Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„So viele Blüten habe ich noch nie gesehen“
Auch die Brüder Heim vom Streuobstbau Heim aus Ennetach bestätigen außergewöhnliches Erntejahr
ENNETACH (jek) - Nahezu jeder, der einen Obstbaum im Garten hat, kann in diesem Jahr damit prahlen, dass der Baum besonders viele Früchte trägt und die Ernte außergewöhnlich üppig ausfallen wird. Im Lehrgarten des Obst- und Gartenbauvereins müssen die Äste der Apfelbäume gestützt werden, weil sie so gut tragen. Jennifer Kuhlmann hat sich mit den Brüdern Anton und Markus Heim vom Streuobstbau Heim aus Ennetach darüber unterhalten, wie sich das anhaltend warme Wetter auf die Ernte und die Saftproduktion der Familie auswirkt.
Ist dieses Jahr im Vergleich zu vergangenen ein gutes Apfeljahr?
Anton Heim: Wir hatten tatsächlich im letzten Jahr kaum Einbußen wegen des Frost. Es war auf unseren Wiesen in Ennetach und Beuren eher so, dass zum Frostzeitpunkt die Apfelblüte noch geschlossen war und deshalb der Frost keine größeren Schäden verursacht hat. Wir hatten daher in 2017 eine ähnliche Erntemenge wie in 2016. Dieses Jahr ist aber hinsichtlich der
Blüte und des Fruchtansatzes ein außergewöhnliches Jahr. So viele Blüten – durchweg bei allen Obstsorten – wie in diesem Jahr habe ich noch nie gesehen. Da aber die Bestände, die im Vorjahr sehr viel Obst hatten, sich dieses Jahr zurückhalten werden, müssen wir abwarten, was am Ende unter dem Strich steht. Durch einige Bestandserweiterungen gehen wir aber davon aus, dass wir das letztjährige Ergebnis übertreffen.
Müssen Sie auf Ihren Streuobstwiesen bestimmte Maßnahmen ergreifen, weil es so viele Früchte gibt?
Markus Heim: Durch den immensen Fruchtansatz müssen sehr viele Bäume gestützt werden. Das kann aber auch nicht verhindern, dass viele Äste unter der Fruchtlast brechen und deutlich sichtbare Schäden am Astgerüst hinterlassen.
Wie wirkt sich die derzeitige Hitzeperiode auf die Äpfel aus?
Anton Heim: Die lange Hitzeperiode wirkt sich aus unserer Sicht erst einmal negativ aus, weil aufgrund des Wassermangels mehr Früchte vorzeitig abgeworfen werden. Die Äpfel, die am Boden liegen, werden aufgrund der starken Sonnenstrahlung schnell braun und können dann nicht mehr abgeliefert oder verwertet werden. Für den Geschmack der Äpfel sind dann eher deutliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht im September und Oktober förderlich. Bei Sorten, die jetzt schon reif sind oder waren wie Klaräpfel oder Jakob Fischer, konnten wir geschmacklich keine negativen Auswirkungen feststellen.
Wird dann auch früher geerntet?
Markus Heim: Ja, die Äpfel sind eher reif. Außergewöhnlich früh hat auch die Mostobstannahme begonnen. In Herbertingen beim Landhandel Stauß konnte bereits ab dem 8. August Obst angeliefert werden. Ein früherer Annahmetermin ist mir in den letzten 15 Jahren nicht bekannt. Obwohl mit sehr viel Mostobst gerechnet wird, ist der Preis für das Bio-Mostobst ganz gut. Er liegt bei 17 Euro für den Doppelzentner. Allerdings werden für konventionelles Obst wohl nur fünf Euro gezahlt. Das wird wohl wieder dazu führen, dass viele Äpfel gar nicht erst aufgelesen werden.
Können Sie schon eine Prognose zum Saftergebnis geben?
Anton Heim: Solange der Saft nicht in der Flasche ist, lassen sich weder die Menge noch die Qualität vernünftig abschätzen. Es könnte immer noch zu Hagelschäden oder sonstigen Unwettern kommen. Die Witterung im September und Oktober lässt sich noch nicht vorhersehen. Wir warten ab, was am Ende herauskommt.
Sie betreiben den Streuobstbau nebenberuflich. Geht das trotz Bestandserweiterungen so weiter?
Markus Heim: Wir bewirtschaften aktuell etwa 20 Bestände in Ennetach und den umliegenden Ortschaften. Mit jeder Erweiterung wird die Arbeit natürlich entsprechend mehr. Da wir aber maschinell sehr gut ausgestattet sind, lässt sich das im Nebenerwerb aktuell noch ganz gut bewältigen. In der Hochsaison von Ende September bis Anfang November – in diesem Jahr wahrscheinlich auch früher – kommt bei uns an den Wochenenden aber sicherlich keine Langeweile auf.
Wie läuft der Saftverkauf?
Anton Heim: Wir verzeichnen jährlich – natürlich auch abhängig von der jeweiligen Erntemenge – eine leichte Zunahme beim Saft- und Schorleabsatz und sind mit der aktuellen Entwicklung sehr zufrieden. Wir haben uns im Handel, vor allem in Mengen, sehr gut etabliert und freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit unseren Handelspartnern. Für die Zukunft gilt es, in erster Linie den Kundenstamm weiterhin mit hochwertigem Bio-Apfelsaft zu versorgen und, sofern es die Erntemengen zulassen, peu à peu zu erweitern.
Gibt es bald auch Säfte von anderen Obstsorten zu kaufen?
Markus Heim: Wir sind bis dato bei den bisherigen Produkten – naturtrüber BioApfelsaft, Bio-Apfelschorle – geblieben und haben diese erfolgreich etabliert. Für Experimente mit anderen Früchten hat uns bisher die Zeit gefehlt. Mal sehen, was die Zukunft bringt.