Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kreis Sigmaringen ist Vorreiter bei der Schulsozialarbeit
Seit 20 Jahren helfen Schulsozialarbeiter – Seit zehn Jahren gibt es die Jugendberufshilfe an den beruflichen Schulen
KREIS SIGMARINGEN (sz) - Inzwischen ist die Schulsozialarbeit aus dem Schulleben nicht mehr wegzudenken. Vor 20 Jahren hat der Kreis Sigmaringen an seinen Beruflichen Schulzentren in Sigmaringen und Bad Saulgau damit begonnen und ist damit einer der Vorreiter in diesem Bereich. Der Landkreis als Schulträger und das Team im Haus Nazareth blicken auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit in den vergangenen 20 Jahren zurück. Auch die Jugendberufshilfe kann bereits auf ihr zehnjähriges Bestehen zurück blicken.
Impulsgeber für die Einrichtung der Schulsozialarbeit waren die Schulleitungen der beruflichen Schulen, die mit der Schilderung der vielfältigen Probleme in ihrer Schülerschaft sich an den Schulträger, an den Kreis gewendet hatten und auf offene Ohren trafen. Zu Beginn des Schuljahres 1998/99 wurden daher zwei Personalstellen geschaffen, eine für Sigmaringen und eine für Bad Saulgau. Mit der Umsetzung wurde das Haus Nazareth betraut. Sozialarbeiter Klaus Kappeler wurde vor 20 Jahren mit der Aufbauarbeit in Sigmaringen betraut. Sein Rückblick fällt positiv aus:
„Für das Kinderheim Haus Nazareth, das mit seinen sozialpädagogischen Fachkräften von Beginn an als Partner des Landkreises mit im Boot ist, war die Schulsozialarbeit an den beruflichen Schulen damals ein relativ neues Tätigkeitsfeld. Entscheidender Unterschied zu den weiterführenden Schulen ist hier der Wechsel von der Schule in den Beruf und die Kooperation mit Ausbildungsbetrieben“, so Kappeler.
Die Schulsozialarbeit wurde auf alle beruflichen Schulen im Kreis ausgedehnt und mit zweieinhalb Stellen ausgestattet: Lucia Biniecki teilt sich ihre Vollzeitstelle auf die Helene-Weber-Schule und die WilliBurth-Schule im beruflichen Schulzentrum Bad Saulgau auf. In Sigmaringen betreut Kathrin Römer die Bertha-Benz-Schule, Angela Uhlig die Ludwig-Erhard-Schule. Die Bandbreite der Tätigkeitsfelder reicht von persönlicher Einzelberatung in Krisensituationen über die Wegweiserfunktion für Eltern und Lehrkräfte bis zu Präventions- und erlebnispädagogischen Gruppenangeboten.
Der Rektor der Willi-Burth-Schule Bad Saulgau und heutige geschäftsführende Schulleiter Egbert Härtl ergriff gemeinsam mit dem damaligen Sozialdezernenten FranzJosef Schnell vor zehn Jahren die Initiative für die Einrichtung der Jugendberufshilfe. „Uns war klar, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler den Übergang in die Ausbildung nicht alleine schaffen würden, und dass sie mehr Unterstützung bei der Bewältigung der Anforderungen von Betriebspraktika brauchen als ihnen die Schule allein geben kann.“
Ungefähr 30 Schüler an jedem Standort soll die Jugendberufshilfe ganz intensiv beraten und auf dem Weg in die Ausbildung unterstützen – aber es sind deutlich mehr, die an die Tür klopfen und nach Information und Beratung fragen. „Das ist ein wenig unser Dilemma“, berichtet Viktoria Scherer, „Wir machen unser Angebot an der Schule bekannt, aber je bekannter wir sind, desto mehr Anfragen kommen auf uns zu.“
Bisher ist es jedoch mit viel persönlichem Engagement gelungen, diese Herausforderung gut zu bewältigen. Haben Jugendliche das Angebot der Jugendberufshilfe einmal als unterstützend erfahren, kommen sie vielfach wieder. Läuft es beispielsweise in der Ausbildung nicht reibungslos, kann die Jugendberufshilfe vermittelnd zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildenden eingreifen und einen Ausbildungsabbruch verhindern.