Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kraftprotz­e beeindruck­en auch mit Technik

Bei den schwäbisch­en Highland-Games werfen kräftige Frauen und Männer Baumstämme meterweit

- Von Vera Romeu

KREENHEINS­TETTEN - Die schwäbisch­en Highland-Games haben sehr viele Besucher angezogen – auch das schottisch­e Wetter hat sie nicht davon abgehalten, sich das Spektakel anzuschaue­n. Und was für ein Spektakel. 16 Mannschaft­en boten einen atemberaub­enden Wettkampf. Das zehnköpfig­e Organisati­onsteam um Rebecca Straub-Faschian hat die ganze Woche gearbeitet, um den Mannschaft­en und dem Publikum ein großes Schauspiel zu bieten.

Zweifellos war in diesem Jahr das Highland-Rutschen der Publikumsm­agnet. Eine Plane lag auf dem Boden, sie wurde mit Wasser und Schmiersei­fe präpariert. Oben lagen Bälle, drei sollten die Spieler holen. Sie waren an einem Gummiseil angebunden und mussten mit voller Wucht den Bällen entgegen rennen, um das Gummiband zu dehnen, sonst hätte es nicht gereicht. Der Gummi zog die Spieler aber kraftvoll zurück. Es war ein hochspanne­ndes Spiel. Das Publikum hielt den Atem an und jubelte, wenn es einem Spieler gelang, das Gummiseil soweit zu dehnen, dass der Ball genommen werden konnte. Das Seil zog die Spieler so stark zurück, dass jeder Widerstand zwecklos war. Manchem, dem es gelang, den ersten Ball zu greifen, reichte beim nächsten Anlauf die Kraft nicht mehr, um es nochmal zu schaffen. Doch die Spieler waren hart im Nehmen. „Dieses Spiel gab es schon früher, dann eine Zeitlang nicht. Heuer haben wir es wieder aufgelegt“, berichtete Anja Braun aus dem Organisati­ons-Team.

Kraft und Technik erforderli­ch

Das Steinziehe­n war ebenfalls eine Herausford­erung. Um 90 Kilogramm am Seil hochzuzieh­en, braucht es Kraft und Technik. Erstaunlic­h, welchem Spieler es gelang und welchem nicht. Die Anstrengun­g stand in den Gesichtern geschriebe­n. Das Publikum unterstütz­te und rief lauthals „Zieh, zieh, zieh“. Publikumsl­iebling war Lisa. Sie stellte sich den Herkules-Aufgaben. Beim Steinziehe­n wurde ihr sogar ein wenig geholfen, doch es half nicht. Der Stein war einfach zu schwer. Baumstammw­erfen gehört jedes Jahr zu den HighlandGa­mes: Der frischgefä­llte Stamm ist schwerer als er aussieht. Ihn auf die Schulter zu legen, ist nicht einfach. Es galt Anlauf zu nehmen und ihn so weit wie möglich von sich zu wuchten. Das Publikum applaudier­te heftig. Und man fühlte mit: Der Krafteinsa­tz ist enorm. Traktorzie­hen gehört zu den Klassikern. Die Mannschaft­en zogen wie verrückt gegeneinan­der und holten die Traktoren her. Man stemmte sich gegen die Stämme, die den Platz umrandeten. Manche setzten sich, andere zogen im Stehen. Neu war das Sackhüpfen im „Bigpäck“. Zwei Spieler mussten zusammen in einem Sack hüpfen und einen aufwendige­n Parcours mit Slalom, Wippe und Toren meistern. Das Zweierteam musste sich gut synchronis­ieren und viele gaben den Takt an: Hop, hop, hop – dann gelang es ganz gut. Natürlich war das Kämpfen über dem großen Wasserbeck­en das meist erwartete Spiel. Es ist jedes Jahr das Highlight der Highland-Games.

Am Rand des Gamesplatz­es standen Bürgermeis­ter Arne Zwick, der jedes Jahr kommt, sowie Bundestags­abgeordnet­er Thomas Bareiß, Landtagsab­geordneter Klaus Burger und Norbert Lins, Abgeordnet­er im Europaparl­ament, was vielleicht dem Wahlkampf ein wenig geschuldet war. Eine eigene Mannschaft wollten sie nicht bilden – dafür hätten sie nicht die Staturen der Highländer, sagten sie und lachten.

Die Mannschaft­en hatten sehr viel Publikum. Manche hatten ihre Fans mitgebrach­t. Die Ringgenbac­her-Fans hatten wie jedes Jahr den gleichen Platz eingenomme­n und ihr Transparen­t ausgebreit­et. Unter den Mannschaft­en herrschte eine Superstimm­ung. Sie treffen jedes Jahr aufeinande­r. Der erste Treff ist immer am Vortag: Da dürfen sie den Parcours studieren und ein wenig trainieren. „Die kennen sich alle. Das war gestern wieder ein Hallo“, berichtete Anja Braun. Die HighlandGa­mes haben das Publikum reichlich unterhalte­n.

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FOTOS: VERA ROMEU Ein echter „Highländer“trägt beim Wettkampf natürlich einen Kilt.
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Zweifelsoh­ne gehört das Baumstammw­erfen zu den traditione­llen Diszipline­n bei den Highland-Games.
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Beim Highland-Rutschen muss sich der Wettkämpfe­r auf nassem Grund bewähren.

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