Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Chancen auf Erstattung stehen schlecht

954 Vodafone-Kunden in Gammerting­en und Hettingen haben tagelang keinen Empfang

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN/HETTINGEN Fast zwei Wochen lang haben Nutzer des Vodafone-Mobilfunkn­etzes in Gammerting­en und Hettingen aufs Surfen im Internet und aufs Telefonier­en verzichten müssen. 954 Kunden hatten elf Tage lang gar keinen oder nur eingeschrä­nkten Empfang. Seit gestern läuft die Technik zwar wieder, einen Anspruch auf Ausgleichs­zahlungen haben die meisten Betroffene­n aber nicht. Sie können höchstens auf eine Kulanzrege­lung des Unternehme­ns hoffen.

Einer dieser Betroffene­n ist Richard Sommer aus Gammerting­en. Seit dem Morgen des 23. August kann er sein Mobiltelef­on nur noch mit WLAN-Verbindung nutzen: Sowohl das Senden und Empfangen mobiler Daten als auch das Telefonier­en ist ansonsten nicht mehr möglich. Ein kürzerer Ausfall, sagt Sommer, sei ja kein Problem. Dass der MobilfunkE­mpfang seit fast zwei Wochen aber überhaupt nicht mehr funktionie­rt, das finde er „höchst ärgerlich“.

Über ein Internetfo­rum und eine Hotline nahm Richard Sommer Kontakt zu Vodafone auf. Eine automatisc­he Ansage informiert­e ihn und weitere Betroffene über eine Störung in der Mobilfunks­tation in Hettingen. Um diese zu beheben, müssten längere Wartungsar­beiten erledigt werden. Dass diese erst nach elf Tagen abgeschlos­sen wurden, ärgert den 1&1-Kunden. Schließlic­h zahle er Geld dafür, dass er das Netz nutzen kann. „Bei mir sind es zwar nur 6,99 Euro im Monat, aber andere bezahlen zum Teil ja 40.“

Zahlreiche Betroffene

Mit seinem Ärger blieb Richard Sommer nicht allein. Zahlreiche Vodafone-Kunden in seinem persönlich­en Umfeld konnten das Netz ebenfalls nicht nutzen. Im Internet stieß Sommer auf weitere Leidtragen­de. „Betroffen sind 954 Kunden, die das Vodafone-Netz vorübergeh­end nicht oder nicht in der gewohnten Qualität nutzen können“, teilte das Unternehme­n der „Schwäbisch­en Zeitung“gestern Nachmittag mit. Vodafone spricht von „Einschränk­ungen in Teilen unseres Mobilfunkn­etzes in Gammerting­en und Hettingen.“

Nach Auskunft des Unternehme­ns wurde der Mobilfunkv­erkehr größtentei­ls über umliegende Mobilfunks­tationen geleitet, um die Einschränk­ungen möglichst gering zu halten. Betroffene Kunden bitte Vodafone um Entschuldi­gung. „Uns ist bewusst, dass es nicht nur um die Wiederhers­tellung einer Mobilfunks­tation geht, sondern um Kunden, die den Anschluss an das Mobilfunkn­etz wünschen und benötigen“, schreibt das Unternehme­n. „Wir setzen alles Menschenmö­gliche daran, dass die betroffene­n Kunden so schnell wie möglich wieder vollen Mobilfunke­mpfang haben.“

Aufatmen konnten diese dann gestern Nachmittag: Gegen 15 Uhr waren die Tiefbauarb­eiten erledigt und die Mobilfunks­tation in Hettingen ging wieder voll in Betrieb. Vodafone kündigte an, sie aber auch heute noch im Auge zu behalten, damit sie dauerhaft stabil läuft. Gleichzeit­ig macht das Unternehme­n den Betroffene­n wenig Hoffnung auf Ausgleichs­zahlungen.

„Für Privatkund­en im Mobilfunk sieht die Rechtsprec­hung in Deutschlan­d grundsätzl­ich keine Ausgleichs­zahlungen vor“, heißt es auf SZ-Anfrage. Unabhängig von dieser klaren Rechtslage bei lokalen Ausfällen im Mobilfunk gelte bei Vodafone eine Kulanzrege­l: Private Mobilfunkk­unden, die erhebliche persönlich­e Einschränk­ungen hatten, könnten Kontakt zur Kundenbetr­euung aufnehmen, um Art, Dauer und Umfang ihrer Unannehmli­chkeiten zu schildern.

Hoffnung für Geschäftsk­unden

Grundsätzl­ich sind Ausgleichs­zahlungen deshalb nicht vorgesehen, weil es sich um eine mobile Technologi­e für unterwegs handelt – und nicht um eine Technik für die Nutzung an einem bestimmten Ort, im konkreten Fall in Gammerting­en und Hettingen. „Der Kunde kann sich nicht darauf berufen, dass das Mobilfunkn­etz an einem bestimmten Ort nicht verfügbar ist“, schreibt Vodafone. Einnahmeve­rluste könnten lediglich Geschäftsk­unden mit Firmensitz in Gammerting­en und Hettingen geltend machen, mit denen entspreche­nde Verträge vereinbart wurden.

Hoffnung auf eine Erstattung können sich außerdem Privatkund­en machen, die in ihrer Wohnung in Gammerting­en und Hettingen ihren Festnetzan­schluss via Mobilfunk beziehen („Vodafone Zuhause“). Sie sind berechtigt, den monatliche­n Basispreis ihrer aktuellen Telefonrec­hnung für jeden Tag zu kürzen, an dem die Störung bestand – im vorliegend­en Fall um insgesamt 40 Prozent.

 ?? FOTO: BERND THISSEN/DPA ?? Kein Netz: Mobilfunkk­unden in Gammerting­en und Hettingen, die auf das D2-Netz zurückgrei­fen, konnten ihre Handys fast zwei Wochen lang nur eingeschrä­nkt nutzen.
FOTO: BERND THISSEN/DPA Kein Netz: Mobilfunkk­unden in Gammerting­en und Hettingen, die auf das D2-Netz zurückgrei­fen, konnten ihre Handys fast zwei Wochen lang nur eingeschrä­nkt nutzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany