Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Auf Denkmalrunde mit Archivar Otto Becker
Der Seniorenverband Sigmaringen begibt sich auf eine Tour zu fünf ausgewählten Denkmälern
SIGMARINGEN (sz) - Nach einem kürzeren Kaffeeplausch in der Cafeteria Strohdorf und einer Einführung ins Thema, machten sich vor kurzem die etwa dreißig Teilnehmer des Seniorenverbands öD-BW unter der Leitung des früher für's Fürstenhaus zuständigen Archivars Otto Becker auf eine anderthalbstündige Tour zu fünf ausgewählten Denkmälern Sigmaringer Stadt- bzw. Fürstengeschichte.
Aus seiner zehnjährigen beruflichen Beschäftigung mit der Heimatgeschichte und somit aus einem reichhaltigen Fundus konnte der Archivar Details zur Aufstellung, Ausführung und zum „Hintergrund“der besuchten Denkmäler schöpfen. Zum Start: Man muß sich schon etwas auf die Suche begeben, um im Innenhof der Anlage des Josefinenstifts das Standbild der Fürstin Josefine, einer geborenen Prinzessin von Baden, jetzt an einer ansprechenden Stelle zu entdecken, gestiftet zu ihrem hundertsten Geburtstag 1913 für ihre Anteilnahme und Mildtätigkeit für die Bevölkerung.
Mit besonderem Lob bedachte Becker den Erhalt und die weitere Präsentation des Denkmals nach verschiedenen Umbauten des Hauses, statt der meist üblichen Zerstörung, beziehungsweise der Einlagerung in so genannte Depots, den möglichen „Vergessenheitsbunkern“.
Der Streifzug ging weiter zum Leopoldplatz, dem ehemaligen Karlsplatz, zum Reiterstandbild des Fürsten Leopold hoch zu Ross (enthüllt 1910) in „Konkurrenz“zu seinerzeit grassierenden kaiserlichen Reiterstandbildern, jedoch in abgeschwächter Ausführung mit Mütze statt mit Pickelhaube, da eine solche Darstellung sonst gegenüber einem Monarchen nicht standesgemäß wäre, aber möglicherweise als ein Zeichen von persönlicher Geltungssucht zu deuten ist. Es folgten noch mit etwas Schwund in der Gruppe, Betrachtungen zu Fürst Johann auf dem Marktplatz (1884) - eigentlich eine Replik einer zersprungenen Statue - , zum Fürst Karl-Anton-Denkmal (1890/ initiiert vom städtischen Komitee) und zu den Büsten von Fürst Karl (1869) und Fürst Wilhelm (1964).. Selbst für eingefleischte Sigmaringer ist ein Papier in Händen von Fürst Karl-Anton nicht unbedingt deutbar als die Abtretungsurkunde Hohenzollerns an Preußen, wohl aber von einem Experten der Adelsgeschichte, die von manchen als Schmachschrift angesehen wird, in Wirklichkeit aber dem Fürstentum zu großem Besitz und Aufstieg verhalf. Bei der Erläuterung der Denkmäler fielen Künstlernamen wie Boese (v. Seidl), Stehle, Enderle, Tönnes und die Marmon-Schule.
Die Veranstaltung endete für manche Teilnehmer mit einem privaten Ausklang bei Eis und einer individuellen Nachbesprechung.