s für Leprakrank­e

Das Gebäude selbst ist einen Besuch wert. Gebaut als Siechenhau­s für Leprakrank­e und 1777 neu errichtet, verkaufte die fürstlich hohenzolle­rische Regierung das Haus 1814 an die Gemeinde Laiz. Diese nutzte es als Armenhaus. 1998 kauften das desolate, aber denkmalges­chützte, Gebäude die Tochter Margret und ihr Mann Lothar Henselmann. Sie renovierte­n es mit großem Einsatz. Die Füllungen des Fachwerks wurden herausgeno­mmen und alles möglichst hell und lichtdurch­lässig gestaltet.

Nach dem Besuch des Sigmaringe­r Gymnasiums machte der 16-jährige Josef Henselmann eine Lehre als Bildhauer in der Kunstwerks­tatt von Franz Xaver Marmon. Danach musste er Kriegsdien­st leisten und wurde

1918 an der Hand verletzt. Im Anschluss ging er nach München, um dort Kunst zu studieren. Er lebte, so Schnitzer, äußerst bescheiden und beteiligte sich an Wettbewerb­en. Aufwärts ging es mit den ersten Preisen. 1932 heiratete er die Malerin Marianne Henselmann. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er auf den Lehrstuhl für Plastik an der Bayerische­n Akademie der Künste berufen und wurde zudem deren Präsident. Die Vielfalt in Form und Material seiner Kunstwerke im sakralen wie auch öffentlich­en Bereich sind in der Ausstellun­g dokumentie­rt. Aber auch seine Keramikfig­uren, in denen er vor allem die Familienmi­tglieder und Freunde „verewigte“, sind von besonderem Reiz. „Der Mensch war ihm immer wichtig“, so Schnitzer. Aber auch die Tiere kamen nicht zu kurz. Sie selbst erinnert sich noch, als er auf dem Bauernhof ihres Vaters auf der Wiese stand, um die Kühe zu zeichnen, die später in der großen Skulptur auf dem Rindermark­t in München wieder auftauchte­n. Neben Abbildunge­n von Großaufträ­gen wie dem Hochaltar des Passauer Doms sind Modelle, wie der Sigmaringe­r Brunnen in der Fußgängerz­one, zu finden. Im Obergescho­ss des Museums fallen die eindrückli­chen Bilder seiner Frau Marianne auf,die in München Malerei studiert hat und zwischen seinen Modellen und Plastiken ausgestell­t sind. Ein gelungenes Nebeneinan­der, wie es wohl auch im Leben für das Paar wichtig war.

Schnitzer weiß: „Es gibt noch viel zu tun, ich bin dabei, mich in die spannende Thematik einzuarbei­ten.“Ihr schweben vor allem Themenführ­ungen vor.

 ?? FOTO: GL ?? Links „Ego ipse, lebensgroß“, ein Selbstport­rait Josef Henselmann­s, rechts ein Selbstport­rait seiner Frau Marianne. Mechthilde Schnitzer zeigt auf einen besonderen Preis: Einen Pferdeschä­del für den Meistersch­üler, wie er mit dem Enkel Josef Alexander Henselmann nach seinem Großvater erneut ins Haus gekommen ist.
FOTO: GL Links „Ego ipse, lebensgroß“, ein Selbstport­rait Josef Henselmann­s, rechts ein Selbstport­rait seiner Frau Marianne. Mechthilde Schnitzer zeigt auf einen besonderen Preis: Einen Pferdeschä­del für den Meistersch­üler, wie er mit dem Enkel Josef Alexander Henselmann nach seinem Großvater erneut ins Haus gekommen ist.

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