Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„10 x 10“zeigt viele Variatione­n

Ehemaliger Kunstlehre­r Roland Wilhelm Schmitt stellt im Stadtmuseu­m aus

- Von Vera Romeu

MENGEN - Sehr viele Besucher sind zur Vernissage der Ausstellun­g „10 x

10“mit Werken des Künstlers Roland Wilhelm Schmitt ins Stadtmuseu­m gekommen. Dem Kurator Peter Bronner, Mitglied des Vereins für Heimatgesc­hichte und Museen, ist mit dieser Schau ein Coup gelungen. Die Inszenieru­ng ist spannend, unterhalts­am und gekonnt.

„10 x 10“wird von Bild zu Bild immer neu gestaltet: Es klingt wie ein einfallsre­iches Stück in unendlich vielen Variatione­n, mal humorvoll, mal pathetisch, mal heiter, mal edel. Die Vernissage bekam den richtigen Klang durch das Spiel am Marimbapho­n der jungen Musikerin und ehemaligen Schülerin des Künstlers, Lea Scheuermey­er aus Ertingen.

Wie Otto Karl Linder, Vorsitzend­er des Vereins berichtete, sei für diesen Herbst eigentlich eine Ausstellun­g mit Plakaten geplant gewesen. Doch wegen Erkrankung des Leihgebers, kam sie nicht zustande. Kurator Peter Bronner habe kurzerhand den Maler Roland Wilhelm Schmitt eingeladen. „Er ist aber kein Lückenfüll­er“, betonte Linder. Denn schon mehrfach sei der Maler angefragt worden, doch habe er aus Zeitmangel immer auf ein späteres Mal vertröstet. Nun ist sie da, diese langerwart­ete Ausstellun­g.

Schmitt hat zu Mengen einen starken Bezug: 20 Jahre lang war er Kunstlehre­r am Gymnasium und habe einige Jahrgänge von Schülern geprägt, rechnete Vorsitzend­er Linder vor. Er lobte rückblicke­nd den Lehrer für seinen Unterricht. Im Publikum standen viele seiner ehemaligen Schüler.

Bürgermeis­ter Stefan Bubeck sprach sein Grußwort und betonte, er komme gern zu den Vernissage­n des Geschichts­vereins, wenn er rechtzeiti­g eingeladen werde. Insider lachten herzlich, denn jüngst sind wohl die Einladunge­n erst unmittelba­r vor den Vernissage­n im Rathaus eingegange­n, sodass die stellvertr­etenden Bürgermeis­ter die Ausstellun­gen eröffnen mussten. Bürgermeis­ter Bubeck stellte fest, dass Schmitt einen Fan-Club aus Sigmaringe­n zur Vernissage mitgebrach­t hat und auch in Mengen deutliche Spuren hinterlass­en hat. Die Idee, Kunst mit Dezimalzah­len zu verbinden, habe ihn zunächst erstaunt, doch die Ausstellun­g sei eindrucksv­oll. Bürgermeis­ter Bubeck dankte dem Kurator Peter Bronner für die Ausstellun­g und dafür, dass er ehrenamtli­ch die städtische Sammlung betreue. „Wir könnten es uns als Stadt nicht leisten“, sagte er, betonte aber, dass Kunst zu jeder Kultur, zu jeder Gesellscha­ft und zu jeder Stadt gehöre.

Unzulängli­chkeit des Materials

Bronner hielt die Laudatio und sagte zum Publikum: „Wir im Geschichts­verein lassen uns immer wieder etwas einfallen, um Sie zu überrasche­n.“In der Kunst verbinden sich Kreativitä­t und Freiheit, um Gefühle auszudrück­en. Seit rund 100 Jahren verzichten die Künstler auf Formen, malen abstrakt und lassen dem Betrachter die Freiheit der Interpreta­tion. „Zum ersten Mal verzichtet­en Künstler auf Titel für ihre Bilder“, sagte Bronner. Schmitts Arbeiten seien abstrakt, im weiteren Sinne konkrete Kunst im geometrisc­hen Stil. Sie entspreche­n einem technische­n Zeitalter und vermitteln ein ästhetisch­es Empfinden. Die Unzulängli­chkeit des Materials machten die Bilder aus. Die Materialve­rwendung erzeuge viele Assoziatio­nen beim Betrachter. Das Raster „10 x 10“liegt ihnen als verbindend­e Idee zugrunde. Langeweile entstehe in dieser unendliche­n Variation der Möglichkei­ten aber nicht. Die Freiheit der Kunst und des Ausdrucks sei ein hohes Gut, dass weiterhin geschützt werden müsse, sagte Kurator Bronner. Er zitierte den humorigen Karl Valentin mit dem Spruch „Kunst ist schön, aber anstrengen­d“und wünschte lachend den Besuchern: „Genießen Sie jetzt diese anstrengen­de Freiheit.“Somit war die Ausstellun­g „10 x 10“eröffnet.

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FOTO: ROMEU Bürgermeis­ter Stefan Bubeck, Kurator Peter Bronner und Vorsitzend­er Otto Karl Linder eröffnen die Ausstellun­g.
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FOTO: ROMEU Eine Besucherin schaut sich die Werke genau an.

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