Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Harthausener ist auf das Huhn gekommen
Helmut Abt hält in seinem Garten eine seltene Hühner-Rasse
HARTHAUSEN (sz) - Helmut Abt betreibt seit Jahrzehnten im Harthauser Erlenweg eine Autowerkstätte und, obwohl schon längst im Rentenalter, arbeitet der KFZ-Mechanikermeister immer noch in seiner Werkstatt direkt neben seinem Wohnhaus. Nachdem er vor einigen Jahren eine kleine Weidewirtschaft mit den kleinen Rindern aus dem Schwarzwald aufgegeben hat, hat er sich nun dem Federvieh verschrieben, das wie er sagt, „erheblich umgänglicher“sei. Beim Besuch von Bekannten in Heiligenberg nahe des Bodensees sind ihm schon seit Jahren die goldbraunen Hühner in deren Garten aufgefallen, die ihm sofort gefielen. Kurz vor Pfingsten kehrte er mit zwölf frisch geschlüpften Küken auf die Alb zurück. In den ersten zwei Wochen waren sie unter einer Wärmelampe im Heizraum untergebracht. Mithilfe der ganzen Familie wurde ein Hühnerhaus gebaut und ein flexibler Weidezaun angebracht, der bei Bedarf immer wieder versetzt werden kann, so dass die Hühner immer frisches Gras vorfinden. Das warme und trockene Wetter hat die Entwicklung der Küken in diesem Jahr besonders begünstigt und die Junghennen gediehen prächtig.
Er ist zum Hühnerfan geworden
Inzwischen weiß der Hühnerfan, dass er eine seltene und erhaltenswerte Hühnerrasse besitzt. Es sind Vorwerkhühner, die ihren seltsam klingenden Namen von ihrem Erzüchter, Oskar Vorwerk, erhalten haben, der diese Hühnerrsse zu Beginn des letzten Jahrhunderts bei Hamburg gezüchtet hat. Sein Ziel war es damals, ein genügsames, robustes Huhn mit guter Legeleistung und einem guten Bratengewicht zu schaffen.
Nur 26 Vorwerkhühner hätten den Zweiten Weltkrieg überlebt. Inzwischen kümmert sich die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) um diese Hühnerrasse und fördert deren Erhaltung. Die Entwicklung ist fast schon abgeschlossen und er ist gespannt, wann die ersten cremefarbenen Eier im Nest liegen werden. Er legt großen Wert auf eine gesunde Fütterung und gibt deshalb auch kein Legemehl, sondern nur Körnerfutter mit viel frischem Grün sowie immer wieder mal gekochte Kartoffeln, eingeweichtes Brot und als Zugabe auch mal übrig gebliebene Spätzle aus der Küche, zu fressen.
Die Hühnerschar, unter der auch einige Hähne sind, ist sehr zutraulich und die gackernde Truppe kommt bei der Fütterung bis zur Hand. Besonders angetan hat es ihm sein Lieblingshahn Oskar, der wenn alles gut geht, zukünftig in der Hühnerschar der „Hahn im Korb“im wahrsten Sinne des Wortes werden soll. Sorge bereiten ihm derzeit noch die Rangordnungskämpfe der Hähne, die ihre Kräfte immer wieder messen und einige Unruhe in die Gruppe bringen.
So ist es wohl unumgänglich, dass im Laufe des Jahres der eine oder andere Hahn der Küche zugeführt werden muss, sofern er keinen anderen Interessenten für seine überzähligen Hähne findet. Aber daran will der Hühnerfreund noch gar nicht denken, sondern freut sich jeden Tag, wenn er mal zwischen der Arbeit oder nach Feierabend aus der Werkstatt schnell zu seinen Hühnern nach nebenan gehen und sich dort erholen und entspannen kann. Da diese Hühner nicht selten brütig werden, das heißt selber brüten und ihre Küken führen, freut sich der Hühnerfreund schon jetzt auf das kommende Frühjahr, wenn eine Glucke seinen Hühnerstamm vergrößern wird.