Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Binger Kapelle geht bei Trachtenzug mit
Die Zusage fürs Münchner Oktoberfest kam für die Musiker überraschend.
BINGEN - Was für eine Nachricht: Die Musikkapelle Bingen-Hitzkofen darf am kommenden Sonntag beim traditionellen Trachten- und Schützenzug mitlaufen, der als einer der Höhepunkte des Münchner Oktoberfestes gilt. Bürgermeister Jochen Fetzer wird die Kapelle als Taferlträger anführen. Oskar Rauser, langjähriges Vorstandsmitglied der Musikkapelle, hat das Ganze über Beziehungen nach München gewissermaßen eingefädelt. Dass es aber wirklich funktioniert: „Daran haben wir nicht geglaubt, mit unserer Halbtracht hatten wir eigentlich wenig Chancen“, sagt er. „Für uns ist das ein derartig herausragendes Ereignis, so etwas kommt wahrscheinlich nie wieder.“
Das Spektakel ist am Sonntag im Fernsehen zu sehen, die ARD überträgt ab 10 Uhr live. Alljährlich verfolgen weltweit mehr als eine Million Zuschauer das farbenfrohe Ereignis. 9000 Mitwirkende, gegliedert in 60 Zugnummern, ziehen vom Maxmonument durch die Münchner Innenstadt zur Theresienwiese und präsentieren dabei die Vielfalt von Trachten, Musiken, Brauchtum und Volkstanz. Die Musikkapelle BingenHitzkofen läuft unter der Zugnummer 39 und ist in der Liveübertragung zwischen 11.15 und 11.25 Uhr zu sehen. Um pünktlich da zu sein, fährt der Bus in Bingen um 4.15 Uhr los.
Der Festring München überlässt beim Umzug nichts dem Zufall
Alles ist minutiös geplant, dem Zufall überlassen wird nichts. Kaugummis, Sonnenbrillen, sichtbare Tattoos, modische Armbanduhren oder offen getragene Haare: All das ist vonseiten des Veranstalters unerwünscht. In seinen Teilnahmevoraussetzungen für den Trachten- und Schützenzug macht der Festring München exakte Angaben zum Erscheinungsbild der Teilnehmer. Für die Binger ist das aber natürlich zweitrangig: Die Freude über die Zusage aus der bayerischen Landeshauptstadt ist riesig. Denn den Gruppen, die zum Zug zugelassen werden, „stehen Unmengen Bewerbungen gegenüber“, sagt Rauser. „Ohne Beziehungen kommt man da nicht rein.“Die Kapelle ist mit 55 Männern und Frauen beim Umzug dabei. Sie hat fünf Märsche angemeldet und weiß auch schon genau, welchen sie spielt, wenn die Fernsehkameras auf sie gerichtet sind: „Unser Schwabenland“.
„Für uns ist es eine große Ehre, Baden-Württemberg in München vertreten zu dürfen“, sagt Rauser. Auch Bürgermeister Jochen Fetzer freut sich darauf, die Tafel vorneweg tragen zu dürfen – zuletzt hat er das vor elf Jahren in Bingen am Rhein gemacht. „Sie haben mich gefragt, ob ich mitgehe, und ich habe gern zugesagt“, sagt Fetzer.
Viele deutsche Bundesländer sind am Sonntag mit Trachten und Musikgruppen vertreten; außerdem nehmen Gäste aus Österreich, Südtirol, Italien, der Schweiz, Polen, Serbien, Litauen sowie Bosnien und Herzegowina am sieben Kilometer langen Umzug teil. In bunter Folge wechseln sich festlich gekleidete Trachtler mit Musikkapellen, historischen Trachtengruppen, Sportund Gebirgsschützen, Spielmannsund Fanfarenzügen sowie bunten Fahnenschwingern ab. Auch die Prachtgespanne der Münchner Brauereien sowie zahlreiche geschmückte Festkutschen und Festwagen mit Handwerks- und Brauchtumsdarstellungen werden zu sehen sein; nicht zu vergessen einzigartige und weltberühmte Trachten.
Der Zug wird traditionell hoch zu Ross vom Münchner Kindl angeführt. Dieses Ehrenamt führt seit dem vergangenen Jahr Viktoria Ostler aus. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter sowie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nehmen in ihren Festkutschen am Trachten- und Schützenzug teil.
Der Trachten- und Schützenzug in München fand im Jahr 1835 zum
ersten Mal zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern und dem 25-jährigen Bestehen des Oktoberfestes statt.