Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vettels nächstes Fiasko in Monza
Unfall des Ferrari-Stars mit seinem Rivalen macht Träume zunichte – Hamilton siegt
MONZA (SID/dpa) - Gerade mal ein paar Meter Fahrtstrecke lang konnte Sebastian Vettel am Sonntag beim Großen Preis von Italien in Monza hoffen, dass es dieses Mal endlich klappen würde mit seinem ersten Sieg im Ferrari in Ferrariland. Dann war Vettel mit dem Mercedes von Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton kollidiert, dann war Vettel kurz als Geisterfahrer unterwegs, ehe er von ganz hinten eine Aufholjagd starten musste.
Der Heppenheimer landete am Ende auf Platz vier, gar nicht so schlecht angesichts des Starts. Weil aber Hamilton triumphierte und der Brite mit seinem 68. Karrieresieg und dem sechsten Grand-Prix-Erfolg in dieser Saison seine Führung im Kampf um den Titel sieben Rennen vor Schluss auf 30 Punkte ausbaute, war es für Vettel ein sehr gebrauchtes Ende eines Wochenendes, das sich recht positiv angelassen hatte.
„Es war mir nicht ganz klar, wo Lewis hinwollte“, sagte Vettel am RTLMikrofon: „Ich hatte dann keinen Platz und das Pech, dass bei mir was kaputtging und ich mich gedreht habe, er aber weiterfahren konnte.“Der Speed seines Autos sei okay gewesen, „dafür, dass die halbe Kiste kaputt war. Wie es die WM beeinflusst, werden wir am Ende sehen.“
Räikkönen fuhr am Samstag schnellste Runde der Geschichte
Tatsachlich schien aber Vettels Anteil am Unfall größer zu gewesen zu sein. Er hatte wie schon vor einer Woche bei seinem Sieg in Spa-Francorchamps sofort versucht, die verpasste Pole Position – Ferrari-Kollege Kimi Räikkönen war am Samstag in der Qualifikation die schnellste jemals in der Formel 1 gezeitete Runde gefahren – auf den ersten Kilometern wettzumachen. Nur misslang es diesmal. Räikkönen verteidigte seinen ersten Startplatz, von Position drei aus machte Hamilton Druck. Die erste Schikane nahmen die Führenden ohne Blechschäden, die zweite wurde Vettel zum frühen Verhängnis, als er in die linke Seite von Hamiltons Silberpfeil fuhr. Die Rennkommissare schauten sich den Crash genauer an und entschieden schnell: Rennunfall, keine Sanktionen.
Vettel war gestraft genug. Der Frontflügel bekam etwas ab, der Deutsche musste in die Box und für seinen Wagen eine neue Nase holen. Als 18. kam er zurück auf die Strecke, das Safety Car hatte das Rennen nach dem Vettel-Crash und einem weiteren im hinteren Feld kurz neutralisiert. Der Traum vom ersten FerrariSieg vor den heimischen Fans war zerstört, Vettel muss nach seinem Formel-1-Premieren-Erfolg 2008 im Toro Rosso den Siegen 2011 und 2013 im Red Bull auf den ersten Triumph im Ferrari vor den Tifosi weiter warten.
Hamilton dankte gewohnt pathetisch allen, „die das heute möglich gemacht haben. Ich denke, wir können jetzt positiv in die Zukunft schauen.“Bei der Siegerehrung wurde Hamilton von den enttäuschten Ferraristi ausgepfiffen, es ließ ihn äußerlich vollkommen unbeeindruckt. „Ich kann die Buhrufe verstehen“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff: „Aber das ist genau das, was Lewis braucht. Das macht ihn nur stärker.“
Hamilton ist Monza-Spezialist
Kimi Räikkönen wurde vor Hamiltons Teamkollegen Valtteri Bottas Zweiter. Hamilton zog nach seinem fünften Triumph in Monza auf dieser Strecke mit Rekordweltmeister Michael Schumacher gleich.
Vettel dagegen büßte bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr äußerst unnötig Punkte im Duell mit Hamilton ein: In Hockenheim unterlief ihm auf nasser Strecke ein Fahrfehler, hieß es: null statt 25 Punkte. Und während sich Vettel nach dem Unfall mühsam durch das Feld quälen musste und über die Balance an seinem Auto klagte („Irgendwas ist kaputt“), jagte vorne Hamilton Räikkönen. Der blieb cool, nutzte zunächst den PS-Vorteil, den Ferrari derzeit hat. Doch Hamilton gilt als wahrer Monza-Experte, niemand bremst im Königlichen Park später als der 33Jährige, der schon 2012, 2014, 2015 und 2017 hier gewann.
In der 45. Runde hatte sich Hamilton Räikkönen dann zurechtgelegt. Am Ende der Start- und Zielgeraden setzte er sich neben den Finnen und zog unwiderstehlich vorbei. Danach cruiste Hamilton leicht und locker dem Sieg entgegen.
Der Emmericher Nico Hülkenberg, vom letzten Platz gestartet, fuhr im Renault auf Platz 13.