Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hier oben ist es schön still
Die Archäologische Wanderung führt auf den Ennetacher Berg – Wanderer treffen maximal auf Landwirte
ENNETACH - „Ein römischer Soldat ist am Tag zwischen 20 und 30 Kilometer marschiert und hatte dabei oft noch 30 Kilogramm Gepäck dabei.“Dank dieser Information auf der Tafel vor dem ehemaligen Römermuseum in Ennetach fühle ich mich angesichts der vor mir liegenden 4,8 Kilometer und lediglich mit der eigenen Handtasche ausgestattet doch hinreichend motiviert.
Diese Wanderung ist übrigens die älteste der in Mengen ausgewiesenen und wurde in Verbindung mit dem Museum eingerichtet. Das Museum ist zwar verkauft, aber die beiden Infotafeln dürfen offenbar auf dem Grundstück bleiben. Ich mache mich auf den Weg und habe schon kurz darauf den höchsten Anstieg der Tour vor mir: die Treppen, die auf den Ennetacher Berg führen. Während ich noch überlege, wie es mir in einem römischen Bad gefallen würde, wie es in Ennetach eins gegeben haben soll, entdecke ich einen Bauwagen. Hier trifft sich also ein Teil der Ennetacher Jugend... Ich lasse den Sendemast hinter mir und stelle fest, dass die eine oder andere Infotafel schon etwas verwittert aussieht. Dass hier, wo mir außer einem Landwirt, der auf seinem Acker unterwegs ist, niemand begegnet, vor 2000 Jahren vielleicht an die 500 römische Soldaten gelebt haben, und noch davor auch Kelten, und der Berg ein strategisch wichtiger Ort war, ist gerade irgendwie schwer vorstellbar. Auch die Quelle, an der ein Weihestein für den Heilsgott Apollo Grannus aufgestellt wurde, gibt es längst nicht mehr.
Der Mais ist schon geerntet
Vorbei an schwer tragenden Apfelbäumen und den ersten herabfallenden Bucheckern geht es weiter in Richtung Harthöfe. Wäre der Mais nicht schon geerntet worden, ginge es fast mitten hindurch. Ich bewundere einige bunt bemalte Konservendosen auf Zaunpfählen. Jetzt, wo die Bundesstraße nicht mehr zu hören ist, wird es traumhaft still. Jetzt noch etwas mehr Sonne und dann in einem der abgezäunten Bereiche unter einem Apfelbaum sitzen. So lässt es sich vermutlich aushalten. Pferde sind beim Birkenhof gerade keine zu sehen, aber vielleicht arbeiten auch gerade alle. Ein Hinweisschild ist umgekippt, aber ich weiß auch so, wo es zurück nach Ennetach geht.
Letztlich liegt meine Zeit irgendwo zwischen den auf der ersten Infotafel veranschlagten zwei bis zweieinhalb Stunden und der von Wirtschaftsförderer Manuel Kern berechneten einen Stunde und 16 Minuten. Dabei kommt es wahrscheinlich nicht nur auf die Fitness des Wanderers an, sondern auch darauf, wie genau er die Informationen zur Geschichte auf dem Ennetacher Berg auf den Tafeln studiert. Wiederholungstäter werden das gewiss nicht jedes Mal tun.