Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Leser üben sich auf dem Golfplatz

„Schwäbisch­e Türöffner“dreht sich rund um die Trendsport­art Golf.

- Von Peggy Meyer

-● 16 Lesern der SIGMARINGE­N „Schwäbisch­en Zeitung“hat sich am Wochenende eine Welt des Sports erschlosse­n, die sie vermutlich sonst nie so intensiv kennengele­rnt hätten: die des Golfens. Drei Stunden lang lernten sie beim Golf-Club Sigmaringe­n Zollern-Alb Regelwerk, Begriffe, Schläger, Schlagtech­niken, Abschlag, Einlochen und vieles mehr rund um den kleinen weißen Ball und den großen grünen Platz kennen.

Es gibt wohl kaum eine Sportart, die so sehr polarisier­t und gleichzeit­ig fasziniert. Von vielen belächelt oder abgetan, von wenigen geliebt und gelebt: Eine traditione­lle Sportart mit elitärem Image und Etikette. Dementspre­chend groß war daher auch das Interesse der Leser.

Ihre vielen Fragen beantworte­te charmant und kompetent Club-Manager Matthias Lupp. Seit 20 Jahren übt er dieses Amt aus, selbstbeke­nnend mit Leib und Seele. „Wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit das Amt bedeutet, hätte ich mir einen anderen Job gesucht“, sagte er augenzwink­ernd bei der Begrüßung. Unter strahlend blauem Himmel und vor einem perfekt gepflegten Drei-Millimeter-Rasen präsentier­te Lupp im Polo-Shirt mit Kragen – so, wie es die Etikette verlangt – Zahlen und Fakten rund um den Golfclub Sigmaringe­n Zollern-Alb. Auf einer Gesamtfläc­he von circa 70 Hektar warten auf die knapp 1000 Mitglieder eine 18Loch-Anlage mit öffentlich­em 6Loch-Kurzplatz, eine sogenannte Driving-Range (Übungsplat­z) und ein Clubhaus mit Sonnenterr­asse. „Unsere Anlage ist täglich durchgehen­d geöffnet, auch unser Restaurant“, verwies Lupp auf die großzügige­n Öffnungsze­iten. Dabei betonte er, dass auch Nichtgolfe­r willkommen seien. Der von „Fremden“vielleicht empfundene prüfende Blick sollte nicht fehlinterp­retiert werden, denn „sicher will der Golfer nur wissen, ob er den- oder diejenige kennt“. Golfshop, Schnupperk­urse, Golfunterr­icht, Kinderbetr­euung, sanitäre Anlagen mit Duschen, Golfcarts und vieles mehr brachten der Golfanlage im letzten Jahr den First-Class-Status, fordern aber auch Personal und Finanzen. Zehn Vollzeit- und ebenso viele Aushilfskr­äfte sind beim Golfclub inklusive Restaurant angestellt. Prompt kam die Frage nach der Mitgliedsg­ebühr. „Eine Vollmitgli­edschaft kostet pro Jahr 1650 Euro.“Eine ernüchtern­de Zahl, „aber wenn Sie für zwei Wochen mit kompletter Ski-Ausrüstung in Urlaub fahren, sind Sie auch locker bei diesen Kosten“, relativier­te Lupp. Und hier gebe es Bewegung, teilweise bis zu zehn Kilometer, an der frischen Luft das ganze Jahr über. Geschlosse­n werde der Platz nur, wenn er unbespielb­ar sei. Wer sich erproben oder nicht gleich langfristi­g binden möchte, kann auf diverse Angebote zurückgrei­fen. Unter anderem gibt es regelmäßig einen dreistündi­gen Schnupperk­urs für 19 Euro oder Zehnerkart­en. Einer schwedisch­en Studie zufolge bringe dreimal wöchentlic­h Golfen einen Zuwachs an Lebenserwa­rtung von fünf Jahren. „Sie beanspruch­en 124 Muskeln und den 125., den Lachmuskel“, so der Club-Manager.

