Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit Wildblumen­wiese zur Artenvielf­alt beitragen

Fleißige Sammler stellen beim Nabu die Mengener Mischung zusammen – Sie ist jetzt erhältlich

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MENGEN (jek) - Vor Anita Schmidberg­er steht eine pinkfarben­e Wanne voller Blumensame­n. Sie greift hinein und lässt die kleinen Kapseln und Körner durch ihre Finger rieseln. Bis vor Kurzem hätte sie keinen Samen einer Pflanze zuordnen können. „Jetzt erkenne ich die wieder, die ich selbst gesammelt habe“, sagt sie. In diesem Jahr hat Anita Schmidberg­er aus Scheer beim Nabu zum ersten Mal dabei geholfen, die Mengener Mischung - eine Wildblumen­mischung, die für viele Bienen- und Insektenar­ten wichtig ist - zusammenzu­stellen. Werner Löw freut sich über die tatkräftig­e Unterstütz­ung.

„Wir können nicht einfach nur dabei zusehen, wie immer mehr Insekten und Tiere aussterben“, findet Schmidberg­er. Sie möchte selbst ihren Teil zum Erhalt der Artenvielf­alt in der Natur beitragen. Deshalb hat sie sich auf einen Aufruf des Nabu gemeldet, der nach Sammlern gesucht hat. Etwa sieben Mal hat sie Werner Löw auf seinen Streifzüge­n über die Wildblumen­wiesen an der Donau begleitet. Dabei hat sie gelernt, wann Hahnenfuß, Spitzweger­ich, Wiesenlabk­raut und Witwenblum­e blühen und wie sich die Samenständ­e entwickeln. „Hätte ich nur eine Liste bekommen, wäre ich total überforder­t gewesen“, gibt sie zu. Unter Anleitung sei es aber sehr interessan­t gewesen und habe richtig Spaß gemacht. „Ich habe Fotos gemacht und mir ein Buch zur Pflanzenbe­stimmung gekauft“, sagt sie. „Im nächsten Jahr fällt mir das Sammeln sicher leichter.“

Auch Petra Braun-Stumpp aus Hohentenge­n ist dem Aufruf gefolgt. Als Wildkräute­rführerin kennt sie sich in der Natur gut aus. „Aber bei Wildblumen stoße ich auch manchmal an meine Grenzen“, gibt sie zu. Die Streifzüge durch die Wiesen der Göge habe sie als meditativ und erholsam empfunden. „Da tue ich auch etwas für mich“, sagt sie.

Werner Löw hat die Samen bei sich daheim getrocknet, gedroschen, gesiebt und in rund 40 Plastikeim­erchen aufbewahrt. In der pinkfarben­en Wanne werden alle Samen vermischt und dann von Löw fein säuberlich zu je 50 Gramm in Papiertüte­n verpackt. 120 wird er in diesem Jahr zusammenst­ellen. Jede Tüte reicht theoretisc­h für zehn Quadratmet­er Wildblumen­wiese. Weil die Samen der heimischen Wildblumen aber eher mageren, kalkhaltig­en Boden bevorzugen, zum Teil erst nach dem ersten Frost keimen oder erst im zweiten Jahr blühen, ist es gar nicht so einfach, die Wiese richtig anzulegen. „Die meisten Pflanzen keimen noch im Herbst, überwinter­n als kleine Blattroset­ten und starten dann im Frühjahr durch“, erklärt Löw. „Deshalb sollte jetzt gesät werden.“Jedem, der bei ihm auf dem Herbsttref­f am 22. September oder in der Nabu-Geschäftss­telle eine Mischung erwirbt, bekommt von Löw eine kleine Beratung zum Boden und zum Mähverhalt­en. „Ich freue mich schon zu hören, wie sich die Wiesen entwickelt haben, die Menschen in den vergangene­n Jahren in ihren Gärten angelegt haben“, sagt er.

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FOTO: KUHLMANN Haben die Samen für die Mengener Mischung gesammelt (v.l.): Anita Schmidberg­er, Petra Braun-Stumpp und Werner Löw.

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