Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
70 Prozent des Brennholzes wachsen im Kreisgebiet
Grüne Landespolitiker überzeugen sich in Scheer davon, wie der ländliche Raum von Europa profitieren kann
SCHEER - Dass Europa mehr ist als die neue Datenschutzverordnung oder andere Richtlinien, davon haben sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe Europa der Grünen im Landtag am Montag in Scheer überzeugt. Bei einem Besuch der F. Zirn Brennstoffe GmbH lernten sie ein Unternehmen kennen, das dank des Leader-Programms unmittelbar von Europa profitiert hat. Im Jahr 2011 wurde eine Trocknungsanlage für Holz realisiert, die mit der Abwärme der benachbarten Biogasanlage der Landwirte Martin und Andreas Kleiner arbeitet.
Die fünf Fraktionskollegen, die die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden in ihren Wahlkreis mitgebracht hatte, blickten sich zunächst kritisch im Verkaufsraum des Abholmarktes in Scheer um. „Wir sind ganz klar für die Einsparung von Kohlendioxid und die sinnvolle Nutzung erneuerbarer Energien“, betonte etwa Josha Frey aus Lörrach, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe. Die Braunkohlebriketts, die Zirn verkauft, würden in diese Politik nicht hineinpassen. Hier konnte Geschäftsführer Claus-Dieter Zirn allerdings Entwarnung geben. „Die Paletten, die sie hier sehen, reichen sicher für ein Jahr“, sagte er. In neuen Öfen dürften diese Briketts gar nicht mehr verfeuert werden. „Die holen ältere Leute, die noch alte Feuerstellen haben.“
Beim Verfeuern von Holz gelte generell: „Was ich in den Ofen hineinschiebe, kommt auch zum Kamin wieder heraus“, sagte Zirn. Qualitätsmerkmal für Brennholz sei deshalb, dass ein Holz bei maximaler Trockenheit trotzdem noch Gewicht habe. „Dann brennt es lange und sauber.“
Seit das Unternehmen sein Brennholz dank eigener Trockenkammern selbst herstelle, sei die Qualität gleichbleibend gut. Bis zu drei Tagen bleibt das Holz in der Anlage auf dem Hipfelsberg, die durch die Abwärme der Kleiner’schen Biogasanlage beheizt wird. „Das Holz, das wir verwenden, kommt zu 70 Prozent aus dem Kreis Sigmaringen, der Rest aus den angrenzenden Kreisen“, sagte Zirn. „Ich könnte das Holz günstiger in Russland einkaufen und hierher transportieren lassen, die Entscheidung für die Region haben wir aber bewusst gefällt.“
Das Unternehmen arbeitet nur mit zertifizierten Forstbetrieben zusammen. Dass sich Zirn noch mehr auf Holz spezialisiert habe, sei damals von vielen belächelt worden. „Wenn man den heutigen Trend zum Holzofen sieht, haben wir alles richtig gemacht“, sagt Zirn. Auch die Biogasanlage wurde von den Landespolitikern inspiziert. Wohlwollend nahmen sie dabei zur Kenntnis, dass die Kleiners nicht nur Monokulturen auf ihren Feldern haben, sondern neben Mais und Mist auch Silphien und andere Grünpflanzen in ihren Fermenter werfen. „Wir haben 100 Kühe, die mit Gras und Heu versorgt werden müssen, alle übrigen Flächen speisen die Biogasanlage“, erklärt Martin Kleiner die ursprüngliche Idee.
Die Fernwärme wird in den Wintermonaten auch von der Firma Späh in Scheer genutzt. Der eingespeiste Strom könnte rund 1400 Privathaushalte versorgen. „So leisten sie ihren Anteil zur regionalen Energieversorgung“, lobte Andrea Bogner-Unden. „Durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe wird nicht nur etwas im Sinne des Klimawandels getan, sondern es werden auch Ressourcen geschont.“Im gewissen Sinne sei dies auch ein Beitrag zur Vermeidung von Krieg, der in anderen Ländern um Rohstoffe entbrenne.