Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Lenk’sche „Sumpfblütler“
Claudia Roth, Joschka Fischer, Stefan Mappus und Thilo Sarrazin wohnen in Albstadt? Das stimmt nicht, trotzdem sind die vier prominenten Politiker und Ex-Politiker dauerhaft im Albstadter Teilort Ebingen anzutreffen – dank des Bildhauers Peter Lenk, der das Quartett als „Sumpfblüter“entlang des Wasserlaufs in der Oberen Vorstadt verewigt hat.
ALBSTADT-EBINGEN - „Nichts fürchtet der Ehrenwerte mehr als das Gelächter“, sagt der bekannte Bildhauer Peter Lenk. Und gibt die Prominenten, die in sein Fadenkreuz geraten, mit grotesk verzerrten Skulpturen der Lächerlichkeit preis – am liebsten nackt und ungeschützt, fast immer geni(t)al.
Auch Albstadt besitzt ein paar dieser wunderbaren Lenk’schen Skulpturen, bei denen der Künstler – oh Wunder – dieses Mal auf Genitalien verzichtet hat. Die Bronzeplastiken zieren als absolute Blickfänge die Obere Vorstadt im Teilort Ebingen. 160 000 Euro hat die Stadt sich 2011 diese Lenk’schen Kopfergüsse kosten lassen, die er als „Sumpfblütler der jüngeren Vergangenheit“bezeichnet.
Die sechsteilige Figurengruppe zeigt wenig schmeichelhafte Karikaturen der Grünen-Politiker Joschka Fischer und Claudia Roth sowie Stefan Mappus (CDU) und den ExBundesbanker Thilo Sarrazin, die gerade aus den großen Eiern einer Straußendame schlüpfen.
Als frisch geschlüpftes Krokodil „Schnappus“ist BadenWürttembergs Ex-Ministerpräsident Mappus dargestellt. „58 Jahre CDU-Regierungsmacht verzockt zu haben, ist auch denkmalwürdig“, spottet Satiriker Lenk. Ex-Außenminister Fischer modellierte der Bildhauer aus Bodman-Ludwigshafen mit Doppelkinn und aberwitzig dickem Wanst, da er sich inzwischen den großen Konzernen andiene. In einem Bassin zu Füßen der Straußendame liegt Claudia Roth mit prallen Brüsten. Lenk hat die Grünen-Vorsitzende als Baby dargestellt, das neckisch sein Köpfchen hebt. Und neben Mappus schlüpft ein bräsig blickender Mann mit Schnurrbart, unverkennbar Thilo Sarrazin, den Lenk zum „Ausländerbeauftragten“ernennt.
Mit der Figurengruppe „Ausgrabungen“spielt Lenk auf die an archäologischen Fundstellen reiche Umgebung der Stadt auf der Schwäbischen Alb an. Der Vogel Strauß mit Frauenkörper und der fette Molch am anderen Ende stehen für „prähistorische Versuche der Menschwerdung“. Was natürlich auch deren „Kinder“, die Sumpfblüter, dem Menschsein noch meilenweit entrückt.