Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Heimat ist ein vielschichtiger Begriff
Mundartabend im Meßkircher Schlosskeller in der Reihe Kulturlandschaft Obere Donau
MESSKIRCH - Was ist Heimat? Ist es die Region, eine Landschaft, ein Gefühl oder eine Erinnerung? Heimat ist auf jeden Fall auch unser „Mischmasch-Dialekt“, wie Diane Kopp, Schriftführerin der Museumsgesellschaft Meßkirch bei ihrer Begrüßung des Publikums zusammen mit Lilo Braun festgestellt hat.
In der Veranstaltungsreihe Kulturlandschaft 2018 Obere Donau hat die Museumsgesellschaft Meßkirch am Donnerstagabend einen schwäbischen Abend mit unterschiedlichen Mundart-Künstlern und unter dem Motto „Heimat“veranstaltet. Theaterpädagogin und Autorin Lilo Braun führte an diesem Abend durch das bunte Programm.
Der Schlosskeller im Schloss Meßkirch war so voll, dass es nur noch Stehplätze gab – und dem Publikum wurde auch ordentlich etwas geboten. Insgesamt zehn Künstler hatten bei ihrem Auftritt zwischen fünf bis zehn Minuten Zeit, um das Publikum mit Witzen zum Lachen zu bringen oder mit wissenschaftlichen oder sentimentalen Beiträgen zum Nachdenken anzuregen.
Die Mischung hätte besser nicht sein können. Auf die Frage, warum Lilo Braun sich ausgerechnet dieses Motto ausgesucht hatte, antwortete die Organisatorin: „Was anderes wäre mir auch einfach nicht eingefallen.“Insgesamt war sie sehr zufrieden mit dem Verlauf des Abends, dem Publikum und ihren Künstlern. „Ich würde sofort mit der Truppe auf Tour gehen“, sagt sie lachend.
Nachdem die ehemalige Rohrdorfer Lehrerin Irmgard Ehjeij einige Schwänke aus dem damaligen Schulleben erzählt hatte, regte der ehemalige Leibertinger Bürgermeister Heinrich Güntner mit seiner sentimentalen Definition von Heimat und dem Problem der unterschiedlichen Dialekte, die sich schon unterscheiden, sobald man seinen Ort verlässt, zum Nachdenken an.
Eher nachdenklich waren auch Werner Fischer und Armin Heim, die jeweils versuchten eine eigene Definition zum allumfassenden Heimatbegriff zu geben. Den Zuschauern wurde bewusst, wie schwierig der Begriff „Hoimet“tatsächlich ist, der nur im Deutschen und vor allem im Schwäbischen so allumfassend genutzt wird.
Schlachtfest und Kartoffelernte
Manfred Haug und Helmut Seeger brachten dahingegen ihr Publikum mit Geschichten über ein Schlachtfest oder das Kindheitstrauma der Kartoffelernte dazu, Tränen zu lachen. Musikalische Unterstützung boten Andreas Musen vom ImproTheater Spieltrieb Sigmaringen mit seinem akustischen Spiel „Ich bin Heimat“sowie Holger Schank, der seine Heimatliebe in Gedichtform vortragen konnte und sich dabei selbst kräftig mit einer Tuba unterstützte.
Carola Riester präsentierte dem Publikum einen selbsterstellten Kurzfilm, der ebenfalls zum Nachdenken anregte. Abgeschlossen wurde das Ganze schließlich von „den drei Glatzköpfen mit einem Akkordeon“, wie Lilo Braun die Gruppe feierlich anmoderierte. Ganz nach dem Motto „Dahoim isch oifach schee“über die Heimat und die Heimatlosigkeit stimmten sie das Publikum ein, den Abend noch gemeinsam ausklingen zu lassen. Am Ende ging wohl jeder der Zuschauer mit seinem ganz eigenen Eindruck und eigenem Bild von Heimat nach Hause.