Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kulturphilosophisches Kraxeln überm Königssee
Unterwegs mit der Wanderakademie im 40 Jahre alten Nationalpark Berchtesgaden
Ganz ehrlich?“Hansi Stöckl schaut die Berlinerin an, wartet auf ihr Nicken und legt los. „Ihre Schuhe sind o.k., die Jeans na ja, aber der Rucksack geht gar nicht.“Er sagt auch gleich warum. „Wenn’s regnet, haben Sie keine Freude daran.“Auch über den Inhalt lässt er sich aus und gibt Ratschläge, was sein muss („Wasserflasche, aber nicht ständig dran nippeln“) und was nicht („zu viele Klamotten“). Er erzählt, dass seine Kundschaft heutzutage „eher über- als unterausgerüstet ist und längst niemand mehr mit Flip-Flops wandern geht“. Knöchelhohe Wanderschuhe müssten allerdings nicht unbedingt sein. „Wer viel läuft und trittsicher ist, kann auch mit Halb- oder sogenannten Zustiegsschuhen weit kommen.“Apropos Trittsicherheit: Die könne durchaus geübt und auch im fortgeschrittenen Alter noch verbessert werden. Und dann macht er Übungen mit seiner kleinen Mannschaft, lässt sie steile, große Felsen hinuntergehen und ermuntert jeden Einzelnen: „Hände weg, nicht nach hinten lehnen, eher nach vorn. Verlasst Euch auf Euren Körper und auf die Sohlen – die halten schon.“
Alpines Wandern lernen
Stöckl und sein Kollege Jens Badura sind Bergführer bei der Bergsteigerschule Watzmann in Schönau am Königssee und stellen das neue Angebot namens „ready to go“vor. Alpines Wandern soll gelernt werden und zwar von Grund auf. Sogar alte Wanderprofis können von den beiden noch Neues erfahren. Dazu gehört nicht nur der Umgang mit Schuhen und Stöcken („Wer grundsätzlich immer Stöcke benützt, bei dem verkümmert die Trittsicherheit“), sondern auch Kartenlesen, Planzeiger anwenden und ein bisschen Bergphilosophie. Badura ist nämlich nicht nur Bergführer, sondern auch habilitierter Kulturphilosoph und spricht außer über HöhenmesserKalibrierungen und der optimalen Einteilung von Marschzeiten („Man darf auch mal umkehren“) viel über Respekt und das teils recht schwierige Verhältnis von Mensch und Berg. Bergkulturbüro nennt er das von ihm