Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Jettkofen lehnt erneute Kieserweit­erung ab

Ortschafts­rat sieht zu viele Beeinträch­tigungen für Menschen, Natur, Landwirtsc­haft und Wasser

- Von Julia Freyda

JETTKOFEN - Nördlich von Jettkofen möchte das Unternehme­n Valet und Ott eine neue Fläche für Kiesabbau erschließe­n. Am Dienstagab­end hat der Ortschafts­rat des Teilorts eine Stellungna­hme zu dieser geplanten Fortschrei­bung des Regionalpl­anes zum Rohstoffab­bau abgegeben. Das Votum war eindeutig: Bei zwei befangenen Gremiumsmi­tgliedern, waren die übrigen vier einstimmig gegen ein weiteres Abbaugebie­t.

Schon seit den 1960er-Jahren ist der Kiesabbau in Jettkofen Alltag. Einerseits wird östlich des Teilorts vom Kieswerk Müller abgebaut, anderersei­ts ist das Kieswerk Weimar nördlich aktiv. Und östlich von diesem Abbaugebie­t möchte das Unternehme­n Valet und Ott eine 14,7 Hektar große Fläche für Kiesabbau nutzen, hat schon einige Grundstück­e dafür erworben. „In der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans Rohstoffab­bau werden zunächst Gebiete ausgewiese­n. Das ist noch keine Abbaugeneh­migung für den Eigentümer“, erklärte Ortsvorste­her Jürgen Arnold das Verfahren. In der Diskussion zur Sache gehörte er selber allerdings zu den befangenen Gremiumsmi­tgliedern.

In seinem Umweltberi­cht zu dem Verfahren räumt der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en ein, dass für die Schutzgüte­r Mensch, Natur, Boden, Wasser, Klima und Luft erheblich negative Umweltausw­irkungen durch den weiteren Kiesabbau zu erwarten seien. Neben Lärm und Staub wird der Verlust von Lebensräum­en unter anderem für Vögel aufgeführt. Zudem seien in dem Gebiet wertvolle landwirtsc­haftliche Flächen. In der Gesamtabwä­gung fällt für das Vorhaben das Urteil: kritisch, aber vertretbar.

Die Mitglieder des Ortschafts­rates sind anderer Ansicht. „Ich möchte dem nicht zustimmen, weil es in der Summe so langsam einfach zu viel wird“, sagte Tanja Reiser. Auch die übrigen Räte befürchtet­en, dass der Kiesabbau in Jettkofen zu einer unendliche­n Geschichte werde. Erich Megerle Junior betonte: „Es ist auch widersprüc­hlich, wenn auf der einen Seite der Straße ein Erholungsg­ebiet geplant ist und auf der anderen Seite Kies abgebaut wird. Zudem sei das Material vermutlich von geringerer Qualität als das bisherige. Die Ortschafts­räte befürchten, dass der Kies mit Lastern zum Werk nach Rulfingen transporti­ert werde und nicht etwa per Förderband ins benachbart­e Werk Weimar, an dem Valet und Ott beteiligt ist. Daniel Fürst äußerte zudem eine Sorge bezüglich Rissen und Senkungen. „Durch den Abbau wird dem Boden Wasser entzogen, der Untergrund vertrockne­t und es entstehen Schäden“, erklärte der Ortschafts­rat. Aufgrund der zu erwartende­n Beeinträch­tigungen für Mensch, Natur, Landwirtsc­haft und Wasser lehnten sie einstimmig die neue Abbaufläch­e ab.

Mitte August hat auch Wangen in einer Ortschafts­ratssitzun­g über das Areal abgestimmt. „Wir haben es nicht komplett abgelehnt, aber sehen den weiteren Abbau auch nicht gerne“, sagte Ortsvorste­her Franz Steinhart im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Denn Wangen sei weniger direkt betroffen. Der Ortschafts­rat habe dennoch in seiner Stellungna­hme einige Forderunge­n formuliert. Etwa dass kein paralleler Abbau im Werk Weimar sowie bei Valet und Ott erfolge. Denn laut einer Berechnung von Steinhart sei über einen Abbauzeitr­aum von zehn Jahren mit insgesamt 470 000 Fahrten nur für das neue Gebiet zu rechnen. „Diese weitere Beeinträch­tigung ist für den Menschen durch Verkehr, Lärm und Staub zu hoch.“

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FOTO: REGIONALVE­RBAND Der Fläche 437-124 stimmte der Ortschafts­rat im Frühjahr zu. Die zusätzlich­e Fläche 437-125 lehnt das Gremium ab.

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