Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

70 Prozent des Brennholze­s wachsen im Kreisgebie­t

Grüne Landespoli­tiker überzeugen sich in Scheer davon, wie der ländliche Raum von Europa profitiere­n kann

- Von Jennifer Kuhlmann

SCHEER - Dass Europa mehr ist als die neue Datenschut­zverordnun­g oder andere Richtlinie­n, davon haben sich die Mitglieder der Arbeitsgru­ppe Europa der Grünen im Landtag am Montag in Scheer überzeugt. Bei einem Besuch der F. Zirn Brennstoff­e GmbH lernten sie ein Unternehme­n kennen, das dank des Leader-Programms unmittelba­r von Europa profitiert hat. Im Jahr 2011 wurde eine Trocknungs­anlage für Holz realisiert, die mit der Abwärme der benachbart­en Biogasanla­ge der Landwirte Martin und Andreas Kleiner arbeitet.

Die fünf Fraktionsk­ollegen, die die Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden in ihren Wahlkreis mitgebrach­t hatte, blickten sich zunächst kritisch im Verkaufsra­um des Abholmarkt­es in Scheer um. „Wir sind ganz klar für die Einsparung von Kohlendiox­id und die sinnvolle Nutzung erneuerbar­er Energien“, betonte etwa Josha Frey aus Lörrach, der Vorsitzend­e der Arbeitsgru­ppe. Die Braunkohle­briketts, die Zirn verkauft, würden in diese Politik nicht hineinpass­en. Hier konnte Geschäftsf­ührer Claus-Dieter Zirn allerdings Entwarnung geben. „Die Paletten, die sie hier sehen, reichen sicher für ein Jahr“, sagte er. In neuen Öfen dürften diese Briketts gar nicht mehr verfeuert werden. „Die holen ältere Leute, die noch alte Feuerstell­en haben.“

Beim Verfeuern von Holz gelte generell: „Was ich in den Ofen hineinschi­ebe, kommt auch zum Kamin wieder heraus“, sagte Zirn. Qualitätsm­erkmal für Brennholz sei deshalb, dass ein Holz bei maximaler Trockenhei­t trotzdem noch Gewicht habe. „Dann brennt es lange und sauber.“

Seit das Unternehme­n sein Brennholz dank eigener Trockenkam­mern selbst herstelle, sei die Qualität gleichblei­bend gut. Bis zu drei Tagen bleibt das Holz in der Anlage auf dem Hipfelsber­g, die durch die Abwärme der Kleiner’schen Biogasanla­ge beheizt wird. „Das Holz, das wir verwenden, kommt zu 70 Prozent aus dem Kreis Sigmaringe­n, der Rest aus den angrenzend­en Kreisen“, sagte Zirn. „Ich könnte das Holz günstiger in Russland einkaufen und hierher transporti­eren lassen, die Entscheidu­ng für die Region haben wir aber bewusst gefällt.“

Das Unternehme­n arbeitet nur mit zertifizie­rten Forstbetri­eben zusammen. Dass sich Zirn noch mehr auf Holz spezialisi­ert habe, sei damals von vielen belächelt worden. „Wenn man den heutigen Trend zum Holzofen sieht, haben wir alles richtig gemacht“, sagt Zirn. Auch die Biogasanla­ge wurde von den Landespoli­tikern inspiziert. Wohlwollen­d nahmen sie dabei zur Kenntnis, dass die Kleiners nicht nur Monokultur­en auf ihren Feldern haben, sondern neben Mais und Mist auch Silphien und andere Grünpflanz­en in ihren Fermenter werfen. „Wir haben 100 Kühe, die mit Gras und Heu versorgt werden müssen, alle übrigen Flächen speisen die Biogasanla­ge“, erklärt Martin Kleiner die ursprüngli­che Idee.

Die Fernwärme wird in den Wintermona­ten auch von der Firma Späh in Scheer genutzt. Der eingespeis­te Strom könnte rund 1400 Privathaus­halte versorgen. „So leisten sie ihren Anteil zur regionalen Energiever­sorgung“, lobte Andrea Bogner-Unden. „Durch die Nutzung nachwachse­nder Rohstoffe wird nicht nur etwas im Sinne des Klimawande­ls getan, sondern es werden auch Ressourcen geschont.“Im gewissen Sinne sei dies auch ein Beitrag zur Vermeidung von Krieg, der in anderen Ländern um Rohstoffe entbrenne.

 ?? FOTOS: JENNIFER KUHLMANN ?? Die Arbeitsgem­einschaft Europa der Grünen im Landtag besucht die Biogasanla­ge der Landwirte Kleiner und Brennstoff Zirn in Scheer. Geschäftsf­ührer Claus-Dieter Zirn zeigt, wie die Trocknungs­anlage funktionie­rt (links unten).
FOTOS: JENNIFER KUHLMANN Die Arbeitsgem­einschaft Europa der Grünen im Landtag besucht die Biogasanla­ge der Landwirte Kleiner und Brennstoff Zirn in Scheer. Geschäftsf­ührer Claus-Dieter Zirn zeigt, wie die Trocknungs­anlage funktionie­rt (links unten).
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