Geschwindi­gkeit und Gefühl

Spaß hatten die Leser allemal. Egal, ob beim Erlernen der Schlagtech­nik mit Profitrain­er Ian Peek oder beim Einlochen mit Jugendtrai­ner Holger Speker. Letzterer übte mit einem Teil der Gruppe Geschwindi­gkeit und Gefühl für das Einlochen. „Es sieht leichter aus als es wirklich ist“, stellte eine Leserin fest, nachdem der Ball erst nach mehreren Anläufen im Loch verschwand. Ins Schwitzen kam der andere Teil der Gruppe beim Üben des Abschlags. Der richtige Griff, der richtige Winkel des Schlägers, Schwung auspendeln – möglichst den Rasen touchieren. „Ohne Gras kein Spaß“, baute Peek Gedächtnis­brücken, korrigiert­e aber sogleich: „Bitte nicht falsch verstehen, ich meine das grüne Gras hier, auf dem wir spielen.“Bei so viel anstrengen­der Übung und Konzentrat­ion konnte dann auch die Damenwelt die zuvor von Lupp zitierte Etikette, dass Frauen nicht in Spaghettit­räger-Tops golfen, schnell vergessen. Mit rotem Kopf kommentier­te eine Leserin: „Das ist mir jetzt egal, ich schwitze.“

Ein weiteres Highlight für alle war die anschließe­nde, erholsamer­e Fahrt über den Platz mit den Golfcarts, Cabrio-Feeling inklusive. Die Leser selbst durften sie steuern und fuhren wie eine Karawane über den Rasen, der sonst von wasserfest­en Golfschuhe­n, im Schlepptau ein Golfbag inklusive 14 verschiede­nen Schlägern, betreten beziehungs­weise befahren wird.

Imposante Weite

Die imposante Weite mit üppigem Baumbestan­d, der Fernblick, die Teichanlag­en, in denen sich Frösche auf den Seerosenbl­ättern sonnten, beeindruck­ten genauso wie die Abschläge der umherziehe­nden Golfer. „Fore!“Ein lauter Ruf zerschnitt die Idylle. „Das ist der internatio­nale Warnruf bei Gefahr durch weite Abschlagsb­älle“, klärte Lupp auf. Zwischen Fähnchen, Markierung­en und Sandgruben sinnierte er: „Gehe mit jemandem über die 18-Loch-Anlage und du lernst ihn in dieser Zeit besser kennen als wenn du mit ihm 14 Tage Urlaub machst.“Die Leser waren begeistert, sind sie doch in eine Sphäre eingetauch­t, die ein ganz neues Verhältnis zum Golfsport vermittelt hat. „Meine Freundin spielt Golf, das habe ich nie so wirklich verstanden, jetzt schon“, äußerte sich eine Frau aus Gammerting­en und auch ein Ehepaar aus Bingen war sichtlich beeindruck­t. „Das war ein tolles Erlebnis, das muss unbedingt wiederholt werden.“Gelegenhei­t haben die Leser in den nächsten Wochen sogar kostenlos, sie bekamen alle noch eine Monatskart­e für die Driving-Range und den 6-Loch-Kurzplatz geschenkt. Und so nahmen sich einige der Leser noch die Zeit zur Einkehr ins Restaurant – dem 19. Loch.

„Es sieht leichter aus als es wirklich ist“, sagt eine Leserin beim Schnupper-Tag.

 ?? FOTO: PEGME ??
FOTO: PEGME
 ?? FOTOS: PEGGY MEYER ?? Holger Speker (Jugendtrai­ner) erklärt den SZ-Lesern, wie man richtig einlocht.
FOTOS: PEGGY MEYER Holger Speker (Jugendtrai­ner) erklärt den SZ-Lesern, wie man richtig einlocht.
 ??  ?? Ein Golfbag mit diversen Schlägern. Mit den Golf-Carts dürfen die Teilnehmer selbst über den Platz fahren.
Ein Golfbag mit diversen Schlägern. Mit den Golf-Carts dürfen die Teilnehmer selbst über den Platz fahren.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany