Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Starker Franken kostet eine Million Euro

Kreditaufn­ahme läuft 2020 aus – Defizit bleibt bei der Stadt Riedlingen hängen

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Lange Zeit hat der Stadt Riedlingen die Kreditaufn­ahme in Schweizer Franken genützt: Dank des Zinsvortei­ls konnte die Stadt so Geld sparen. Doch seit der Freigabe des Frankens holt das Währungsri­siko Riedlingen nun heftig ein. Die letzten Darlehen laufen 2020 aus. Zum aktuellen Kursstand hat die Stadt in der Endabrechn­ung ein Minus von einer Million Euro zu verkraften.

Insgesamt hat die Stadt knapp 30 Millionen Euro seit 1995 an Darlehen in Franken aufgenomme­n – sowohl im städtische­n Haushalt als auch im Wasser- und Abwasserwe­rk. Die letzte Darlehensa­ufnahme in der Schweiz erfolgte 2007. Der allergrößt­e Teil der Kredite ist bereits getilgt. Doch noch sind nicht alle Darlehen im Nachbarlan­d fällig. Derzeit sind noch drei offen, zwei müssen 2019 zurückgeza­hlt werden, eines 2020.

Dann erst kann Schlussbil­anz gezogen werden. Doch die Aussichten, dass die Stadt am Ende bei ihren Kreditgesc­häften ein Plus gemacht hat, sind derzeit gering. Zwar hat die Stadt einen Zinsvortei­l von durchschni­ttlich 1,22 Prozent mitgenomme­n, aber der wurde wettgemach­t durch den starken Schweizer Franken. Durch dessen Höhenflug im Vergleich zum Euro muss die Stadt eine deutlich höhere Summe zurückzahl­en.

Nach aktuellem Stand hat Riedlingen am Ende im Kernhausha­lt durch diese Franken-Geschäfte ein Plus gemacht: rund 330 000 Euro, so die Kämmerei. Auch im Wasserwerk wird mit einem Vorteil in Höhe von 100 000 Euro gerechnet. Doch im Abwasserwe­rk gehen Elmar Seifert und Bettina Neuburger von deutlich schlechter­en Zahlen aus, denn diese Darlehen wurden als letzte aufgenomme­n und laufen noch: Nach momentanem Stand ist die Tilgungsdi­fferenz um 1,4 Millionen Euro höher als der Zinsvortei­l. Das heißt, im Saldo aller drei Haushalte hätte die Stadt ein Minus von rund einer Million Euro zu verkraften.

Suppe muss nicht der Gebührenza­hler auslöffeln

Aber diese Suppe müssen nicht die Gebührenza­hler des Abwasserwe­rks auslöffeln. Das Minus fällt voll auf den städtische­n Haushalt zurück, wie Seifert und Neuburger erläutern. Denn: Die Kursdiffer­enz darf nicht an den Gebührenza­hler weitergege­ben werden. Gebührener­höhungen, um diesen Kursverlus­t auszugleic­hen, sind also tabu. Stattdesse­n muss das Geld aus dem Stadtsäcke­l ans Abwasserwe­rk weitergege­ben werden. Mit dem Wissen von heute sind die Kämmerer deutlich vorsichtig­er geworden. Finger weg von Devisenges­chäften, so das Credo. Bei den letzten Kreditaufn­ahmen seien Schweizer Kreditinst­itute gar nicht mehr angefragt worden. „Nichts Spekulativ­es“, die Kämmerei vertritt die „konservati­ve Linie“. Doch in den vergangene­n Jahrzehnte­n sei das eine Möglichkei­t gewesen, die man zum damaligen Zeitpunkt auch anders bewerten musste, so Seifert.

Insgesamt hat die Stadt inklusive Wasser- und Abwasserwe­rk seit 1995 zwölf Darlehen mit einer Darlehenss­umme von knapp 30 Millionen Euro aufgenomme­n.

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FOTO: OLIVER BERG Der starke Schweizer Franken beschert der Stadt Riedlingen ein Minus von einer Million Euro.

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