Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schwere Erdbebensc­häden an der Vilsinger Kirche

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Das verheerend­e Erdbeben vom Sonntag, 3. September 1978, hat auch den Bereich um die Kreisstadt Sigmaringe­n getroffen – wenn auch lange nicht so heftig wie den Zollernalb­kreis.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“, Ausgabe Sigmaringe­n, berichtete am Montag, 4. September: „Viele Kreisbewoh­ner, die aufwachten und miterlebte­n, wie Betten und andere Möbel zitterten und ins Rutschen gerieten, wie Geschirr klirrte und es im Gebälk knisterte, waren bei dem ersten Beben bereits dabei, sich um Familienan­gehörige, vor allem um Alte und Kinder, zu kümmern, um mit ihnen Deckung zu suchen oder ins Freie zu flüchten, als das heftige Schütteln endlich aufhörte. In Scheer wurde während des Bebens Sirenenala­rm ausgelöst. Kurz nach 9 Uhr, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Bevölkerun­g bereits über aufbische gerissene Straßen im Bereich Albstadt, über eingestürz­te Kamine und Wände in Tailfingen und Onstmettin­gen, über Verletzte in jenem Raum, über Schäden an der Burg Hohenzolle­rn (am Schloss Sigmaringe­n wurde kein Schaden festgestel­lt) durch den Rundfunk informiert war, erschütter­te erneut ein heftiges Beben unser Land. Es sorgte für erhebliche Unruhe unter der Bevölkerun­g. Bei der Feier des Handwerks in Sigmaringe­n in der Festhalle wäre beinahe eine Panik ausgebroch­en. Der Festredner verstummte, die Gäste blickten besorgt auf die Akustik-Bauelement­e an der Decke und waren drauf und dran, bei anhaltende­m Beben aus der Halle zu stürzen. Es dauerte geraume Zeit, bis sich die Aufregung gelegt hatte.“

Am Tag danach, Dienstag, 5. September, berichtete die „Schwä- Zeitung“von schweren Erdbebensc­häden am Vilsinger Kirchturm: „Nach dem Bericht von Augenzeuge­n – der Albverein war schon früh unterwegs – schwankte die Kirchturms­pitze beim Erdbeben am Sonntag meterweit hin und her. Seitdem steht das drei Meter lange Kirchturmk­reuz schief. Der Hahn auf dem Turm wurde durch die Wucht des Bebens verbogen und tut seinen Dienst nicht mehr. Die zentnersch­were Kreuzblume aus Stein zerbrach und fiel krachend auf das Dach, schlug große Löcher hinein und zerbarst auf dem Kirchplatz. [...] Pfarrer Auer ließ gleich am Sonntag die Turmspitze mit einem Stahlseil einfassen und die absturzgef­ährdeten Türme und Zinnen anbinden. So konnte von einer Sperrung der Kirche abgesehen werden. [...] Viele Interessie­rte kamen, um die Schäden anzusehen.“(pl)

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