Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hier oben ist es schön still

Die Archäologi­sche Wanderung führt auf den Ennetacher Berg – Wanderer treffen maximal auf Landwirte

- Von Jennifer Kuhlmann

ENNETACH - „Ein römischer Soldat ist am Tag zwischen 20 und 30 Kilometer marschiert und hatte dabei oft noch 30 Kilogramm Gepäck dabei.“Dank dieser Informatio­n auf der Tafel vor dem ehemaligen Römermuseu­m in Ennetach fühle ich mich angesichts der vor mir liegenden 4,8 Kilometer und lediglich mit der eigenen Handtasche ausgestatt­et doch hinreichen­d motiviert.

Diese Wanderung ist übrigens die älteste der in Mengen ausgewiese­nen und wurde in Verbindung mit dem Museum eingericht­et. Das Museum ist zwar verkauft, aber die beiden Infotafeln dürfen offenbar auf dem Grundstück bleiben. Ich mache mich auf den Weg und habe schon kurz darauf den höchsten Anstieg der Tour vor mir: die Treppen, die auf den Ennetacher Berg führen. Während ich noch überlege, wie es mir in einem römischen Bad gefallen würde, wie es in Ennetach eins gegeben haben soll, entdecke ich einen Bauwagen. Hier trifft sich also ein Teil der Ennetacher Jugend... Ich lasse den Sendemast hinter mir und stelle fest, dass die eine oder andere Infotafel schon etwas verwittert aussieht. Dass hier, wo mir außer einem Landwirt, der auf seinem Acker unterwegs ist, niemand begegnet, vor 2000 Jahren vielleicht an die 500 römische Soldaten gelebt haben, und noch davor auch Kelten, und der Berg ein strategisc­h wichtiger Ort war, ist gerade irgendwie schwer vorstellba­r. Auch die Quelle, an der ein Weihestein für den Heilsgott Apollo Grannus aufgestell­t wurde, gibt es längst nicht mehr.

Der Mais ist schon geerntet

Vorbei an schwer tragenden Apfelbäume­n und den ersten herabfalle­nden Bucheckern geht es weiter in Richtung Harthöfe. Wäre der Mais nicht schon geerntet worden, ginge es fast mitten hindurch. Ich bewundere einige bunt bemalte Konservend­osen auf Zaunpfähle­n. Jetzt, wo die Bundesstra­ße nicht mehr zu hören ist, wird es traumhaft still. Jetzt noch etwas mehr Sonne und dann in einem der abgezäunte­n Bereiche unter einem Apfelbaum sitzen. So lässt es sich vermutlich aushalten. Pferde sind beim Birkenhof gerade keine zu sehen, aber vielleicht arbeiten auch gerade alle. Ein Hinweissch­ild ist umgekippt, aber ich weiß auch so, wo es zurück nach Ennetach geht.

Letztlich liegt meine Zeit irgendwo zwischen den auf der ersten Infotafel veranschla­gten zwei bis zweieinhal­b Stunden und der von Wirtschaft­sförderer Manuel Kern berechnete­n einen Stunde und 16 Minuten. Dabei kommt es wahrschein­lich nicht nur auf die Fitness des Wanderers an, sondern auch darauf, wie genau er die Informatio­nen zur Geschichte auf dem Ennetacher Berg auf den Tafeln studiert. Wiederholu­ngstäter werden das gewiss nicht jedes Mal tun.

 ?? FOTOS: JENNIFER KUHLMANN ?? Auf dem Archäologi­schen Wanderweg in Ennetach geht es von einer Informatio­nstafel zur nächsten. Der Wanderer kommt am Weihestein für Apollo Grannus (oben links) und hübsch bemalten Konservend­osen vorbei und hat einen netten Ausblick auf Scheer.
FOTOS: JENNIFER KUHLMANN Auf dem Archäologi­schen Wanderweg in Ennetach geht es von einer Informatio­nstafel zur nächsten. Der Wanderer kommt am Weihestein für Apollo Grannus (oben links) und hübsch bemalten Konservend­osen vorbei und hat einen netten Ausblick auf Scheer.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany