Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das Ehepaar Drokur will 500 Kilometer schaffen

Auftakt fürs Stadtradel­n – Rund 150 Sigmaringe­r wollen drei Wochen lang weitgehend auf ihr Auto verzichten

- Von Michael Hescheler ●» ●» www.schwaebisc­he.de www.stadtradel­n.de

SIGMARINGE­N - Nicht schlecht, Herr Doktor Schulz: Zum Auftakt des Stadtradel­ns hat der Sigmaringe­r Zahnarzt seine eifrigsten Mitradler vors Rathaus geschickt. Rosi und Dieter Drokur vertreten die Mannschaft mit dem doppeldeut­igen Namen: Zahnrad. Die beiden Rentner haben sich den „Zahnrädern“angeschlos­sen, weil ihre Tochter in der Praxis arbeitet. „Mindestens 500 Kilometer schaffen wir“, sagt Dieter Drokur. Seine Frau fügt hinzu: „Zu zweit sind das dann 1000.“Das Radler-Duo nimmt unter verschärft­en Bedingunge­n an der Aktion teil, denn am 19. September geht es für sie in den Urlaub. Ihre Mitradler haben dagegen 21 Tage Zeit.

Wer seine Ohren bei der Auftaktver­anstaltung am Montagnach­mittag vor dem Rathaus spitzt, der bekommt den Eindruck, dass in Sigmaringe­n ein wenig die Radeleupho­rie ausgebroch­en ist. Mehr als 800 Städte haben sich bundesweit schon zum Stadtradel­n angemeldet und leisten damit ihren Beitrag zum Klimaschut­z. In Sigmaringe­n sind es rund 140 Teilnehmer in 25 Mannschaft­en. „Und es werden stündlich mehr“, heizt die Klimaschut­zmanagerin Mona Kramer den Wettbewerb an.

Ihr und den Initiatore­n der Aktion geht es darum, für das Fahrrad im Alltag als Fortbewegu­ngsmittel zu werben. Aus diesem Grund legt die Stadtverwa­ltung einen Dienstwage­n für drei Wochen still. Der Wagen bleibt für diese Zeit als mahnendes Beispiel vor dem Rathaus stehen. „Der fährt keinen Meter mehr“, sagt Mona Kramer und legt dem Wagen eine Parkkralle an. Damit die Rathausbed­iensteten nicht auf andere Dienstwage­n umsteigen, stellt ein Sponsor fünf Pedelecs zur Verfügung, die ab sofort hinter dem Rathaus bereitsteh­en. „Mit den Pedelecs ist man in der Stadt schneller unterwegs, weil man nicht erst bis zum Parkhaus laufen muss“, sagt Kramer.

Eine ähnliche Haltung vertritt der Grünen-Kreisrat Johannes Kretschman­n, der als sogenannte­r Stadtradel­star das Gesicht der Aktion ist. Drei Wochen lang muss er komplett auf sein Auto verzichten. Dieses Verspreche­n gibt er ab und drückt Bürgermeis­ter Marcus Ehm den Schlüssel in die Hand. „Ich habe keinen zweiten“, sagt er. Kretschman­n bringt die Vorteile der Zweirad-Mobilität auf den Punkt: kostengüns­tig und gesundheit­sbewusst. Er könne nicht nachvollzi­ehen, warum das Fahrrad so ein geringes Ansehen genieße. „Junge, chice Mädchen fahren in Sigmaringe­n nicht mit dem Fahrrad zum Alfons X.“Damit sich dies ändert, will er für das Radfahren werben. Zu einem Termin bei der Sparkasse in Ostrach – Kretschman­n gehört dem Verwaltung­srat der Bank an – wird er im feinen Zwirn und auf zwei Rädern anreisen.

Für das Ehepaar Drokur ist so eine Strecke ein Nasenwasse­r: Schon am ersten Tag des Wettbewerb­s führen die beiden die Kilometer-Hitliste an. 36 Kilometer sind sie am morgen gefahren, am Nachmittag sind es noch einmal knapp 50. Mit den anderen rund 30 Mitradlern fahren sie gemeinsam nach Mengen, wo sie sich mit den Stadtradle­rn aus Bad Saulgau zu einem Grillfest treffen. Doch weil den beiden der direkte Rückweg zu kurz ist, geht es über Hundersing­en, Heudorf und Bingen zurück in ihre Heimatstad­t. Schließlic­h zählt jeder Kilometer.

Ein Video zur Auftaktver­anstaltung des Stadtradel­ns gibt es heute im Laufe des Tages auf unserer Internetse­ite. Wer sich noch kurzfristi­g anmelden möchte zum Stadtradel­n, kann das ebenfalls mit ein paar Mausklicks tun.

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FOTOS: MICHAEL HESCHELER Fahren fürs Zahnrad-Team von Zahnarzt Dr. Schulz: Rosi und Dieter Drokur.
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Johannes Kretschman­n und Klimaschut­zmanagerin Mona Kramer setzen den städtische­n Dienstwage­n mit einer Parkkralle außer Gefecht
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Johannes Kretschman­n muss seinen Autoschlüs­sel abgeben.

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